Kulturfest und Revue „Die Geschichte des Ruhrgebiets“

Kulturfest und Revue „Die Geschichte des Ruhrgebiets“

Ein Fest der Bergarbeiterkultur und eine fulminante Revue

Es war ein wahrhaft gelungener Startschuss in die heiße Phase des Kommunalwahlkampfs der AUF-Bündnisse in Nordrhein-Westfalen:

Von ffz
Ein Fest der Bergarbeiterkultur und eine fulminante Revue
Gut besucht zeigte sich das Kulturfest (rf-foto)

Das große Kulturfest der überparteilichen Kommunalwahlbündnisse AUF Gelsenkirchen, BergAUF Bergkamen und NV AUF Geht’s aus Neukirchen-Vluyn und des Wahlbündnisses AUF-Ruhr, das fürs Ruhrparlament antritt, welches sie zusammen mit der Bergarbeiterbewegung Kumpel für AUF und dem Jugendverband REBELL im und rund um den Kultursaal der Horster Mitte in Gelsenkirchen-Horst gefeiert haben.


Und was war das für ein Fest: Der komplette Parkplatz vor der Horster Mitte war angefüllt mit Menschen, die sich an den Ständen des Frauenverbands Courage, des Willi-Dickhut-Museums, der Mediengruppe Neuer Weg, aller AUF-Wahlbündnisse und vieler mehr informieren konnten. Für die Kinder gab es ein spannendes Kinderprogramm und in der Mitte des Platzes war ein riesiges Mitbringbuffet aufgebaut, an dem sich die Besucherinnen und Besucher reichlich stärken konnten. Viele von ihnen kamen direkt aus dem Wahlkampfeinsatz für die Kommunalwahlbündnisse und freuten sich sehr auf das Fest.


Unter der Moderation von Esther Engel, Kandidatin von AUF Gelsenkirchen für die Bezirksvertretung West, und Sven Sewzik, Kandidat auf der Reserveliste von AUF Gelsenkirchen, gaben verschiedene Kandidatinnen und Kandidaten Infos aus dem Wahlkampf, und machten Lust und Spannung auf die am Abend folgende Revue des Jugendverbandes REBELL „Die Geschichte des Ruhrgebiets“. Als Erster sprach Stefan Engel, Sprecher der Kollegenzeitung Vortrieb und 37 Jahre lang Vorsitzender der MLPD. Er machte deutlich, dass die RAG-Stiftung (ehemals Ruhrkohle AG) eine Diktatur der Monopole über das Ruhrgebiet errichtet hat. In der RAG-Stiftung sind 22.000 Unternehmen vereint. Ohne sie läuft im Ruhrgebiet nichts. Darüber aufzuklären, das wird das neu gegründete Wahlbündnis AUF-Ruhr im Ruhrparlament tun. 


Jan Specht, Oberbürgermeisterkandidat von AUF Gelsenkirchen, machte deutlich, dass AUF eine ganz andere Politik macht, als es die etablierten Monopolparteien SPD, CDU etc. tun. Er stellte klar, dass AUF Fachleute und Fachfrauen hat und dass sich das Kommunalbündnis sich deshalb eine kompetente Politik für die werktätigen Massen in Gelsenkirchen zutraut.

 

Andreas Tadysiak, Hauptkoordinator der Internationalen Bergarbeiterkoordinierung, berichtete über die aktuelle Lage der kämpfenden Kumpel in Chiatura, Georgien, von denen immer noch einige im Gefängnis sitzen. Das Fest verabschiedete einstimmig eine Solidaritätserklärung für sie. Faschisten, die sich auf die Bergarbeiterkultur berufen wollen, wie der AfD-Kandidat Guido Reil aus Essen, erteilte er eine klare Absage. Dafür erhielt er viel Applaus von den Besucherinnen und Besuchern. Anna Schmit, Vorsitzende des Jugendverbands REBELL, machte die Gäste auf die Revue neugierig, die der REBELL in intensiver Probenarbeit einstudiert hatte.


