Lehrjahresbeginn 2025

Lehrjahresbeginn 2025

Vom Fachkräftemangel zum Lehrstellenmangel

Hunderttausende junge Leute haben im August eine duale Ausbildung begonnen – viele starten auch am 1. September. In den letzten Jahren stand die Klage über Fachkräftemangel und unbesetzte Lehrstellen im Vordergrund. Die Jugend passt angeblich weiterhin nicht zum „Arbeitsmarkt“.

Von as / jj

Für die Tatsache, dass in manchen Branchen viele Ausbildungsplätze unbesetzt sind, wurde und wird der Jugend indirekt die Schuld angelastet. Wenn Betriebe ihre Lehrstellen nicht besetzen können, heißt es oftmals, dass die Jugendlichen, die sich bewerben, nicht „ausbildungsfähig“ seien, weil sie nicht pünktlich zur Arbeit kommen, sich vor körperlicher Arbeit drücken etc. Zweifelsohne gibt es diese Erscheinung unter der Jugend als Auswirkung von Laissez-faire. Systematisch förderten die Herrschenden unter der Arbeiterjugend einen kleinbürgerlichen Geist, der unter anderem auf „individuelle Selbstverwirklichung und Egoismus, Ich-Bezogenheit und Konkurrenz“ orientierte. („Die Krise der bürgerlichen Gesellschaftswissenschaft, der Religion und Kultur“, S. 79) 


Insgesamt nahm die Zahl der Auszubildenden von 1,51 Millionen im Jahr 2010, auf 1,22 Millionen in 2022 ab. Ein Run auf die Universitäten wurde gefördert. Berufsbilder wie Informatiker, Start-up-Gründer, Social-Media-Manager wurden als das Non-Plus-Ultra gehypt. „Solide“ Handwerksberufe mit körperlicher Arbeit, die „nur“ einen Hauptschulabschluss voraussetzen, galten lange als minderwertig.

 

Zum ersten Mal seit 2021 liegt nun die Zahl der Ausbildungsplatzsuchenden wieder über der Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen. Seit Oktober 2024 haben sich bei den Agenturen für Arbeit und den Jobcentern 430.000 Bewerberinnen und Bewerber für eine Berufsausbildungsstelle gemeldet, 12.000 mehr als im Vorjahreszeitraum. 98.000 von ihnen waren im August dieses Jahr noch unversorgt. Die Zahl der gemeldeten Berufsausbildungsstellen fällt mit 477.000 um 25.000 geringer aus als im Vorjahreszeitraum. „Trotz vieler unbesetzter Stellen suchen rund 70.400 junge Menschen weiter nach einer Ausbildungsstelle“ (Statistik der Bundesagentur für Arbeit, Berichte: Arbeitsmarkt kompakt – Situation auf dem Ausbildungsmarkt, Oktober 2024, S. 13). 

 

In NRW suchten zum Ausbildungsjahr 2025/26 insgesamt 101.000 junge Menschen eine Lehrstelle. Aber es wurden nur 96.000 Ausbildungsplätze angeboten. Im August meldete der WDR: „Aktuell konnten noch rund 40.000 Bewerber nicht vermittelt werden. Das sind fast 26 Prozent oder 9000 Bewerber mehr als im Juli vor zwei Jahren.“ (wdr.de, 1.8.25)


Lehrstellenmangel und Arbeitslosigkeit sind keine Naturgesetze, sondern sind Ergebnis der kapitalistischen Profitwirtschaft. Hauptursache ist die mangelnde Ausbildungsbereitschaft der Betriebe, vor allem industrieller Großbetriebe. Laut Zahlen der IG Metall wurden seit 2019 knapp 40.000 Ausbildungsplätze gestrichen (Metall-Magazin, 5/2025). Laut dem Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) ist die Ausbildungsquote von 18,9 Prozent (bei insgesamt 408.700 Betrieben, die ausbilden) im Jahr 2022 um 8000 (-1,9 Prozent) im Vergleich zum Vorjahr gesunken. 2021 lag sie noch bei 19,1 Prozent, 2019 bei 19,6 Prozent). 


Leider weist die Statistik nicht aus, welche Ausbildungsquote industrielle Großbetriebe haben. Monopole wie VW und Ford kündigten jedoch an, die Zahl der Ausbildungsplätze drastisch zu reduzieren.


Nährte bisher das Angebot an Ausbildungsplätzen und Jobs eine Lässigkeit nach dem Motto „Man findet immer was“, so greift jetzt Ernüchterung und Frust um sich. So mancher meldete sich nach 50 erfolglosen Bewerbungsschreiben bei der Bundeswehr. Doch das ist kein Ausweg für die Jugend!

Die MLPD fordert:

  • Für die Verpflichtung der Großbetriebe zu einer Ausbildungsquote von mindestens 10 Prozent der Beschäftigten.
  • Kampf der besonderen Rechtlosigkeit der Arbeiterjugend, unter anderem durch Leiharbeit, Werkverträge und Befristung! Unbefristete Übernahme aller Auszubildenden entsprechend der Ausbildung!
  • Kampf um jeden Ausbildungs- und Arbeitsplatz. Sechs-Stunden-Tag / 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich!

 

Auf der Webseite des Jugendverbands REBELL steht ein Flugblatt zum Lehrjahrsbeginn zur Verfügung