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2000 Austritte aus der IG Metall

Am 18. August berichtete die unternehmerfreundliche „Wirtschaftswoche“ über angeblich 2000 Austritte aus der IG Metall in Wolfsburg „aus Frust über den jüngsten Tarifabschluss, Tendenz steigend“. Als Quelle wird ein „Medienbericht“ angegeben. Die Verwendung einer anonymen, nicht nachprüfbaren Quelle, hat mit seriösem Journalismus nichts zu tun. Doch die Manipulation geht weiter. „Insidern zufolge könnte diese Zahl in den kommenden Wochen auf 3000 steigen.“ Solche Meldungen haben nur den Zweck, der IG Metall als Gewerkschaft zu schaden. Dem dient auch die Spekulation über einen zu erwartenden „Machtkampf“ innerhalb der IG Metall zwischen der VW-Betriebsratschefin Daniela Cavallo und dem aus der IG Metall ausgetretenen Betriebsrat Frank Patta.

Von gp
2000 Austritte aus der IG Metall
IG-Metall-Aktivistinnen und -Aktivisten in Baden-Württemberg (rf-foto)

Die durch nichts belegte Meldung der WiWo wird sofort von überregionalen Medien aufgegriffen und verbreitet. Nach dem Motto: Wenn alle davon berichten, wird wohl was dran sein. Natürlich ist das ein Fressen auch für die gewerkschaftsfeindliche faschistische AfD. Der niedersächsische AfD-Bundestagsabgeordnete Dirk Brandes griff die Austritte aus der IG Metall auf und verband sie mit einer Werbung für die faschistische Gruppe „Zentrum“ als alternative „Arbeitnehmervertretung“, die nach seinen Worten „wirklich den Arbeitsplatz und nicht die grüne Ideologie im Blick“ habe.¹ Das ist plumpe Demagogie. Denn Zentrum und AfD vertreten mit ihrer völkischen Ideologie nichts anderes als eine faschistische Form der Klassenzusammenarbeit. „Unsere Feinde sind nicht die Unternehmer, sondern die Politikerelite in Berlin“, so sinngemäß der Landesvorsitzende der AfD von Sachsen.

Was ist nun an den 2000 Austritten in Wolfsburg dran?

In den VW-Belegschaften gibt es massive Kritik an dem Tarifabschluss und der Zustimmung der IG-Metall-Führung. Diese Kritik ist voll berechtigt, vor allem weil die Kampfbereitschaft der Beschäftigten von der IG-Metall-Führung nicht genutzt wurde. Doch die Kolleginnen und Kollegen sind dabei, ihre Erfahrungen auszuwerten und Schlussfolgerungen daraus zu ziehen. Sicher gibt es auch Austritte aus der IG Metall. Die Betriebsgruppen der MLPD führen eine Auseinandersetzung mit diesen Kolleginnen und Kollegen. Das ist der falsche Schritt und schwächt die Arbeiter. Kritik muss innerhalb der Gewerkschaft geübt und selber Verantwortung übernommen werden. Alle Austritte aus der IG Metall aber auf die Kritik am Tarifabschluss zurückzuführen, deckt das antigewerkschaftliche Motiv des WiWo Artikels auf.

 

Die örtliche IG Metall hat die Meldung umgehend dementiert. Darin heißt es unter anderem: "Austritte gibt es - wie in jeder großen Organisation - auch bei der IG Metall. Am VW-Standort in Wolfsburg beruhen diese derzeit überwiegend auf planbaren Entwicklungen wie Renteneintritt, Altersteilzeit oder einem Arbeitsplatzwechsel im Rahmen freiwilliger Aufhebungsangebote.“ Das Dementi der Wolfsburger IG Metall wird leider durch einen Mitgliederrückgang als bundesweiter Trend bestätigt. Und das trotz Neuaufnahmen. So berichtete der zweite Bevollmächtigte der Verwaltungsstelle Ruhr Mitte auf der Delegiertenversammlung am 17. September. Auch die Verwaltungsstelle hat im Vergleich zu 2024 über 1400 Mitglieder verloren. „Darin spiegeln sich der Arbeitsplatzabbau und die Kündigung der Mitgliedschaft bei Renteneintritt wider“, heißt es im Bericht des Ortsvorstands.

Zeitpunkt des WiWo-Artikels kein Zufall

Der Zeitpunkt des WiWo-Artikels ist sicher kein Zufall. Steht uns doch ein von der Regierung versprochener „Herbst der Reformen“ bevor. Es wird ein „Herbst der Grausamkeiten“, der alle Gewerkschaften, die Sozialverbände, die Frauen-, Jugend-, Umwelt- und Antifa-Bewegung, alle fortschrittlichen Organisationen, linke und revolutionäre Organisationen und Parteien zu gemeinsamem, aktivem Widerstand herausfordert. Außerdem finden in den Betrieben bereits jetzt die Vorbereitungen für die Betriebsratswahlen 2026 statt. Dort gilt es, gegen Versuche faschistischer Kräfte, in den Betrieben Fuß zu fassen, klar Kante zu zeigen, die Gewerkschaften zu stärken und kämpferische Kräfte zu fördern.