Aus der österreichischen Zeitung der Arbeit (ZdA)

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Israel will Überlebende aus dem Gaza nach Südsudan deportieren

Prof. Dr. Gerhard Oberkofler, Universitätsprofessor i. R. für Geschichte an der Universität Innsbruck, gab die freundliche Genehmigung dafür, seinen Beitrag zu den Deportationsplänen von Palästinenserinnen und Palästinensern nach Südsudan auf Rote Fahne News zu veröffentlichen. Im Artikel "Faschistische Offensive auf Gaza Stadt" sind wir vorgestern ganz kurz auf diese Pläne eingegangen.

Von Gastbeitrag Prof. Dr. Gerhard Oberkofler, Innsbruck
Israel will Überlebende aus dem Gaza nach Südsudan deportieren
Foto: KAMAL IG

„Vor Reisen in den Südsudan wird gewarnt“ – es gilt „Reisewarnung Sicherheitsstufe 6 (von 6) für das ganze Land!“ ist seit 24. Juni 2025 auf der Website des Bundesministeriums für Europäische und Internationale Angelegenheiten der Republik Österreich zu lesen. [1] Der Südsudan hat sich als autonomes Gebiet des seit 1956 vom anglo-ägyptischen Kondominium unabhängig gewordenen Sudan mit politischer und militärischer Unterstützung imperialistischer Kräfte am 9. Juli 2011 unabhängig erklärt und ist den Vereinten Nationen beigetreten. Der 644.329 km2 große ostafrikanische Staat Südsudan mit etwa 12 Millionen Einwohnern ist von Beginn an durch Gewalt, Hungersnot und Menschenmord geschändet.

 

Am 30. Juli 2025 hat der Bischof von Tombura-Yambio, Barani Eduardo Hiiboro Kussala, zu einer Kehrtwende aufgerufen: „Nach Jahren des Blutvergießens, brennenden Häusern, zerstörten Familien und begrabenen Träumen lebt unser Volk unter Plastikplanen, trinkt verunreinigtes Wasser, lebt in Angst und begräbt seine Angehörigen in Stille. Das ist keine politische Angelegenheit, es ist eine humanitäre Tragödie und ein moralisches Versagen“. [2]

 

Nach Meldung der österreichischen, vom Staat für ihre Manipulationen hoch subventionierten Systemmedien [3] hat das mit den politischen Eliten Österreichs politisch wie militärisch massiv unterstützte netanjahufaschistische Israel mit den Machthabern des gescheiterten Staates Südsudan Verhandlungen wegen „Aufnahme“ der in Gaza noch überlebenden Palästinenserinnen und Palästinenser mit ihren hungernden, dürstenden und traumatisierten Kindern aufgenommen. Als Vorbild mag der Deportationsdeal der USA mit Ruanda dienlich sein, wo 1994 ein Völkermord ungeheuren Ausmaßes stattgefunden hat. Der bebaubare Ackerboden ist wie in anderen Ländern der Dritten Welt von der Finanz- und Konzernoligarchie zu spekulativen und gewinnbringenden Geschäften aufgekauft. [4]

 

Vor vielen, vielen Jahren hat ein Teil der österreichischen Studentenbewegung sich mit barbarischen Konsequenzen der niederträchtigen imperialistischen Praktiken in Nigeria und seiner an Bodenschätzen reichen und strategisch wichtigen Region Biafra auseinandergesetzt. [5] Der Repräsentant der Igbo-Separatisten in Biafra (1967–1970) Chukwuemeka Odumegwu Ojukwu wurde nach ihrer Niederlage in den USA willkommen geheißen, über 1 Million Menschen blieben in Nigeria als Opfer zurück. Die katholische Caritas in Österreich hatte damals für die mehrheitlich katholisch evangelikale Biafraethnie der Igbo gesammelt.

 

Aus dem Südsudan, wohin die israelischen Völkermörder die ihnen als unnützer und zu entsorgender Ballast geltenden palästinensischen Frauen und Kinder deportieren wollen, sind mehr als 2,3 Millionen Südsudanesen in die Nachbarländer Uganda, Sudan, Äthiopien, Kenia und Kongo geflohen, mehr als 1,9 Millionen Südsudanesen sind im eigenen Land auf der Flucht. [6] Millionen von südsudanesischen Kindern sind von akuter Mangelernährung betroffen, leiden wie die palästinensischen Kinder hungernd, durstend und traumatisiert.

 

Statt mitzuhelfen, diese hierzulande verdrängte und vergessene humanitäre Katastrophe im Südsudan irgendwie zu mildern, wird das zionistische Groß-Israel im Interesse des europäischen Neokolonialismus ermuntert, in Afrika ein „Groß-Auschwitz“ zu errichten. Der Staat Israel ist im Heute rassistisch, es praktiziert Holocaust und verkörpert das Böse, wie der jüdische Theologe der Befreiung Marc H. Ellis schon in den beginnenden 1990er Jahren beklagt. [7] Dass die ehemals neutrale Republik Österreich die völkermörderischen Verbrechen Israels akzeptiert, liegt in der Verantwortung ihrer in höchste Staatsämter gelangten und nicht abschiebbaren Gefährderinnen und Gefährder.