Gab es schon in England im 19. Jahrhundert

Gab es schon in England im 19. Jahrhundert

Engels und die Politik der verbrannten Erde

Die Politik der verbrannten Erde im Ruhrgebiet ist eine Besonderheit. Dort haben wenige Bergbau- und Stahlmonopole faktisch alle Seiten des kommunalen Lebens beherrscht.

Von wr

Die Politik der verbrannten Erde durch die RAG ist eine Besonderheit, aber auch ein Prototyp dafür, wie Monopole ganze Regionen dominieren und plündern. Nach der Liquidierung des Steinkohlebergbaus durch die Ruhrkohle AG und der Schließung vieler Hüttenwerke und Gießereien durch die Stahlkonzerne an der Ruhr und Saar sind diese für eine Hinterlassenschaft von Brachen, vergifteten Böden, verfallenen Fabrikruinen und die Verwandlung von Arbeitersiedlungen in Armutsviertel verantwortlich.

 

Engels hatte Ähnliches im 19. Jahrhundert zuerst in England beobachtet und dabei eine Gesetzmäßigkeit aufgedeckt, die er als Widerspruch von Stadt und Land bezeichnet hatte. Er schrieb:

 

„Es ist ihre kapitalistische Anwendung, die sie (die industrielle Produktion) vorwiegend in den Städten konzentriert und Fabrikdörfer in Fabrikstädte umschafft. Damit untergräbt sie gleichzeitig die Bedingungen ihres eigenen Betriebs. Erstes Erfordernis … fast aller Betriebszweige der großen Industrie ist verhältnismäßig reines Wasser. Die Fabrikstadt aber verwandelt alles Wasser in stinkende Jauche. Sosehr also die städtische Konzentrierung Grundbedingung der kapitalistischen Produktion ist, sosehr strebt jeder einzelne industrielle Kapitalist stets von den durch sie notwendig erzeugten Städten weg und dem ländlichen Betrieb zu. Die kapitalistische Großindustrie erzeugt dort stets neue Großstädte dadurch, daß sie fortwährend von der Stadt auf das Land flieht.

 

Diesen neuen fehlerhaften Kreislauf, diesen sich stets neu erzeugenden Widerspruch der modernen Industrie aufzuheben, vermag wiederum nur die Aufhebung ihres kapitalistischen Charakters. … Die Aufhebung der Scheidung von Stadt und Land ist also keine Utopie, auch nach der Seite hin, nach der sie die möglichst gleichmäßige Verteilung der großen Industrie über das ganze Land zur Bedingung hat. Die Zivilisation hat uns freilich in den großen Städten eine Erbschaft hinterlassen, die zu beseitigen viel Zeit und Mühe kosten wird.“ (1)

 

Man könnte meinen, er hätte dabei so etwas wie die Abholzung eines riesigen Waldgebiets für die Ansiedlung der Autofabrik von Tesla in Brandenburg vor Augen. Was Engels beschrieb, hat heute im Weltmaßstab noch weit umfangreichere Dimensionen angenommen. In ihrem Drang nach Maximalprofiten denken die Monopole nicht daran, Kosten für die Umnutzung alter Bausubstanz, Recycling der abgenutzten Anlagen und Flächensanierungen zu übernehmen. Stattdessen werden z.B. am Niederrhein viele Hektare wertvolles CO2-speicherndes Grünland zur Gewinnung von Sand und Kies umgepflügt.

 

Die nicht zu vermeidenden ökologischen Maßnahmen wälzen die Monopole auf die Staatskasse ab. Von dieser verlangen sie aber vorrangig Ausgaben für ihre Investitionen. Dagegen werden die Posten für das sogenannte Allgemeinwohl unter dem Vorwand der „knappen Kassen“ zurückgestellt. Es war vor allem die Bevölkerung, die verhindert, dass die Abrissbirne Anlagen und Wohngebiete völlig abgeräumt und noch viel von der traditionellen Industriekultur gerettet hat. Allerdings nutzen das vor allem Tourismus- und Kulturunternehmen, um heute daraus Profit für Eintrittsgelder, Vermietungen und Events zu generieren. Gleichzeitig verpassen sie dem Ruhrgebiet ein angebliches Schmuddelimage. 

 

Die Merkmale der Politik der verbrannten Erde kaschieren sie durch die Erfindung fantastischer Begriffe wie den angeblich „erfolgreichen Strukturwandel“. So wirksam ihre Monopoldiktatur erscheint, so fürchten sie aber die Massen und müssen gewisse Zugeständnisse als Reaktion auf ihre Kämpfe und ihre Kampfbereitschaft machen. Sie können sich nicht sicher sein, wie lange ihr Betrug hält. Sie sitzen in den Arbeiterkonzentrationsgebieten - wie die Ruhrmetropole mit über 5 Millionen Einwohnern - auf einem schlafenden Vulkan.