Magedburg
Die Wehrpflicht wieder einführen???
Mittags stehen wir am REWE-Parkplatz. Von den umliegenden Lehrwerkstätten kommen die Azubis, um Pause zu machen.
„Wir machen eine Umfrage – für oder gegen die Einführung der Wehrpflicht? Ihr könnt abstimmen!“ „Ui. Dazu habe ich mir noch keine Gedanken gemacht“, erst mal Nachdenklichkeit. Aber dann sind wir in der Diskussion.
Ein paar legen sich gleich fest: „Auf jeden Fall NEIN!“ Einige sind unentschieden. Sanitäter von den Maltesern meinen: „Wenn es beide Möglichkeiten gibt, Wehrdienst oder Zivildienst, wäre ich dafür. Durch das freiwillige soziale Jahr haben sich einige für den sozialen Bereich entschieden.“ Einer sagt: „Ich würde nur zur Bundeswehr gehen, um meine Familie zu schützen.“ Dazu sage ich: „Aber darum geht's ja gar nicht. Alle reden sie von Verteidigung, der Trump, der Putin, und auch Deutschland macht das. Das sind alles Kriege um Rohstoffe und Profit. Und die reichen Säcke gehen nicht in den Krieg, das musst du dann machen.“ Da stimmt er zu.
„O. k., dann stimme ich für Nein.“
Es gibt auch klare Ja-Stimmen. „Durch die Bundeswehr würden viele erst wieder Zucht und Ordnung lernen.“ „Ich habe gestern eine Sendung gesehen. Eine Soldatin hat berichtet, dass sie in der Bundeswehr vergewaltigt wurde. Mit Schwierigkeiten hat sie nach fünf Jahren eine Verurteilung der Täter erreichen können. Entschädigung hat sie nicht bekommen, die Bundeswehr hat argumentiert, die Tat sei nicht in der Dienstzeit geschehen. Das ist dann die Zucht und Ordnung. Zusammenhalt, das lernt man am Arbeitsplatz unter den Kollegen.“ Andere sind zwar auch für Ja, aber mit etwas anderen Argumenten: „Viele junge Leute hängen zu Hause rum, am Computer. Bei der Bundeswehr würden sie mal etwas Respekt vor anderen Menschen und einen Tagesablauf lernen.“
So geht es hin und her. Sehr offen und direkt, aber freundschaftlich. Zwei Jugendliche sind in sozialistischen Jugendgruppen und freuen sich über unsere Aktion. Auch ein paar Leute aus dem Berufsleben bedanken sich, dass wir mit den Azubis diskutieren. Einer fährt mit dem Auto vorbei, kommt nochmal zurück: „Meine ganze Familie würde mit Nein stimmen!“ Am Ende zählen wir die Striche auf unserem Plakat aus: Für die Wehrpflicht stimmen dreizehn mit Ja, 24 mit Nein, sieben blieben unentschieden.