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Gruppenkonflikt oder Völkermord? – Ein Gespräch mit einem Israeli

Immer noch ist Urlaubszeit am 26. August und deshalb weniger los als sonst an unserem Infostand auf dem Stuttgarter Ostendplatz. Trotzdem sorgt ein selbstgemaltes Plakat mit der Losung „Gaza soll leben“ auf Arabisch, Farsi, Kurdisch, Türkisch und Deutsch für Aufmerksamkeit.

Korrespondenz

Ein besser gekleideter Mann wird auf uns aufmerksam und meint zu mir: „Ich stehe auf der anderen Seite.“ Er bejaht meine Frage, ob er Israeli sei. „Was sagen Sie zu den aufgeschlitzten Bäuchen von Schwangeren bei den Überfällen der Hamas auf Israel?“, will er von mir wissen. „Das ist ganz klar ein Kriegsverbrechen, das allerdings keinen Völkermord rechtfertigt. Wie denken Sie darüber?“, frage ich zurück. „Ja, wissen Sie, wenn zwei Gruppen...“ Er beendet den Satz nicht und ich hake nach: „Nein, nein! Sie weichen aus. Hier geht es nicht um Gruppen. Hier geht es um Völkermord.“ Dazu sagt er nichts und will stattdessen wissen, wie es weitergehen soll. Ich verweise auf ein anderes Plakat mit der Losung: „Stopp dem Völkermord in Gaza und mit den Vertreibungen aus Palästina! – Für ein freies, unabhängiges Palästina!“ „Und denken Sie an die Massendemonstrationen in Israel gegen den Krieg. Auch Sie können für ein Gesundheitszentrum in Gaza spenden“, ergänze ich und verweise auf ein drittes Plakat an unserem Stand. Er winkt ab: So weit ginge seine Liebe nun doch wieder nicht, meint er, bedankt sich für das „ausgewogene Gespräch“ und geht.


Zehn Minuten später: Der Israeli kommt an den Stand zurück und spendet lächelnd fünf Euro. In der Zwischenzeit hat ein junger Syrer mit der Begründung „Wir Syrer und die Palästinenser sind Brüder“ spontan zwanzig Euro gespendet. Zur Mahnwache „Gaza soll leben!“ am ersten September auf dem Stuttgarter Schlossplatz will er Kumpels mitbringen. Insgesamt haben wir an unserem ansprechenden Infostand innerhalb von anderthalb Stunden weit über vierzig Euro Spenden für den Aufbau eines Gesundheitszentrums in Gaza gesammelt und einen neuen Kontakt gewonnen.