Abstimmung „Sozialtarifvertrag“
Ford Köln: Kampf weiterführen oder individuellen Ausweg suchen?
In der Belegschaft bei Ford Köln gibt es eine große Unzufriedenheit über den ausgehandelten „Sozial“-Tarifvertrag – die IG-Metall-Mitglieder stimmen diese Woche in einer Urabstimmung über die Weiterführung des Kampfs für andere Forderungen mit allen gewerkschaftlichen Mitteln, auch Streiks, ab – dazu muss man „JA“ ankreuzen.
Warben Anfang der letzten Woche noch einige Verteiler des IG-Metall-Flugblatts am Tor für ein „Nein“, den Kampf nicht weiterzuführen und den Vertrag samt Möglichkeit betriebsbedingter Kündigungen anzunehmen, wurden diese Stimmen ganz schnell leise. Letzte Woche folgten dann Betriebsrats-Info-Stunden in allen Hallen. Applaus für den Betriebsratsvorsitzenden Benjamin Gruschka für seine Ausführungen? Fehlanzeige! Teils entlud sich Wut von Kollegen über die Gesamtsituation. Entsprechend defensiv wurde die Betriebsratsspitze und stimmte auf Abgesang: „Es ist nicht das Beste, aber mehr war nicht drin.“ Durchgängig Applaus gab es für kämpferische Beiträge von Kollegen.
Tiefgehende Diskussionen entfalten sich. Es geht auch um Lebensentscheidungen. Was will man als Arbeiterin und Arbeiter in seinem Leben hinterlassen? Den Weg des leichtesten Widerstands gehen und seinen Kindern eine Abfindung hinterlassen, die Arbeits- und Ausbildungsplätze aufgeben? Oder sich für das Richtige entscheiden, mutig sein und für unsere Rechte kämpfen? „Ja“-Ankreuzen heißt weiterkämpfen, was sich verbindet mit der Diskussion um die nötige Erweiterung um selbständige Streiks im Kampf um jeden Arbeitsplatz.
Ein Kollege: „Man lebt nur einmal. Warum soll ich weiterkämpfen und meinen Kopf hinhalten, womöglich noch für einen wilden Streik gekündigt werden?“ Natürlich gibt es keine Garantie, dass weitere gewerkschaftliche und selbständige Streiks jeden Arbeitsplatz erhalten werden und dann „alles besser“ wird. Aber wir werden erst erfahren, was wir alles erreichen können, wenn wir unsere volle Kampfkraft einsetzen. Vor Ford einzuknicken ist dagegen eine Abwärtsspirale!
„Alles, was wir haben, haben die vor uns erkämpft“, so ein Kollege.
Richtig! Jetzt ist es an uns, was wir der nächsten Generation übergeben. Es gibt keine Garantie auf ein Ergebnis und man muss womöglich persönlich Nachteile in Kauf nehmen von Repressionen beim selbständigen Streik. Aber keiner steht alleine da – wir organisieren die Solidarität und bekommen sie.