Katholische Kirche

Katholische Kirche

Eine Heiligsprechung auf der Autobahn zum Himmel¹

Man mag es glauben oder nicht: Carlo Acutis ist seit dem 7. September 2025 heilig! Genauer: „heiliggesprochen“. Das zumindest ist Fakt. Der neue Papst Leo XIV. erhob den Teenager geradezu in einem „santo subito“ - im Eilverfahren - in den Heiligenstand. Warum bloß?

Von cw

Früher dauerte es in der katholischen Kirche Jahrzehnte, bevor eine Person selig- und schließlich heiliggesprochen werden konnte. Im Fall von Acutis dauerte es lediglich 19 Jahre. Zum Vergleich: Max Josef Metzger, der von den Hitler-Faschisten 1944 enthauptete Pazifist, musste 80 Jahre nur auf seine Seligsprechung warten.


Waren es bei Acutis die Verdienste, die der schon mit 15 Jahren an Krebs verstorbene Jugendliche erworben hat?


Die Kirche rechnet ihm hoch an, dass er bereits mit elf Jahren eine Liste von 136 Wundern zusammenstellte. Man mag denken: Gut, eine Fleißarbeit, sicher, aber heilig? Natürlich gibt es die üblichen Brunnenvergifter, die diesen Glaubenseifer des Kindes profan kritisieren. Zugegeben: Audis listete dabei auch zahlreiche „Marienerscheinungen“, die der Vatikan bisher gar nicht kannte. Und manche „Wunder“ waren nicht gerade wohltätig. Zum Beispiel das „Wunder von Brüssel“.² Im Jahr 1370 hätten angeblich „Gottlose“ auf geweihte Hostien „verächtlich“ eingestochen, bis diese „zu bluten begonnen“. In Acutis’ Liste verschwand dabei ganz wundersam die Kleinigkeit, dass diese „Schändung“ der Hostien Juden angedichtet wurde, worauf ein Massaker an der jüdischen Stadtbevölkerung folgte. Das wirft auf den „Influencer Gottes“ nicht gerade einen „heiligen“ Schein.


Aber der Kern der Heiligsprechung sind ja die Wunder, die der Teenager nachweislich getätigt haben soll. Nämlich die Heilung eines vierjährigen brasilianischen Jungen mit einer Fehlbildung der Bauchspeicheldrüse und die plötzliche Genesung einer 21-jährigen Costa-Ricanerin nach einem beinahe tödlichen Fahrradunfall. Man mag fragen: Wer hat das untersucht? Wer so fragt, dem muss genügen, dass der Papst „unfehlbar“ ist.


Aber nach den ungezählten Skandalen des Kirchenpersonals darf es nicht wundern, dass die Zweifler mitten unter den Theologen selbst sitzen. Oliver Wintzek, Professor an der Katholischen Hochschule Mainz geißelt den Kult um Acutis, wie er auf Instagram, TikTok und Co. beworben wird. Das spiegle den Versuch der Kirche wider, sich für Jugendliche interessant zu machen. Und das sei eine bewusste Marketingstrategie.

 

Da ist der Theologe gar nicht weit weg von Friedrich Engels: Das Christentum – erklärte Engels - „wurde mehr und mehr Alleinbesitz der herrschenden Klassen, und diese wenden es an als bloßes Regierungsmittel, womit die untern Klassen in Schranken gehalten werden“.³