Danach war es Zeit für die Spitzenkandidatinnen und Spitzenkandidaten von AUF Gelsenkirchen: Monika Gärtner-Engel, Willi Mast und Sven Sewzik. Monika Gärtner-Engel berichtete, dass die Gründung von AUF Gelsenkirchen als überparteiliches Kommunalwahlbündnis seinerzeit etwas Neues gewesen ist. Eben, weil es einen überparteilichen Charakter hat. AUF war und ist immer Sprachrohr der Leute. So gäbe es das Gelsenkirchener Rathaus, das Hans-Sachs-Haus, heute nicht mehr, wenn AUF damals nicht den Kampf dafür organisiert hätte. Das Zentralbad wäre nicht sinnlos abgerissen worden, hätte AUF damals die Mehrheit im Rat gehabt etc. 20 Prozent der hausgemachten Krise wären mit einer AUF-Mehrheit im Rat gar nicht erst entstanden.


Willi Mast machte deutlich, dass es die Leute in Gelsenkirchen sind, die etwas ändern können – zusammen mit AUF! Dafür steht der Slogan „Steh AUF, wenn Du was ändern willst!“. Sven Sewzik lenkte den Blick der Besucherinnen und Besucher auf den Hauptschuldigen für die schlechte Situation im Ruhrgebiet und die katastrophale Armutsituation in Gelsenkirchen: die RAG!


Dann sprach die Vorsitzende der MLPD, Gabi Fechtner. Schließlich hatten die Wahlbündnisse den Kultursaal Horster Mitte angemietet, der dem Vermögensverwaltungsverein der MLPD (VVV) gehört. Sie erklärte, dass man von so einer Veranstaltung viel lernen kann. Auch heute stehen die Belegschaften der Industriebetriebe (nicht nur) im Ruhrgebiet vor harten Kämpfen. In Betrieben wie bei Stahl und in der Autoproduktion werden die Arbeiter von den Monopolen angegriffen - wie damals die Kumpel. Die RAG hatte die Kumpel mit ihren Versprechungen, dass keiner ins Bergfreie fallen werde, belogen. Die sogenannte Mitbestimmung scheiterte. Nur wer kämpft kann gewinnen. Es gibt noch Illusionen in die RAG: heute sagte jemand, die RAG habe doch das Ruhrgebiet groß gemacht. Aber das waren die Arbeiter, die RAG hat sich die Taschen voll gemacht. Wollen die Arbeiter wirklich bestimmen, müssen sie den echten Sozialismus erkämpfen. Wie dieses Wochenende organisiert ist, ist dafür ein gutes Vorbild. Jeder übernimmt Verantwortung, die verschiedenen Fähigkeiten kommen zum Tragen, die Arbeiter bringen ihre Kenntnisse auf hohem Niveau ein. Deshalb vermietete der VVV den Kultursaal dafür sehr gerne.

 

Roland Meister, der Spitzenkandidat von AUF-Ruhr, verwies auf die Tradition des Ruhrgebiets als Schmelztiegel von Menschen verschiedenster Nationalitäten. Hier versuchen heute Faschisten von der AfD, von „Die Heimat“ etc. zu spalten. Das Fest sprach dem weit über Gelsenkirchen hinaus bekannten Rechtsanwalt seine Solidarität aus. Roland Meister war bei einem antifaschistischen Protest vor einigen Wochen durch Polizeigewalt schwer verletzt worden. Abschließend kamen noch einmal alle Kandidaten der AUF-Bündnisse auf die Bühne, bevor es gut gelaunt um 19 Uhr in den Kultursaal ging. Dort begann die Revue „Die Geschichte des Ruhrgebiets“.


Was der REBELL hier auf die Bühne brachte, konnte man zu Recht als fulminant bezeichnen. In einer spannenden, bunten und lustigen Mischung aus gespielten Szenen, eingespielten Originalfotos und -filmen, O-Tönen von ehemaligen Kumpeln und ihren Familienangehörigen, wurde die ganze Bandbreite der Bergarbeiterkultur – ihre kämpferische und revolutionäre Tradition – aber auch die schändliche Rolle, die die Bergbaukapitalisten und -monopole, die sich schließlich in der RAG zusammenschlossen, von Anfang an gespielt haben, deutlich. 


