Erweiterte Montagsdemo

Erweiterte Montagsdemo

Antikriegstag in Essen: Große Themenvielfalt

Der Antikriegstag in Essen wurde diesmal von Kräften des InterBündnis im Rahmen einer erweiterten Montagsdemo begangen. Anders als in den letzten Jahren kam kein breites Bündnis zustande, was angesichts der Lage sehr zu bedauern ist. Mindestens fünf verschiedene Aktionen zum gleichen Anlass zersplittern leider auch die Friedenskräfte.

Korrespondenz

Es nahmen an der Aktion etwa 50 Menschen teil. An Organisationen beteiligten sich die Migrantenorganisation BirKar, das kommunale Wahlbündnis "Essen steht AUF", der Frauenverband Courage, die MLPD und der Jugendverband REBELL. Mehrere Musiker bereicherten mit ihren Liedern die Veranstaltung. Viele Passanten blieben längere Zeit stehen und hörten zu. Für „Gaza soll leben!" wurde zahlreich gespendet, teils kamen Gruppen von Jugendlichen, 97,60€ kamen so zusammen.

 

Moderator Roland Meister, als engagierter Anwalt und Marxist-Leninist bekannt, ging auf den Zweiten Weltkrieg und auch die Zerstörung Essens ein. Er prangerte unter anderem die Politik der Bundesregierung gegenüber der faschistischen Netanjahu-Regierung als das an, was sie ist: Beihilfe zum Völkermord ‒ durch unverminderte Fortführung von Waffenexporten, trotz aller „mahnenden" Worte. Die Redebeiträge bestachen durch ein breites Spektrum an Themen. Courage-Frauen berichteten u.a. von ihren eigenen Erfahrungen als Geflüchtete in Deutschland und wünschten sich, dass alle hier „ankommen" können. Ein REBELL berichtete vom Besuch des „Rheinmetall entwaffnen!"-Camps und protestierte gegen die Provokationen und Repression der Polizei.

 

Mehrere Redner gingen darauf ein, dass es um mehr als Hochrüstung gehe: Das ganze Land werde auf Kriegswirtschaft umgestellt. Wie ernst die Kriegsgefahr zu nehmen ist, machten die Bundeswehroffiziere deutlich, die aktuell landauf landab die Kommunen aufsuchten, um mit ihnen „abzuklären", was überall in der städtischen Infrastruktur geändert werden müsse, um sie kriegstüchtig zu machen. Das schließt unter anderem den Bau von Bunkern ein oder die Unterbringung von Kriegsgefangenen. Die Weltkriegsgefahr werde in der deutschen Bevölkerung noch massiv unterschätzt, sei für viele nicht vorstellbar.

 

Ein Vertreter von „Essen steht AUF" deckte sachkundig auf, dass Essen nicht nur früher „Krupp`sche Kanonenstadt" war. Gerade die Messe werde wieder zu einer zentralen Plattform von Rüstungsfirmen und Militär. Gabi Fechtner (MLPD) vertiefte das Thema: Der Kapitalismus sei auf ständige Expansion und Wachstum der Produktion angewiesen; wenn er das auf „friedlichem" Weg, diplomatisch, nicht erreichen könne, versuche er durch Aggression gegen andere Länder und Völker aus der Krise zu kommen. Dazu müsse er zwangsläufig Chauvinismus, Nationalismus bis zu Faschismus fördern und den Widerstand im eigenen Land unterdrücken. Wer die Wurzeln von impe­rialistischen Kriegen, faschistischer Unterdrückung und fortschreitender Umweltzerstörung beseitigen wolle, der müsse sich organisieren und für den echten Sozialismus kämpfen.

 

Es wurde berichtet über vorwärtsweisende Aktionen der Hafenarbeiter Griechenlands, Italiens und weiterer Länder, die schon mehrfach die Verschiffung von Waffen nach Israel verhindert haben. „Arbeiter schießen nicht auf Arbeiter!". Einen Krieg, den die Mehrheit der Bölkerung nicht akzeptiere, sei nicht durchführbar. Deshalb sei das Gebot der Stunde ein Zusammenschluss aller friedliebenden Kräfte von Religion bis Revolution. Zwei junge Frauen aus dem Iran beschrieben ihre Gefühle angesichts der israelischen Barbarei im Gazastreifen, aber auch in ihrem eigenen Land. Sie schlossen mit den Rufen „Free, free, Palestine!" und „Jin ‒ Jiyan ‒ Azadî!"

 

Es folgte eine kurze Demonstration zum Hauptbahnhof, wo wir auf eine Kundgebung des Bündnis „Palästina-Solidarität Essen" in ähnlicher Größe trafen. Dieses Bündnis macht Mahnwachen in wechselnden Stadtteilen, an denen sich neben arabisch/palästinensischen Menschen überwiegend Menschen aus dem Umfeld der DKP und SDAJ beteiligen. Entsprechend dem überparteilichen Charakter der Montagsdemo wurde angeregt, einige gemeinsame Elemente wie Grußworte oder Parolen zu ermöglichen. Doch anstatt dies im Sinne der gemeinsamen Sache aufzugreifen, wurde von den verantwortlichen DKP-Aktivisten die Zusammenarbeit verweigert. Nicht mal das Lied „Gaza tonight" könne gesungen oder die Spendensammlung „Gaza soll leben!" vorgestellt werden. Begründet wurde das damit, dass (anders als bei der Montagsdemo) keine Partei- und Organisationsfahnen zugelassen seien. Wir müssen die Kräfte bündeln und kein kleinbürgerliches Konkurrenzverhalten an den Tag legen, das dem Kampf schadet.

 

In der Palästina-Solidarität, gegen die Weltkriegsvorbereitung und Faschisierung ist gemeinsamer Widerstand das Gebot der Stunde!

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