Ford Köln
„Wir geben den Kampf um unsere Jobs und die Zukunft der Jugend nicht auf!“
"Rote Fahne News" dokumentiert im Folgenden die aktuelle Extra-Ausgabe der Zeitung von Kollegen für Kollegen bei Ford Köln, „Scheinwerfer“, die mit dieser Headline erschien.
Dazu muss man wissen, dass zur Urabstimmung bei Ford Köln die Frage gestellt wurde: "Willst Du das Verhandlungsergebnis ablehnen und zur Durchsetzung anderer Forderungen mit allen gewerkschaftlichen Mitteln, einschließlich Streiks, eintreten?" 93,5 Prozent der Kolleginnen und Kollegen, die sich an der Abstimmung beteiligten, kreuzten NEIN an. Allerdings werden auch die 20 Prozent, die sich nicht an der Abstimmung beteiligten, einfach den NEIN-Stimmen zugerechnet. 6,5 Prozent kreuzten JA an. Das war eine sehr bewusste Entscheidung im starken Gegenwind. Auf zuvor verteilten Flugblättern nahm die Tarifkommission der IG Metall massiv Einfluss: "Die Kolleginnen und Kollegen der Tarifkommission Ford-Werke Niehl/Merkenich und FCSD empfehlen Dir einstimmig, mit NEIN zu stimmen." Darunter ein dickes Kreuz im NEIN-Feld.
Der "Scheinwerfer" wertet aus:
"In der Zeitung steht, die Belegschaft nimmt 'den harten Sparkurs samt Personalabbau an' (Kölner Stadtanzeiger, 7.9.2025). NEIN! Der Vernichtung von Arbeitsplätzen und dem Sparkurs hat die Belegschaft nicht zugestimmt. Ford hat uns erpresst! Wassenberg (Marcus Wassenberg, Arbeitsdirektor und Geschäftsführer bei Ford Deutschland - Anm. d. Red.) hat extra die Patronatserklärung der USA beerdigt, um der Belegschaft mit dem großen Hammer INSOLVENZ zu drehen.
In der ganzen Auseinandersetzung seit dem letzten Jahr, mit Warnstreiks, selbstständigen Aktionen und dem tollen 24-Stunden-Streik, hat die Belegschaft gezeigt: Sie ist nicht bereit, die Ford-Pläne einfach so durchkommen zu lassen. Und dieser Kampf ist sicherlich noch nicht vorbei. Gegen die weiteren Abbaupläne von Ford ist unser Widerstand weiterhin gefragt!
Viele hielten das Ergebnis aber für alternativlos. 'Sonst zieht uns Ford komplett über den Tisch und meldet Insolvenz an.' 'Dann stehen wir ohne etwas da.' 'Dann kriegen wir nicht einmal mehr eine Abfindung.' Mit solchen Drohkulissen wurde vor allem ein Gefühl der Angst erzeugt. Aber dass der Vertrag das Beste sei, was wir rausholen konnten, das leuchtet wenigen ein.
Viele haben auch die Schnauze voll von Ungewissheit, fehlender Perspektive und steigendem Arbeitsdruck. Ford jammert, wir seien zu viele und zu teuer. Warum sind wir dann chronisch unterbesetzt? Angeblich, weil wir zu viel krank sind! Ein übles Spiel, das zermürbt. In FN wird versucht, durch Auflösung von Arbeitsplätzen den Leutemangel zu kompensieren. Eine billige Methode, die Ausbeutung zu steigern! Ein Kollege sagt: 'Früher hat es Spaß gemacht, zu arbeiten. Heute ist die Moral kaputt.' Viele Ältere sind kaputt und wollen in den wohlverdienten Ruhestand. Selbst Junge wollen raus und lieber versuchen, irgendwo neu anzufangen. Genau diese Stimmung braucht Ford. Das sind keine 'Managerfehler', es ist die pure Absicht! Psychologische Kriegsführung. Nach dem Motto: Wenn sie nicht mehr hier arbeiten wollen, kämpfen sie auch nicht konsequent um die Arbeitsplätze.
