Kirchentellinsfurt (bei Tübingen)
Protestkundgebung gegen die Entlassung von 200 Beschäftigten bei Porsche-Tochter
Geschätzt 180 Menschen beteiligten sich gestern Vormittag an der Protestkundgebung in Kirchentellinsfurt, zu der die IG Metall Reutlingen-Tübingen aufgerufen hatte.
Noch vor der für den 19. September angesetzten Wahl zur Gründung eines Betriebsrates wollte der Porsche-Vorstand „Fakten schaffen“. 200 von 286 Beschäftigte der Batterietochter Cellforce mit Sitz in Kirchentellinsfurt in der Nähe von Tübingen sollen entlassen werden. Laut Stuttgarter Zeitung von heute sollen sie zum 30. November gekündigt werden.
Auch Kolleginnen und Kollegen aus Nachbarbetrieben wie Wafios in Tübingen, Vertreter von Linke, SPD und Grüne, der Jugendumwelt- und antikapitalistischen Bewegung sowie die MLPD zeigten ihre Solidarität mit dem Kampf der Cellforce-Kollegen. In der Solidaritätserklärung der MLPD heißt es: „Dass Porsche die Kündigungen jetzt noch vor der Wahl eines Betriebsrates durchziehen will, lässt erwarten, dass damit Kosten für einen Sozialplan gespart werden sollen, den ein Betriebsrat bei Akzeptanz der Entlassungen aushandeln kann.“ Letzteres war Kolleginnen und Kollegen nicht bekannt, mit denen wir sprachen.
Wenn der Porsche-Vorstand die Betriebsratswahl verhindern will, sind die Kosten für einen Sozialplan nur ein Gesichtspunkt. Der Porsche-Vorstand will verhindern, dass die Kollegen sich zusammenschließen, sich organisieren, ihr eigenes Gremium wählen, aktiv sind. Da kann es nur heißen: Jetzt erst recht!
Alle sind darüber sehr empört, dass erst die IG Metall sie über die geplante Massenentlassung des Porsche-Vorstands informiert hat – und das in der Schulferienzeit. Deutlich wurde n den Gesprächen mit den betroffenen Kollegen, wie es auch in der Erklärung heißt: „Entbrannt ist die Auseinandersetzung, ob man 'ohnehin nichts gegen solche unternehmerischen Entscheidungen machen kann' oder ob mit dem gemeinsamen Kampf der Beschäftigten um jeden Arbeitsplatz auf Kosten der Profite die Arbeitsplätze verteidigt werden können.“
Dazu muss eine Haltung überwunden werden, dass sie als „kleiner Mitarbeiter sich kein Urteil bilden können, was die wirtschaftlichen Gründe für die Entlassung angeht“, wie ein Kollege sagte. Dabei ist es noch nicht lange Zeit her, dass Porsche mit Cellforce die notwendigen Technologien entwickeln wollte, um das Ziel zu erreichen, bis 2030 mindestens 80 Prozent der Fahrzeuge als reine E-Autos zu verkaufen. Derzeit liegt der Anteil verkaufter E-Autos aber bei 11,2 Prozent.
Der Porsche-Vorstand ist wie der von Mercedes zum Schluss gekommen, dass die spekulativen Pläne und die damit verbundenen Investitionen auf absehbare Zeit keine Maximalprofite versprechen. Deshalb werden auch weitere Subventionen von Bund und Land, wie sie die Oberbürgermeister von Tübingen und Reutlingen in einem Brief und am Mikrofon gefordert haben, keine Arbeitsplätze sichern.
Dass diese Entscheidung des Vorstandes im Streik der Belegschaft gekippt werden kann, weil er ohne die Arbeit der Beschäftigten keine Geschäfte machen kann, konnten sich viele noch nicht vorstellen. Dabei muss berücksichtigt werden, dass diese junge Belegschaft noch keinerlei Kampferfahrungen hat, weshalb jede Solidaritätserklärung mit viel Beifall bedacht wurde. Einige begannen sich für die Erfahrungen im Kampf gegen die Werkschließung bei Opel in Bochum zu interessieren.
Sehr wichtig war, dass der Vertreter von Fridays for Future das Aus von Porsche für die Batterieentwicklung und -Produktion von Porsche als „fossilen Rückschritt in einer Zeit der eskalierenden Klimakrise“ brandmarkte. Oder wie es der DGB-Landesvorsitzende sagte: „Zukunft für Batterien statt Entlassungen“.
Was hier sichtbar wird, ist das Platzen der Lebenslüge von der Vereinbarkeit von kapitalistischer Ökonomie und Ökologie. Die MLPD steht für den echten Sozialismus, wo der Kampf um die Wiederherstellung der Einheit von Mensch und Natur entschlossen geführt werden kann. Wo Kriege zum Austragen der imperialistischen Konkurrenz abgeschafft und die Produktion, statt dem Profitstreben einiger weniger zu dienen, den Menschen und der Natur zugute kommt. Leider konnten wir nicht länger mit den Kolleginnen und Kollegen sprechen; sie eilten zur anschließenden Betriebsversammlung.