Vereinsvorstand knickt ein
Judith Scheytt bekam einen Grimme-Preis - und bekam ihn wieder entzogen
Die junge Journalistin Judith Scheytt hat den Völkermord am palästinensischen Volk beim Namen genannt, ihn als Genoizid bezeichnet. Für diese Verletzung der reaktionären "deutschen Staatsräson" wurde ihr der Grimme- Preis entzogen.
Dabei war die 18-Jährige aus dem Rems-Murr-Kreis bis vor Kurzem hochgelobt und gefeiert worden. Schon mit 15 war sie wegen ihres ehrenamtlichen Engagements zu einem Fest von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eingeladen worden.
Der Verein der Freunde des Adolf-Grimme-Preises verlieh ihr im Januar den Ehrenpreis Donepp Media Awards. Begründungen waren: „Analytische Brillanz“, „tiefer Kenntnisreichtum“, „pointierte, im besten Sinn herausfordernde Videoanalysen“. Judith Scheytt nehme sich konzentriert und unterhaltsam die "gröbsten Verstöße gegen journalistische Professionalität und Integrität vor und dekonstruiere Doppelstandards, Framings, Floskeln und Falschinformationen bis ins kleinste Detail“ lobte die Jury die Preisträgerin. Dabei gelte ihr Augenmerk insbesondere der deutschen Nah-Ost- Berichterstattung, so die Stuttgarter Zeitung.
Im April dann wurde ihr die Ehrung Knall auf Fall wieder entzogen. Zur Begründung bekam sie ein 38-seitiges Papier nachgeliefert - von den gleichen Leuten, die sie zuvor richtiggehend hochgejubelt hatten (was ihr gar nicht recht war). Man hatte entdeckt, dass ihr Journalismus "antisemitisch" sei. Nirgends hatte sie etwas Feindliches gegen Juden geschrieben, auch das Existenzrecht des Staates Israel nicht in Frage gestellt. Lediglich klar gesagt, was inzwischen Millionen Menschen rund um den Globus sagen bzw. dagegen demonstrieren: Israel verübt im Gazastreifen einen eiskalten Völkermord.
Der jungen Frau wurde erklärt, ein christlicher Verein mit Verbindung zum Zentralrat der Juden habe mit einer Medienkampagne gedroht, wenn der Preis nicht zurückgezogen werde. Ihr wurde gesagt: „Und das hätte das Potential, eine Lawine loszutreten, die Grimme und dem Verein großen Schaden zufügen könne, da man den Antisemitismusvorwurf ja nicht mehr loswerde.“ So funktioniert das mit der Keule des Antisemitismus in der BRD. Faschistischen Antisemiten hingegen geht es nicht an den Kragen.
Selten allerdings lässt jemand so offen die Katze aus dem Sack wie der Verein der Freunde des Adolf-Grimme-Preises. Dem Verein muss man ganz einfach Feigheit bescheinigen. Sollen im vormaligen Land der Dichter und Denker, dem Land von Goethe, Schiller, Hegel, Marx und Engels, hauptsächlich Kriegshetzer wie Schlögel und Applebaum Kulturpreise erhalten?
Nicht feige war die Journalistin Annika Schneider ("Wortschneiderei"). Die Journalistin Annika Schneider, Hauptpreisträgerin des Donnepp Media Award, gibt ihre Auszeichnung und das damit verbundene Preisgeld von 5000 Euro aus Protest gegen die Entscheidung zurück, Judith Scheytt den Preis abzuerkennen.
In der nachgeschobenen Begründung des Vereins sind die Videos von Judith Scheytt jetzt „systemische Verzerrung und selektive Kontextualisierung des israelisch-palästinensischen Konflikts.“ Außerdem wird ihr Aktivismus statt Journalismus vorgeworfen. Jeder fortschrittliche Journalismus ruft zu fortschrittlichem Handeln auf.
Heute berichtet die FAZ, dass "eigentlich" nur die Jury diesen Preis aberkennen könne. Darauf wollte der Vereinsvorstand der Freunde des Grimme-Preisses nicht warten und schwang sich selbst zum Richter über vermeintlichen Antisemitismus auf. In dem FAZ-Bericht heißt es zudem, dass nur drei der sechs Mitglieder dafür waren, Judith Scheytt den Preis wieder zu entziehen.