Köln
Ford droht, zweite Schicht der Fertigung zu streichen
Gestern bestätigte der Betriebsrat bei Ford in Köln die Gerüchte. Die Geschäftsleitung von Ford berät aktuell darüber, eine Schicht der Fahrzeugfertigung in Köln zu streichen.
Ende 2024 protestierten ca. 70 Kollegen mit einem kurzen selbstständigen Streik genau gegen dieses drohende Szenario. Sie forderten "Finger weg von der 2. Schicht!" Seitdem wurde beschwichtigt. Zuletzt vor dem Werkurlaub in einer aufwendigen Videobotschaft vom Management. An den Gerüchten sei nichts dran, es gäbe keine solchen Pläne. Im Gegenteil werde fieberhaft daran gearbeitet, die Produktion voll auszulasten. Wohl doch eher eine Lüge, um die Stimmung zu besänftigen.
Ford baut aktuell 440 Fahrzeuge der Modelle Explorer und Capri pro Tag in Köln auf zwei Schichten. Die Autos auf der MEB Plattform von VW verkaufen sich relativ schlecht. Die jetzige Ankündigung bedeutet eine weitere Verschärfung der Angriffe auf die Belegschaft. Nächste Woche sollen die IG-Metall-Mitglieder über einen "Sozial"Tarifvertrag abstimmen.
Er soll die Vernichtung von bisher 2900 Arbeitsplätzen regeln. Ein erpresserisches Szenario wird als alternativlos dargestellt - "freiwillig" soll man dann gehen. Mit Abfindung. Aber: Wenn man nicht beim ersten Mal "freiwillig" geht, dann wird das Abfindungsangebot von Stufe zu Stufe niedriger. Das zweite Angebot beträgt nur noch 75 Prozent vom ersten. Da soll man sich natürlich denken: Ist es nicht besser, das zu unterschreiben, bevor man nichts mehr kriegt? Dann als nächste Stufe wird an die Wand gemalt: Betriebsbedingte Kündigung mit minimaler Abfindung. Bevor das eintritt, soll man dann darauf hoffen, dass die Sozialauswahl jemand anderen trifft, der dann auch Stufe eins bis drei durchläuft. Allen Ernstes? So sollen wir uns fühlen und denken? Nach dem Prinzip: Oh heiliger Sankt Florian, verschon mein Haus, zünd andere an?
Darauf kann und darf die Belegschaft sich nicht einlassen. Verhindern wir gemeinsam, dass dieses Horror-Erpressungsprogramm Wirklichkeit wird!
Und ein Tabubruch, weil betriebsbedingte Kündigungen möglich sind. Wenn jetzt zusätzlich die zweite Schicht der Fertigung weg fallen soll, sind weitere Kollegen von der Arbeitsplatzvernichtung betroffen. Der Vertrag sieht vor, dass jeder Bereich bei Ford nach den gleichen Regelungen vorgehen kann. Eine Blaupause, das ganze Werk abzuwickeln. Nach Wunsch von Ford soll das natürlich kampflos über die Bühne gehen. Dafür haben sie beim Abfindungsprogramm einiges an Geld in die Hand genommen.
Aber dabei haben sie die Rechnung ohne die Belegschaft gemacht. Das kann die Belegschaft nicht akzeptieren. Der ausgehandelte Sozialtarifvertrag muss abgelehnt werden. Und dann ist es Zeit, an der Streikaktion von Dezember 2024 anzusetzen.
Finger weg von der 2. Schicht. Selbstständiger Streik, bis die Pläne alle vom Tisch sind.