Eigentlich habt ihr recht …
Der Scheinwerfer hatte vorgeschlagen, den Vertrag abzulehnen und den Kampf mit gewerkschaftlichen und, wenn nötig, selbständigen Streiks weiterzuführen. Denn der Vertrag ist ein süßes Gift. Er enthält relativ hohe Abfindungen und bestimmte Garantien. Damit ist Ford der Kampfbereitschaft mit unserem 24-Stunden-Streik entgegengekommen. Aber der Vertrag ermöglicht Arbeitsplatzvernichtung im großen Stil und betriebsbedingte Kündigungen bis zur Abwicklung des ganzen Werkes. Die Kritiken teilen viele Kolleginnen und Kollegen, und es gab eine wachsende und große Sympathie für den Weg des Kampfes.
'Eigentlich' wurde das häufigste Wort. Eigentlich habt ihr recht. Eigentlich müssten wir weiter streiken. Eigentlich müssten wir uns mit den Kollegen von Thyssen usw. zusammentun. Eigentlich sollten wir uns nicht von schlechtem Streikrecht abhalten lassen. … Aber es fehlte oft noch das Selbstbewusstsein, die Zuversicht, die Erfahrung, das Vertrauen und der Mut, diesen Schritt zu gehen.
Es geht in die nächste Runde.
All das ist kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. Ford denkt vielleicht, mit dem Abschluss jetzt in aller Seelenruhe unser Werk Stück für Stück plattmachen zu können. Dabei gehen unsere Kämpfe jetzt in die nächste Runde. So müssen wir gegen die chronische Unterbesetzung in der Fertigung und im Ersatzteillager kämpfen. Wir sind für die zu leistende Arbeit zu wenige. Punkt! Wenn Ford irgendwo 'Überhang' sieht, dann müssen Kollegen halt versetzt, statt rausgetrieben werden!
Alle Pläne, die zweite Schicht im FN abzubauen, müssen vom Tisch! Für die Bereiche, die ausgelagert werden sollen, wird sich noch zeigen, ob die 'Investoren' real sind, oder eine Luftnummer, wie in Saarlouis.
Die Jugend braucht eine Zukunft. Für die Aufstockung der Ausbildungsplätze müssen wir kämpfen.
Die Kräfte stärken.
Das alles reicht aber nicht. Wir haben gespürt, dass es hier nicht nur um Ford geht. Alles hing mit den großen Fragen zusammen. Die Weltwirtschaft steckt in der Krise, alle Autokonzerne und die Art, wie heute auf E-Mobilität umgestellt wird. Der Betriebsrat hat es so dargestellt, als wäre das alles schlimm, aber leider nicht zu ändern. In Verhandlungen vom Kapitalisten etwas holen – das funktioniert nicht mehr. Der ganze verkommene Kapitalismus muss ins Visier genommen werden. Verständnis für deren Krisenlogik hat uns lange genug gehemmt. Machen wir unsere eigene Rechnung auf und stärken wir unsere Kräfte.
- Stärken wir die IG Metall. Betriebsratsspitze und Gewerkschaftsführer haben mit dem Vertrag einen faulen Kompromiss organisiert. Grund waren immer angebliche 'Sachzwänge', wie dass die Autos nicht verkauft werden. Als ob wir deswegen nicht unsere Interessen durchsetzen müssten. Wer darüber wütend ist, darf nicht aus der Gewerkschaft austreten. Wir brauchen die Gewerkschaft als unsere Kampforganisation und müssen die Diskussion über den Weg in der Gewerkschaft weiterführen.
- Schließen wir Arbeiter uns international zusammen. Wurden wir nicht oft genug gegeneinander ausgespielt? Schluss damit. Im November findet die Dritte Internationale Automobilarbeiterkonferenz in Indien mit Autoarbeitern aus der ganzen Welt statt. Am 27. September gibt es eine Spendengala dafür in Köln, wo auch Kollegen von Ford aus Valencia kommen werden.
- Stärken wir die revolutionäre Arbeiterpartei MLPD. Sie hat Erfahrung aus den großen selbstständigen Streiks der letzten Jahrzehnte, organisiert in den Betriebsgruppen Beratung und den Zusammenhalt. Und sie hat einen wissenschaftlichen Plan für eine bessere, eine sozialistische Zukunft.
- Stellen wir unsere Forderungen auf. Arbeitszeitverkürzung auf 30 Stunden pro Woche bei vollem Lohnausgleich erhält Arbeitsplätze, gerade auch für die Jugend. Gleichwertige Ersatzarbeitsplätze, zum Beispiel in der Umwelttechnik. All das muss in hartem Kampf durchgesetzt, ja erzwungen werden."