Gelsenkirchen
Tribunal gegen Politik der verbrannten Erde: „Wir klagen die RAG an!“
In Gelsenkirchen fand heute im vollbesetzten Kultursaal der „Horster Mitte“ ein Ereignis statt, das es so noch nicht gegeben hat: Ein Tribunal gegen die Politik der verbrannten Erde der RAG. Es stand auch unter dem Motto: „Das Revier will leben!“ Vorausgegangen war gestern bereits ein Kulturfest mit Revue zur Geschichte des Ruhrgebiets.
Die Verhandlung mit Anklagen gegen zehn hauptsächliche Verbrechen der Ruhrkohle AG und heutigen RAG-Stiftung sowie Aussagen von zahlreichen Sachverständigen und Zeugen brachte grelles Licht ins Dunkel der Machenschaften der RAG. Da kamen ehemalige Bergleute, Bergarbeiterfrauen, Experten der Bergarbeiterbewegung Kumpel für AUF, kämpferische Kommunalpolitiker, fortschrittliche Ärzte, Rechtsanwälte und viele mehr zu Wort.
Was sie akribisch zusammengetragen und untersucht haben, war kompetent, spannend wie ein Krimi - und so haarsträubend wie erhellend. Es machte deutlich, wie der frühere Bergbaukonzern und dann die RAG-Stiftung bis heute skrupellos und mutwillig Hunderttausende Arbeits- und Ausbildungsplätze vernichtet sowie Gesundheit und Leben von Bergleuten zerstört haben. Wie sie eine gigantische Vergiftung des Grundwassers und der Flüsse in Kauf nehmen, selbst mit dem Verkauf vergifteter Böden noch Profite machen. Wie sie mit ihrer Immobilientochter Vivawest und dem Verkauf von Zechensiedlungen systematisch preiswerten und lebenswerten Wohnraum vernichten. Wie sie maßgeblich zum Ausbluten der Kommunen beitragen und die revolutionäre Bergbautradition und -kultur unterdrücken.
Es machte aber auch deutlich, wie RAG, Behörden, angebliche Kontrollinstanzen, bürgerliche Politiker und rechte Gewerkschaftsführer der IGBCE fast wie eine mafiöse Vereinigung zusammenarbeiten. Das ermöglichte zum Beispiel, auf Zeche Hugo in Gelsenkirchen Müll ohne jeden Antrag und jede Genehmigung einzulagern. Wie der staatsmonopolistische Kapitalismus hier funktioniert, gibt einen Vorgeschmack darauf, was auch in Bereichen wie der Stahlindustrie und der Automobilindustrie auf andere Regionen noch zukommt.
Die Ankläger, Sachverständigen und Zeugen zogen aber auch den Schluss, dass der jahrzehntelange und wachsende Widerstand ohne ein Netz von Organisationen weder möglich noch erfolgreich gewesen wäre. Dazu zählen die überparteilichen AUF-Kommunalwahlbündnisse genauso wie die Bergarbeiterfrauen-AG in Courage, die kämpferische Bergarbeiterbewegung Kumpel für AUF und die MLPD mit ihren Betriebsgruppen. Das Tribunal zeigte: AUF-Ruhr ist nötig!
RF-News wird über Kulturfest und Tribunal am 23./24. August weiter berichten.