Von der Entdeckung der ersten Kohle im Ruhrgebiet durch einen Schäfer im Jahr 1550 über das Entstehen des Ruhrgebiets mit seinen Zechensiedlungen und die Entwicklung der Bergarbeiterbewegung im Jahr 1880 bis über den Ersten Weltkrieg und die Rolle der Bergarbeiter in der Novemberrevolution in Deutschland, beim Kapp-Putsch, der Roten Ruhrarmee bis hin zum Hitler-Faschismus 1933 reichte der erste Teil der Revue. Mit viel Engagement, Leidenschaft, witzigen Szenen zum Lachen, aber auch sehr ernster und berührender Darstellung brachten die Aktivistinnen und Aktivisten des REBELL die Geschichte des Ruhrgebiets und seiner Kumpel zum Leben. Dazu gehörte und gehört auch der Antifaschismus. So berichtete eine Bergmannstochter, wie ihr Vater Zwangsarbeitern unter Tage, die sonst geschlagen und angetrieben wurden, Essen mitbrachte. Zum Dank schnitzten diese seinen Kindern Spielzeug.

 

Weiter ging es mit der Zeit der Befreiung vom Hitler-Faschismus und der Feststellung, dass unter Tage zusammenwuchs, was zusammengehörte, und dass es dort keinen Platz für irgendeinen Rassismus gab. Über die erste Welle der Zechenstilllegungen, aber auch über Massenkämpfe, als der Trend weg von der Kohle hin zum Öl führte, wurde berichtet. Das schändliche Spiel der Bundesregierung im Zusammenspiel mit den Kohlekapitalisten, das 1969 zur Gründung der RAG führte, wurde mit Originalzitaten von Konrad Adenauer und seinem Innenminister dargestellt. Anfang der 1990er-Jahre begann die Politik der verbrannten Erde, die das Ruhrgebiet in den heute so schlechten Zustand brachte. 

 

Die Kämpfe der Bergarbeiter und ihrer Familien und dass es für solche Kämpfe Durchblick und Organisiertheit braucht, wurden dargestellt. Ein besonderer Höhepunkt darin war der große Bergarbeiterstreik 1997, der ausbrach nach einem Aufruf-Vorschlag der MLPD-Betriebsgruppe an die Kollegenzeitung Vortrieb und in dessen Rahmen Wasserstraßen, Autobahnen und Flughäfen besetzt und die Bannmeile in Bonn gestürmt wurde. Der alte Ausspruch Adenauers, dass das ganze Wasser des Rheins nicht zum Löschen reichen würde, wenn die Ruhr mal brennt, wurde hier bestätigt. Der große Bergarbeiterstreik war das Ende der Ära von Helmut Kohl als Bundeskanzler.

 

Über die Schließung der letzten Zechen macht die Revue einen Sprung ins Jahr 2025: Während das Ruhrgebiet und seine Bewohnerinnen und Bewohner mit den Hinterlassenschaften der verbrannten Erde der RAG kämpfen müssen, hat die RAG-Stiftung im Jahr 2024 965 Millionen Euro Überschuss erwirtschaftet. Sie ist heute ein profitables Unternehmen, obwohl sie nichts mehr produziert. Deshalb versuchen sie und die Faschisten der AfD, ihre Schuld zu verwischen und die Wut der Massen auf Flüchtlinge, Migranten, Arbeitslose etc. abzulenken. Das ist ein übles Ablenkungs- und Spaltungsmanöver. Es wurde deutlich: Der Hauptverursacher dieser Misere ist die RAG, und es gilt – im Kommunalwahlkampf, aber auch darüber hinaus – dafür zu kämpfen, dass sie dafür zur Verantwortung gezogen wird. 

 

Tosender Applaus des vollbesetzten Saals machte auch deutlich: Diese Revue muss wiederholt werden. Am Ende des Abends freuten sich alle auf das Tribunal „Wir klagen an: Die Politik der verbrannten Erde der RAG“, das an Sonntag begann.

 

Darüber berichten wir morgen.