Goldpreis seit dem Amtsantritt von Trump nochmals gestiegen

Goldpreis seit dem Amtsantritt von Trump nochmals gestiegen

Was steckt hinter dem neuen Goldrausch?

Einen fast unglaublichen Gipfelsturm erlebt der Goldpreis in den letzten Monaten. Ende 2018 kostete eine Feinunze Gold noch 1200, Anfang 2024 schon knapp 2000 und zurzeit sagenhafte 3644 US-Dollar.

Von ba
Was steckt hinter dem neuen Goldrausch?
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Gerade in den letzten zwei Jahren also ein steiler Höhenflug. Und die Nachfrage ist ungebrochen. Die Investmentbank Goldman Sachs erwartet in naher Zukunft sogar einen Anstieg auf 5000 Dollar. Wer hat schon soviel Geld, sich teures Gold zu kaufen, um es später wieder noch teurer zu verkaufen? Kaum einer. Außer den Spekulanten. Und die sitzen vor allem in den Chefetagen der großen internationalen Monopole und Banken. Aber diese Gold-Rallye sagt einiges aus über die weitere wirtschaftliche Entwicklung. 

 

Seit Donald Trump Anfang 2025 als US-Präsident vereidigt wurde, hat der Goldpreis noch einmal deutlich zugelegt – und das, obwohl schon im Laufe des Jahres 2024 immer wieder neue Höchstwerte erreicht worden waren. So schnelle Gewinne erlebte das Edelmetall zuletzt in den 1970er-Jahren. Trumps Handelskriege mit hohen Strafzöllen führten u.a. zu einbrechenden Aktienkursen.

 

Wie immer versprechen sich Spekulanten dadurch natürlich Höchstgewinne. Bei niedrigen Zinsen ist Gold für Anleger attraktiv, da andere Anlagen wie Sparkonten oder Anleihen (1) dann wenig Gewinn versprechen, bzw. Aktien zu unsicher erscheinen. Eine aktuelle Triebkraft für den Goldkauf ist also die Erwartung, dass wegen zurzeit niedriger Inflationsraten die Zentralbanken die Zinsen senken werden. Trump will das ja mit Druck auf die FED (2) gerade erzwingen.

 

"Unser Basisszenario ist, dass Gold in den kommenden Quartalen weiter neue Höchststände erreicht. Niedrigere Zinsen, schwächere Wirtschaftsdaten und anhaltend hohe geopolitische Risiken stärken seine Rolle als Portfolio-Diversifikator (3)", so Joni Teves von der Schweizer Großbank UBS Group. Das weist auf die wesentliche Triebkraft für den Goldkauf hin - die Angst, dass Geld, Finanzanlagen und Währungen und damit auch die eigenen Guthaben ihren Wert verlieren. Es ist die Angst vor immer neuen Krisen in der Welt, die die Wirtschaft zerrütten. Und eine Stabilisierung nicht in Sicht.

 

Gold gilt als sicherer Hafen in diesen unsicheren Zeiten. Denn Gold hat bisher bei Krisen, Kriegen und Abwertungen von Währungen seinen Wert bisher zumindest immer wieder erlangt. Allerdings kann es z.B. während einer Inflation nicht als Ersatz-Zahlungsmittel genutzt werden. Es bietet also für Arbeiter und die breite Masse der Bevölkerung keine Sicherheit der Versorgung.

 

Aktuell fürchten die Spekulanten u.a. die anschwellende Staatsverschuldung weltweit. Seit dem Jahr 2000 hat sie sich auf nahezu 100 Billionen US-Dollar verfünffacht. Erst vor kurzem ist Frankreichs fünfte Regierung in zwei Jahren vor allem wegen unaufhörlich steigender Schulden gescheitert. Satte 3,345 Billionen Euro Schulden hat Frankreichs Staat. Das sind 114 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) in einem Jahr. Und die zu zahlenden Zinsen schwellen immer bedrohlicher an. Womit soll das finanziert werden?

 

Die Industrieproduktion steckt – ähnlich wie in Deutschland - in einer Dauerkrise. Aber auch in Italien oder Großbritannien sieht es nicht anders aus. Und in den USA liegt mit über 37 Billionen die Schuldenquote sogar bei mehr als 120 Prozent des BIP. Künstlich wird versucht – über Rüstungsausgaben und Subventionsprogrammen wie den „Chips Act“ für die Halbleiterindustrie, die Wirtschaft in Schwung zu bringen. Aber auch dort mit mäßigem Erfolg. Die Schuldenkrise verschärft sich daher immer weiter.

 

In dieser Situation kaufen die Zentralbanken massenhaft Gold, z.B. im November 2024 kauften sie netto weltweit 53 Tonnen, im ganzen Jahr 2024 insgesamt 1.045 Tonnen Gold. Insgesamt rund 36.197 Tonnen Gold halten Zentralbanken weltweit aktuell in ihren Depots, davon ein Viertel in den USA und ein Viertel in Europa. Und warum kaufen bzw. horten Zentralbanken Gold? Die Antwort ist auch nicht gerade vertrauenerweckend. Die Goldreserven sollen vor allem als „Wertspeicher“ für den Staat bei den zunehmenden Währungs- und Inflationsrisiken dienen.

 

Denn der nächste Inflationsschub lauert hinter der enorm ausgeweiteten Geldmenge, die z.B. in der Eurozone seit 2008 nahezu verdoppelt wurde. Über Kredite an Großkonzerne und den Ankauf von Staatsanleihen sollte damit die Wirtschaft angekurbelt werden. Das magere Ergebnis ist bekannt. Ein Großteil dieser aufgeplusterten Geldmenge vagabundiert zurzeit vor allem in der Aktien- und Anlagenspekulation herum. Noch treibt sie nicht wieder in großem Umfang durch Rohstoffspekulationen die Preise hoch. Das ist aber nur eine Frage der Zeit. Wenn die Börsenkurse abstürzen, weil die Gewinnerwartungen der Spekulanten in Finanzanlagen z.B. durch anhaltende Absatzkrisen der Monopole enttäuscht werden, werden sie in die Waren- und Rohstoffspekulation wechseln. Außerdem kann der Staat durch eine bewusst herbei geführte Inflation seine Schuldenlast mindern und die Risiken auf die Bevölkerung abladen.

 

„Die aktuelle Gold-Rallye ist ... der Ausdruck eines kaputten Systems“, kennzeichnet ein FOCUS-Redakteur (4) die Situation durchaus richtig. Das gilt aber nicht nur für das Finanzwesen. Der Goldrausch ist das ungewollte Eingeständnis, dass das weltweite kapitalistisch-imperialistische System nicht in der Lage ist, seine Krisen in den Griff zu bekommen. Für die materielle Sicherheit der arbeitenden Bevölkerung kann es nicht sorgen – dazu braucht es ein System, in dem nicht der Profit das Maß aller Dinge ist, sondern der Mensch im Mittelpunkt steht.