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Faschistischer Massenaufmarsch in London - faschistische Gefahr verschärft sich - große Polarisierung

Am gestrigen Samstag zog ein faschistischer Massenaufmarsch durch London. Sicher waren nicht alle 100.-150.000 Teilnehmer der ultrareaktionären Demonstration Faschisten, aber sie folgten dem Aufruf eines faschistischen Verbrechers und marschierten unter nationalistisch-faschistischer Ausrichtung und mit faschistischen Parolen.

Von sl/jsch/gis
Faschistischer Massenaufmarsch in London - faschistische Gefahr verschärft sich - große Polarisierung

Es zeigte sich das weitere Voranschreiten der akuten faschistischen Gefahr und zwar im internationalen Maßstab. Denn gleichzeitig ist in den USA eine Trauerfeier für den ermordeten Faschisten Kirk geplant, die ein riesiges Football-Stadtion füllen soll. Der US-Faschist und frühere DOGE-Chef der Trump-Regierung  Elon Musk rief auf der Demonstration in London zu einem faschistischen Regierungswechsel in Großbritannien auf.

 

Die faschistische Demonstration in London wurde von Tommy Robinson organisiert. Dieser heißt eigentlich Stephen Yaxley-Lennon und wird als Anti-Islam-Aktivist bezeichnet. Tatsächlich ist er ein übler rassistischer Hetzer. Er war früher Chef der offen neofaschistischen „Vereinigung English Defence League“ (diese gibt es nicht mehr). In jüngerer Zeit betätigte er sich als Organisator von pogromartigen Aktionen vor Hotels, in denen Migranten wohnen. Robonson ist ein mehrfach verurteilter Krimineller; Urteile und Strafen zog er auf sich wegen Körperverletzung, Betrug, Drogenbesitz, Völkerhetze, Hetze mit falschen Behauptungen über einen syrischen Migranten, betrunken einen Polizisten angegriffen, Schlägereien zwischen Fußballclubs organisiert. Seit Mai ist er aus dem Gefängnis wieder entlassen und treibt sein Unwesen, ohne staatlicherseits weiter belangt zu werden. Verkauft wurde der faschistische Aufmarsch teils auch im Stile der modernen Faschisten als  „gegen den Abbau unserer Meinungsfreiheit“ gerichtet - während den Faschisten mal wieder jede Bühne geboten wurde. 

 

Es gab aggressive gewalttätige Aktionen und teils Versuche, einen faschistischen Mob zu organisieren. Die Demonstranten verließen die genehmigte Route, warfen mit Flaschen und anderen Wurfgeschossen um sich, griffen Polizisten an, versuchten, Absperrungen zu durchbrechen. Sie marschierten unter englischen und teilweise unter israelischen und US-amerikanischen Flaggen. MAGA-Kappen von Trump wurden getragen, Parolen skandiert gegen Regierungschef Keir Starmer - von rechts. Im Mittelpunkt stand die Hetze gegen Flüchtlinge und Migranten: "Schickt sie alle nach Hause", "Abschieben - sofort" und weitere abstoßende Parolen. Beschworen wurde eine antimuslimische, offen reaktionäre angebliche englische, christlich-weiße Identität. Dabei bekennt sich nicht einmal die Hälfte der Briten zum Christentum. Als Muslime sehen sich nur 6,5 Prozent, aber 37 Prozent der Engländer sehen sich als nicht-religiös. 

 

Der organisierte faschistische Aufmarsch hatte eine gewisse europaweite Beteiligung, wenn nicht hier gar Hintermänner, die das mit inszenierten. Elon Musk wurde zugeschaltet bei der Kundgebung im Regierungsviertel. Er bedient auch die faschistische Propaganda von der "Lügenpresse": Die BBC sei „an der Zerstörung Großbritanniens mitschuldig“. Er forderte in der Videobotschaft einen Regierungswechsel. Das ist eine offene Einmischung von US-Faschisten aus dem Regierungsumfeld, von einem Führer aus dem internationalen Finanzkapital und der Medienmonopole auf das Geschehen in UK. Es nahmen mehrere faschistische Politiker/Aktivisten aus Europa teil, u.a. auch der AfD-Europaabgeordnete Petr Bystron. 

