Am Ammersee in Oberbayern
„Sauberes Gas? Dreckige Lügen!“
„Sauberes Gas? Dreckige Lügen!“ So steht es auf einem Transparent der Bürgerinitiative Reichling-Ludenhausen, zwei kleine Dörfer im Voralpenland, in der Nähe vom Ammersee, die seit Monaten gegen das Gasbohren kämpfen.
In ihrer Nachbarschaft steht ein 40 Meter hoher Bohrturm, um bis in 3000 m Tiefe nach Gas zu bohren. Die Dorfbewohner befürchten, dass ihr Trinkwasser vergiftet und durch Bohrtürme und Transporte Felder, Wiesen und Wälder zerstört werden. Gelingt es dem kanadischen Konzern MFC Energy, auf ein Gasfeld zu stoßen, das auf 300 bis 500 Milliarden Kubikmeter geschätzt wird, dann sollen zehn weitere Bohrungen im Gebiet um den Ammersee folgen.
Eine Lüge ist, dass dieses Gas umweltfreundlicher sei als Fracking-Gas. Denn es wird das Fracking niemals ersetzen, weil es dazu langfristige Verträge mit den US-Konzernen gibt. Luisa Neubauer, bundesweit bekannte Grünen-Politikerin, FFF-Aktivistin und Sprecherin auf der Kundgebung redet davon, dass mit dem Gasbohren gegen die Versprechen der Regierung und gegen Abkommen der Weltklimakonferenzen gehandelt würde, aus fossilen Energien auszusteigen.
Aber diesen Ausstieg hat es doch nie gegeben! Kohle und Gas werden für die Energiegewinnung verstärkt genutzt. Ein Sprecher vom BUND redet dagegen Klartext: „Es geht hier rein ums Geld“. Und jedes Mal, wenn er den bayerischen Wirtschaftsminister Aiwanger erwähnt, buhen die 450 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Denn Aiwanger hat als eifriger Dienstleister der Monopole nicht nur die Bohrung genehmigt, sondern er verlangt noch nicht mal eine Förderabgabe. So ist natürlich das Geschäft mit dem Gas noch profitabler.
"Alle sprechen vom Klima. - Wir zerstören es. CSU“, heißt es dazu passend auf einem Transparent. Und ein anderes fordert: „Deutschland kann 100% Erneuerbare!“ Das gelbe X ist das Symbol für „Stoppt das Gasbohren!“ Viele Menschen aus der Region und alle bekannten Umweltschutzorganisationen, auch aus München, unterstützen sie. Wir von der Umweltgewerkschaft München und eine Genossin mit der Roten Fahne der MLPD sind dabei.
„Was ist das? Rote Fahne? MLPD? Was wollt ihr?“ - Wie sich hier ein Konzern, unterstützt von der Regierung auf Kosten der Bevölkerung und der Natur bereichern will, ist doch typisch für unser kapitalistisches System. Da liegt doch die Wurzel allen Übels begraben. Müssen wir nicht dieses System mit seinen Wurzeln beseitigen?
Noch nicht so bekannt ist unter den Umweltschützern, dass in den Niederlanden, in der Region Groningen, die Gasbohrungen eingestellt werden mussten, weil es zu einer großflächigen Absenkung der Erdoberfläche und einer Häufung von Erdbeben kam. Um so bedeutender ist deshalb, dass wir von der Umweltgewerkschaft mit einer Gruppe von Studentinnen von der Uni Amsterdam ins Gespräch kommen. Sie sind aktive Umweltschützerinnen, die am Ammersee Urlaub machen und von dem Widerstand gegen das Gasbohren gehört haben.
Ihre erste Frage an uns war: „Ist das in Deutschland immer so, dass genauso viele Polizisten wie Demonstranten da sind?“ Nicht immer, aber hier schon. Es zeigt die Angst des Konzerns und der Regierung, dass der Protest gegen die Gefährdung von Mensch und Natur ihren schmutzigen Plänen in die Quere kommt. Sie dachten wohl, so „weit ab vom Schuss“ wird es wenig Widerstand geben. Aber da haben sie sich getäuscht. Wir luden die jungen Frauen zum Internationalen Umweltratschlag 2026 ein. Das interessierte sie sehr und wir tauschten Adressen aus.