Gesundheitswesen

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BDA fordert Wiedereinführung der Praxisgebühr

Die Kosten der gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen steigen. Da die Kapitalisten die Hälfte der Krankenversicherungsbeiträge tragen, wollen sie ihren Anteil durch eine Praxisgebühr teilweise kompensieren.

Von Ulrich Achenbach

BDA-Hauptgeschäftsführer Steffen Kampeter hatte angesichts der Finanzprobleme der gesetzlichen Krankenversicherung eine neue Gebühr für Arztbesuche vorgeschlagen. Er begründete seinen Vorschlag mit vielen unnötigen Arztbesuchen und damit unnötigen Kosten. Eine Praxisgebühr würde zu einer besseren „Steuerung“ der Arztbesuche führen. Kein Wort verliert der BDA-Hauptgeschäftsführer über die Hauptgründe der enormen Kostensteigerungen der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung, nämlich die deutliche Erhöhung der Arzneimittelpreise oder vermeidbare Operationen in Krankenhäusern.


Häufig werden z. B. künstliche Hüften eingesetzt, obwohl es oft alternative Behandlungsmöglichkeiten gibt. Ebenfalls erwähnt Kampeter nicht die krankmachenden Arbeitsbedingungen wie Leistungsverdichtung und Arbeitshetze! Am liebsten sähen die Monopolverbände eine Privatisierung der gesamten Sozialversicherung auf Kosten der Beschäftigten. Nur Beschäftigte mit hohem Einkommen könnten sie finanzieren.


Diese Situation ist in den USA und vielen anderen Ländern traurige Wirklichkeit. Die Wiedereinführung der Praxisgebühr würde auch zu keiner nennenswerten Senkung der Krankenversicherungskosten führen, da sich viele arme, ernsthaft Erkrankte mehrere Arztbesuche nicht leisten könnten! Die Folgekosten durch nicht rechtzeitig behandelte Krankheiten wären für die Krankenkassen höher als die Einnahmen durch die Praxisgebühr! Aber so weit will der auf Profit zielende BDA wohl nicht denken!


Selbst der Hausärzteverband, die Gewerkschaft Ver.di und auch die Deutsche Stiftung Patientenschutz lehnen die Einführung einer Kontaktgebühr für Patienten in deutschen Arztpraxen ab. „Dieser Vorschlag der Arbeitgeber ist nicht nur unsozial, sondern auch komplett undurchdacht“, sagte die Vorsitzende des Hausärzteverbands, Nicola Buhlinger-Göpfarth, der Rheinischen Post. Im Übrigen hat die 2004 eingeführte und 2012 abgeschaffte Praxisgebühr nicht zu einer „Steuerung“ der Arztbesuche, sondern nur zu mehr Bürokratie und Arbeitsaufwand in den Arztpraxen geführt.