München
Aktiver Widerstand versus Autokonzerne
Die Internationale Automobilausstellung in München ist eine der größten ihrer Art. Ihr Kern ist der IAA-Summit, die führende Konferenz dieser Branche weltweit.
Ein Zeichen dafür, dass die deutsche Automobilbranche noch für sich in Anspruch nimmt, Weltmarktführer zu sein, mit Marken wie Mercedes, BMW, VW, Audi, Porsche. Mittlerweile sind asiatische Hersteller längst auf dem Vormarsch, einige chinesische Marken sind erstmals vertreten.
Auch wenn die Veranstalter aus Gründen des schwindenden Ansehens der Autobranche das Motto geändert haben in „It’s all about mobility“, ist es doch eine Tatsache, dass hier vor allem Autohersteller und Zulieferer mit führenden Monopolpolitikern über die Zukunft der gesamtgesellschaftlichen Mobilität verhandeln. Überwiegend Politikeinnen und Politiker, die gegen das Verbrenner-Aus sind, versteht sich. Die Ausbeutung von Mensch und Natur wird zugunsten der Profitmaximierung gefördert. Über 18.000 Stellen, die alleine in Bayern in der Metall- und Elektroindustrie gestrichen worden sind, sprechen die innovativen Speaker der Summits (verschiedene Veranstaltungen zu unterschiedlichen Themenblöcken) nicht so gerne.
An einigen Stellen kommen die Vertreter dieses Industriezweiges aber nicht mehr drumherum, sich mit Umweltschutz zu beschäftigen, wegen des guten Rufes, der Nachfrage, knapper werdenden Rohstoffen usw. Greenwashing steht auf dem Programm also ganz oben auf der ToDo-List der Konzerne. Beim Ticketkauf bekommt man gleich auf der Startseite prominent platziert, ein GoGreen-Ticket angeboten, „grüne“ Technologien sind allgegenwärtig. Pläne für einen kostenlosen öffentlichen Nahverkehr? Fehlanzeige.
Ganz anders beim Protestcamp und den Programmpunkten der Gegner der Messe: Sie kritisieren genau diese Verballhornung des Umweltschutzes durch die Automobilbranche, stehen für echten Umweltschutz und dessen Durchsetzung im aktiven Widerstand. Verschiedene Veranstaltungen stehen dazu auf der Tagesordnung. Organisationen, wie die Umweltgewerkschaft und BUND machen bei der Demo am 13. September gegen die IAA mit. Auch Aktivisten der Internationalen Automobilarbeiter-Konferenz und die MLPD sind mit Beiträgen und Veranstaltungen dabei. Die Organisatoren prangern zu Recht an, dass für die Autowerbeshow große öffentliche Flächen zur Verfügung gestellt, die Räume und Gelder für Soziales gleichzeitig immer mehr gestrichen werden.
Die Forderung nach einer „ökologischen und sozial gerechten Transformation der Autoindustrie“ schreit aber geradezu nach einer gesellschaftlichen Debatte, weil das wohl nicht gehen wird, ohne den Konzernen die Macht zu nehmen. Die Menschheit braucht keine Transformation, sondern eine Revolution. Das Camp und die Demo sind genau für diese Diskussion das richtige Pflaster. Antikapitalistische Kräfte sind daran genauso beteiligt wie Umweltverbände, Fridays for Future und andere. Am Freitag, dem 12. September. wird um 15 Uhr auf dem Protestcamp im Luitpoldpark das Buch der MLPD „Die globale Umweltkatastrophe hat begonnen“ vorgestellt und darüber diskutiert.
Eines der wichtigsten Projekte der „Gegenseite“, der Arbeiter und Massen der Welt, ist die 3. Internationale Automobilarbeiterkonferenz (IAC) dieses Jahr im November in Pune/Indien. Ihr Ziel ist die länderübergreifende Koordinierung und Kooperation der Kämpfe, ein regelmäßiger Informations- und Erfahrungsaustausch, Verweigerung von Streikbrecherarbeiten und die Stärkung der gemeinsamen gewerkschaftlichen Organisiertheit (automotiveworkers.org/de/wer-wir-sind).
Faschistische Pseudogewerkschaften wie Zentrum Automobil findet man bei den Protesten nicht. Ebenso, wie sie sich übrigens aus Tarifkämpfen und der restlichen kollektiven Interessensvertretung heraushalten. Wenn, dann könnte man sie höchstens auf der Seite der Unternehmer und Manager finden, deren Interessen sie in Wirklichkeit vertreten. Gerade das ist doch der Trugschluss des Jahrhunderts, dass die Arbeiter das gleiche Interesse hätten wie ihre deutschen Vorstände. Nur im Kampf gegen sie können wir unsere Interessen durchsetzen. Deswegen gehören die Arbeiter, egal aus welcher Branche, auf die Seite der Proteste gegen die IAA.
- Weitere Infos zum Programm des Mobilitätswende-Camps erhaltet ihr auf seiner Website https://www.mobiwende.camp
- Die Münchner Gruppe der Umweltgewerkschaft hat ein Flugblatt veröffentlicht; auch das enthält Informationen zu den Aktivitäten
- Und hier zur Einstimmung noch ein Video der MLPD von den Protestaktivitäten im letzten Jahr
Adressen:
contact@iawc.info
mobiwende.camp
umweltgewerkschaft.org