 

Die Keir-Starmer Regierung der Labour-Partei ist in einer politischen Krise. Hintergrund ist ihre reaktionäre Wende und die Proteste dagegen: Militarisierung (jüngst: Zusage für Drohnenbau und Lieferung an Kiew), der gewaltige Abbau sozialer Errungenschaften. Wachsende Teile der Herrschenden sehen in einem Übergang zum Faschismus eine reaktionäre Lösung aus der Situation und manipuliieren die öffentliche Meinung. Prägend ist in Großbritannien eine sehr starke Polarisierung. Anhaltend gibt es Massenproteste Hunderttausender zur Solidarität mit GAZA, erst vorletzten Samstag in London. Auch gestern gab es eine antifaschistische Gegendemonstration. Sie hatte wohl mehr als 20.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die Medienberichte spielen sie auf 5000 Teilnehmer herunter. Insgesamt sind die antifaschistischen Kräfte in Großbritannien unter den Massen deutlich in der Mehrheit.

 

Ein Hintergrund der akuten faschistischen Gefahr in Großbritannien liegt darin, dass die faschistische Reform UK von Nigel Farage von der Führung der Konservativen Partei und auch Teilen der Labour Party objektiv gefördert wird. Im Zentrum steht eine zunehmend faschistische Flüchtlingspolitik, die zuerst von der Konservativen Partei übernommen und auch von Keir Starmer, dem aktuellen Regierungschef von der Labour Party, praktiziert wird. Das erste, was Starmer zur faschistischen Demonstration in London einfiel, war zu betonen, dass Großbritannien gegen Flüchtlinge abgeschottet wird. Die Übernahme faschistischer Forderungen gegen Flüchtlinge, wie sie auch von Kanzler Merz in Deutschland praktiziert wird, bekämpft faschistische Organisationen nicht, sondern fördert sie! Und die Medienhetze gegen Migranten wirkt auch auf die Massen ein.

 

Die faschistische Gefahr wird jedoch - bei allem von den Gewerkschaften und der Bewegung „Stand up to racism“ hart geführten Kampf – auch unterschätzt. So ist meist nur von der „extremen Rechten“ (far right), kaum einmal von Faschismus die Rede. Der gesetzmäßige Zusammenhang zwischen der Krisenhaftigkeit des imperialistischen Weltsystems und seiner Entwicklung zum Faschismus, um dieses System aufrechtzuerhalten, wird kaum thematisiert.

 

Stand up to Racism schreibt: "Dies ist ein dringender Weckruf für uns alle. Rechtsextreme Schläger randalierten in Whitehall, Elon Musk hielt eine Rede vor der Kundgebung, und faschistische Gruppen wie White Vanguard und Patriotic Alternative zeigten offen ihre Transparente auf dem Marsch. ... Wir sind stolz auf die 20.000 Menschen, die mit uns gegen die extreme Rechte demonstriert haben. Diese Demonstration hat die Einheit gezeigt, die wir brauchen, um Leute wie Robinson zu besiegen. Aber wir brauchen noch viel mehr. Wir brauchen Hunderttausende. ... Die Tories bedienen sich der Rhetorik der extremen Rechten. Und beschämenderweise macht die Labour-Regierung Zugeständnisse an diese Rhetorik. Dieses Klima gibt Robinson und anderen das Selbstvertrauen, eine rechtsextreme Straßenbewegung aufzubauen. Die antirassistische Bewegung braucht dringend eine Antwort. In Großbritannien gibt es eine antirassistische Mehrheit. Wir brauchen Aktivisten, Gewerkschafter, Politiker, Glaubensgemeinschaften und andere, die zusammenkommen müssen, um die Einheit zu bilden, die wir brauchen, um die extreme Rechte auf der Straße und an der Wahlurne zu stoppen. (Stand Up to Racism, 13.09.25)

 

Der verstärkte Aufbau der internationalen Einheitsfront gegen Faschismus, Krieg und Umweltzerstörung ist das Gebot der Stunde. Die United Front wurde durch die internationale Zimmerwaldkonferenz 2.0 gestärkt. Es ist zu wünschen, dass Kräfte aus Großbritannien auch Zugang zur United Front und internationalen Zusammenarbeit gegen Faschismus, Krieg und Umweltzerstörung finden. Der antifaschistische Kampf erhält auch in Großbritannien zunehmende Bedeutung. Es ist wichtig, ihn mit einer Bewusstseinsbildung zu verbinden und als positive Alternative Losungen wie "Make socialism great again!" zu verbreitern.