Nordrhein-Westfalen
„Heute haben wir keine Zeit für eine Geburt!“
„Heute haben wir keine Zeit für eine Geburt!“ Mit diesem Satz wurde eine Frau, die an Diabetes leidet und mit ihrer Risikoschwangerschaft in die Klinik kam, dort begrüßt.
Die WAZ vom 20. August 2025 beendete mit diesem Satz einen Artikels über die Schließung von immer mehr Geburtskliniken in Nordrhein-westfalen. Das waren in den letzten fünf Jahren mehr als 20 Geburtshilfestationen.
Ein solcher Satz will einem nicht in den Kopf! Und erst recht nicht die Begründung, die der Artikel für die Schließung von Geburtsstationen liefert: „Besonders kleinere Kreißsäle gelten als unrentabel.“ Die Landesklinikreform habe dies laut Ver.di verschärft. Wären da nicht die Hebammen und weiteren Beschäftigten in den Krankenhäusern, die sich gegen diese Entwicklung stemmen und ihr Möglichstes für die Versorgung von Schwangeren und Neugeborenen tun.
Mit der Krankenhausreform nach dem Prinzip der sogenannten Leistungsgruppen wird diese Situation für kleinere und mittlere Krankenhäuser verschärft. Ihnen wird die Möglichkeit einer Finanzierung der Geburtsstationen über die Profite anderer Stationen genommen. Sie müssen systembedingt die Geburtsstationen schließen. Die Folge für die Familien: Längere Anfahrten bei den Geburten, überfüllte Kreißsäle, schlechtere Versorgung bis hin zur Gefahr, nicht rechtzeitig in der Geburtsstation anzukommen. Die Folge für Hebammen und Pflegekräfte: Arbeitsplatzunsicherheit, erzwungene Pendelwege oder sie geben ihren Beruf auf. Die Folge für Hebammenstudentinnen und -studenten: fehlende Plätze für die Praxisausbildung.
Die Aufgabe einer jeden Gesellschaft, neue Generationen zu schützen, zu fördern und dazu die medizinische Infrastruktur bereitzustellen, wird durch das kapitalistische System in die Mühlen der Konkurrenz und der Profitmaximierung gezwungen. Gebären – der Vorgang, der letztendlich über Fortbestand oder Untergang der Menschheit entscheidet – wird als „unrentable Abteilung“ geschlossen.
V.erdi und andere Gewerkschaften fordern einen Schließungsstopp und eine kostendeckende Finanzierung der Geburtshilfe. Dieser Kampf spielt auch bei den NRW-Kommunalwahlen im September eine wichtige Rolle.