Ruhrgebiet
RVR-Broschüre¹ - Die Kultur des Ruhrgebiets entdecken oder verdecken?
Der Regionalverband Ruhr hat 2024 einen interessanten „Entdeckerpass“ zur „Route Industriekultur“ herausgegeben. Auf über 170 Seiten werden Ankerpunkte, Panoramen und Siedlungen vom Niederrhein bis zur östlichen Emscherregion, von der Lippe bis südlich von Hagen vorgestellt. Zwei Dinge stechen bei dieser Broschüre hervor:
- Ihr fragwürdiger Kulturbegriff klammert völlig aus, dass die Ruhrkohle-AG, jetzt Stiftung, im „schönen Revier“ eine Landschaft der verbrannten Erde hinterlassen hat. Hohe Arbeitslosigkeit, verseuchte Böden und Gewässer, durch Zechenflutungen bedrohtes Trinkwasser für 5 Millionen Einwohner? Der Regionalverband Ruhr (RVR) hat offenbar kein Problem damit, das alles wegzulassen. Schlimmer noch: Keiner der bedeutenden Arbeiterkämpfe im Revier, weder der Bergarbeiterstreik 1997 („Der Dicke – Helmut Kohl – muss weg!“), der Kruppianer-Streik von Rheinhausen 1987 noch v. a. der erfolgreiche Streik der Bochumer Opelaner 2004 mit europaweiten Auswirkungen, der die Schließung in Bochum zehn Jahre lang verhinderte – all das wird nicht einmal nebenbei erwähnt. Natürlich sind die in der Broschüre genannten Objekte der Industriekultur sehenswert, sie sind aber nicht „vom Himmel gefallen“. So verkörpert die RVR-Broschüre einen auf historische Industrieanlagen, Baukunst usw. eingeschränkten, bürgerlichen Kulturbegriff. U. a. Mao Zedong kennzeichnete dagegen die Kultur als umfassende Wechselbeziehung von Gesellschaft und Kultur: „Eine bestimmte Kultur … ist die Widerspiegelung einer bestimmten Gesellschaft …“²
- Im Vorwort der Broschüre wünscht der Regionaldirektor des Regionalverbands Ruhr, Garrelt Duin, den Lesern der Broschüre viel Freude, „die abwechslungsreichen industriekulturellen Orte des Ruhrgebiets zu entdecken“. Wer ist Garrelt Duin? Der Sozialdemokrat hat eine bemerkenswerte Karriere hinter sich. Der Jurist war von 2012 bis 2017 Wirtschaftsminister von NRW. Es folgten hohe Posten bei thyssenkrupp (2018 bis 2019), bis 2021 bei den Stadtwerken Köln, sowie bis Ende 2023 als Chef der Handwerkskammer Köln.³ Nicht zufällig ist Duin ausgemachter Antikommunist. So wandte er sich 2008 vehement sogar gegen eine Zusammenarbeit der SPD mit der Linkspartei im Saarland.⁴
Welch Kontrast zu Roland Meister aus Essen von AUF-Ruhr. Er, ebenfalls Jurist, leitet das Rechtsanwaltsbüro Meister & Partner in Gelsenkirchen. Selbst von Polizeiterror gegen seine Person lässt sich Roland Meister nicht einschüchtern.⁵ Er steht als Sprachrohr und Repräsentant der Arbeiter- und Umweltbewegung und der breiten Masse der Bevölkerung im Revier an der Spitze der Liste AUF-Ruhr für die Wahl ins Ruhr-Parlament.⁶
Also mitmachen! So wird man tatsächlich „Entdecker“ des Ruhrgebiets!