Nürnberg
Gedenken an Enver Simsek
Vor zwei Tagen jährte sich der Mord an Enver Simsek. Vor 25 Jahren erschoss der faschistische NSU den Blumenhändler an seinem Stand in Nürnberg. Es war die erste Tat der faschistischen Mörderbande um Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt, die schließlich zehn Menschen das Leben kostete.
Am Ort des Überfalls fand am 9. September eine Gedenkkundgebung mit über 250 Teilnehmern und der Familie Simsek statt. Dass weitere Morde geschahen, hätte bei richtiger Ermittlung der Polizei verhindert werden können. Die Tochter von Enver Simsek berichtete über erniedrigende Befragungen und falsche Verdächtigungen gegenüber ihrer Familie. Es wurde stets ein faschistisches Motiv ausgeschlossen. Obwohl immer wieder Hinweise auf Beteiligung von faschistoiden Gruppen in Nürnberg, wie z. B. „Combat 18“, auftauchten, wurde nicht weiter im Umfeld geforscht. Es gab zwei parlamentarische Untersuchungsausschüsse. Weitere Verdächtige wie Matthias D. oder Christian W. wurden befragt, aber dann doch ohne Auflagen wieder laufen gelassen.
In den Beiträgen auf der Kundgebung wurde permanent auf die steigende faschistische Gefahr in Deutschland hingewiesen, v. a. das gestärkte Auftreten der AfD. Weiter wurde der Wunsch von Beate Zschäpe, die vor dem Gericht in München stand, in ein Aussteigerprogramm für „Rechtsextremisten“ aufgenommen zu werden, als negativ gesehen. „Sie hatte während des Prozesses in München genug Zeit auszusagen, und auch später. Wir haben eine Petition dagegen gestartet. Wir erwarten eine lückenlose Aufklärung der Morde. Es kann immer wieder passieren; wir müssen uns dem doch stellen und Konsequenzen ziehen“, sagt Semiya Simsek, die Tochter von Enver Simsek. Sie hat ihre Erfahrungen in ihrem Buch „Unser Schmerz ist unsere Kraft“ zusammengefasst und macht seit vier Jahren „Schulgespräche“, um Jugendliche über die faschistoiden Umtriebe in Deutschland aufzuklären, denn sie haben ein Recht darauf, zu wissen, was in diesem Land passiert.
Dle Anwesenden sind sich darin einig: Die Mordserie muss vollständig aufgeklärt werden, die Hintermänner müssen zur Rechenschaft gezogen und verurteilt werden – Enver Simsek und andere – dürfen nicht in Vergessenheit geraten.
Für das Verbot alle faschistischen Organisationen und ihrer Propaganda. Stärkt die antifaschistische Einheitsfront!