Venedig
82. Filmfestspiele mit richtig politischem Zündstoff!
Das Filmfestival begann mit einem Paukenschlag: Tausende demonstrierten gegen den Völkermord in Gaza! Die Initiative „Venice4Palestine“ veröffentlichte einen Offenen Brief namhafter internationaler Filmschaffender, der von den Organisatoren der Filmfestspiele Venedig fordert, die Politik Israels zu verurteilen. Macht die Filmindustrie in Venedig einen Schritt weg von Traumbildern zur globalen Realität?
Die „Biennale di Venezia“ zeigt, dass hier mehr als bei anderen Festivals drängende globale Fragen gezeigt und diskutiert werden. „The Voice of Hind Rajab“ – Film einer tunesischen Regisseurin – erlebte in Venedig seine Uraufführung. Er basiert auf einer wahren Begebenheit: Ein Auto gerät auf der Flucht unter Beschuss. Ein Mädchen aus Gaza-Stadt harrt als einzige Überlebende im Auto aus und hält telefonisch Kontakt mit Mitarbeitern des Roten Halbmonds …
Aber auch Filme wie „The Wizard of the Kremlin“ über Putins Aufstieg gehören zu den Höhepunkten. Bemerkenswert unter anderem ist auch der Film „Wenn der Herbst naht“ von François Ozon – eine Neuverfilmung von „L’étranger“ („Der Fremde“) nach dem gleichnamigen Roman von Albert Camus. Er ist bereits in Deutschland im Kino zu sehen.
Die meiste Aufmerksamkeit bekommt allerdings ein nuklearer Thriller, „A Room Full of Dynamite“ (Ein Haus voller Dynamit). Vordergründig ist mit „Haus“ das „Weiße Haus“ gemeint. Dem Krisenteam im Sicherheitsraum dort bleibt eine Viertelstunde, um auf die eingetretene Situation zu reagieren, denn: Eine abgeschossene Atomrakete wird dann das Zentrum Chicagos erreicht haben. Mehrere Abschussversuche gehen schief. Woher sie kommt, ist nicht auszumachen … Nordkorea? Ein Telefonat eines Sicherheitsberaters mit einem russischen Außenminister – der wie Lawrow klingt – schafft wenig Klarheit …
Der Film will erklärtermaßen die Diskussion um die wachsende Weltkriegsgefahr befördern. So steht am Anfang eine Schrifttafel: „Am Ende des Kalten Krieges war es Konsens, den Bestand an Atomwaffen so klein wie möglich zu halten. Diese Ära ist vorbei.“ Die aktuellen Militärparaden in Moskau und Peking sind dafür Beispiele. Es wirkt allerdings läppisch, wenn in den Medien eine deutsche Fernsehmoderatorin dazu harmlos bemerkt, dass nur diese beiden Großmächte „die Geschichte in ihrem Sinne interpretieren“. Betreiben Trump und die europäischen Kriegstreiber keine Hochrüstung?