Argument
Ford Köln - aber wenn sich das Auto nicht verkauft?
Ford Köln - aber wenn sich das Auto nicht verkauft? Bei einer Infostunde des Betriebsrates machte ein Kollege seiner Wut auf die Arbeitsplatzvernichtung Luft: "Ich bin seit 38 Jahren hier. Sowas habe ich noch nicht erlebt."
Dann sagte er: "Aber wir müssen das Auto auf die Straße bringen. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht." Das hält viele noch vom Kampf ab, das Verständnis, dass Ford nicht anders könnte, weil die Autos sich halt nicht verkaufen. Aber ist das so?
In Emden bauen die VW-Kollegen den ID-4 und den ID-7. Letzterer ist eine Art Elektro-Passat, das zweibeliebteste E-Auto in Deutschland. Würde die Logik stimmen, müsste es den Kollegen gut gehen. In der Zeitung steht dagegen: "Das Elektroauto, dass sie im VW-Werk in Ostfriesland herstellen, verkauft sich ziemlich gut. Doch der Boom kommt bei den Mitarbeitenden nicht an." Die Kollegen sind laut Betriebsrat "frustriert, verunsichert und verärgert" und zweifeln "ob sie hier in ein paar Jahren überhaupt noch einen Job haben". (Süddeutsche Zeitung, 26.8.25)
Es ist ein Märchen, dass es den Arbeitern gut geht, wenn es der Firma gut geht. Die Kapitalisten pressen alles aus uns raus, führen ihren Konkurrenzkampf auf dem Rücken der Belegschaften. Ein Standesbeamter würde sagen: "In guten wie in schlechten Zeiten." Verständnis für die Krisen der Kapitalisten führt nur dazu, sich kampflos noch weiter auspressen oder gar arbeitslos machen zu lassen.
Ford könnte jederzeit etwas anders produzieren. Ein kleines E-Auto. Elektro-Fahrräder, Waggons für den Nahverkehr - die Kompetenz in der Belegschaft wäre nicht das Problem. Aber wir, die Familien, die Region, wir brauchen die Jobs. Es ist auch gar nicht so lange her, da hat Ford den Produktionsstart des Explorer um neun Monate verschoben. Ohne Produktion wurden alle weiterbezahlt. Aber die Arbeitszeit bei vollem Lohn verkürzen soll unrealistisch sein? Ist es nicht. Aber wir müssen dafür mit harten Bandagen kämpfen.