Briefwechsel zum Revolutionären Weg 38

Briefwechsel zum Revolutionären Weg 38

Pawlows Erkenntnisse müssen dialektisch negiert werden!

Die Redaktion des theoretischen Organs der MLPD, des Revolutionären Weg, veröffentlicht auf ihrer Webseite regelmäßig Rezensionen und Briefwechsel über Produkte ihrer theoretischen Arbeit. Mitte Juli ist dort ein Briefwechsel zur Beurteilung von I.P. Pawlow im Revolutionären Weg 38 »Die Krise der bürgerlichen Naturwissenschaft« erschienen. Rote Fahne News dokumentiert einen Auszug und den Link zum vollständigen Dokument.

Es geht um die Behandlung von Pawlow im RW 38 und die Frage der höheren Nerventätigkeit:

 

Lieber Genosse, ich habe Deine Überlegungen zum Abschnitt Psychologie im RW 38 »Die Krise der bürgerlichen Naturwissenschaft« von der RW-Redaktion bekommen mit der Bitte, Dir auf den letzten Brief zu antworten. Im Grundsatz sind wir uns zum RW 38 einig. Stefan Engel hat Deine Ausführungen kritisch gewürdigt. Er kritisiert grundlegende Fehler und weist darauf hin, dass der RW kein Lehrbuch der Psychologie sein kann.

 

Aus Deinen Briefen geht hervor, dass Du mit der Beurteilung neurobiologischer Erkenntnisse von Bauer und der Beurteilung von I.P. Pawlow im RW 38 nicht einverstanden bist. Deiner Meinung nach hat die RW-Redaktion die Erkenntnisse I.P. Pawlows über die Funktionsweise des psychischen Apparats falsch bewertet, ihn undialektisch negiert und sich von Erkenntnissen der bürgerlichen Hirnforschung (J. Bauer) fehlleiten lassen. Der RW anerkennt Pawlows große Fortschritte über die Funktionsweise des Nervensystems. Er ersetzte die religiös behaftete »Seele« durch Naturwissenschaft. Als ein Materialist war er ein gefürchteter Gegner der Psychoanalytiker und Behavioristen.

 

Was die Bewertung Pawlows betrifft, so machst Du da Fehler. M.E. rühren sie daher, dass Du in einigen Punkten die Pawlowsche Lehre und nicht die proletarische Weltanschauung und Methode als Ausgangssynthese der Beurteilung psychischer Fragestellung gemacht hast. Ich sehe auch ein Problem in einem wenig schöpferischen Umgang mit den Neurowissenschaften vergangener Jahrzehnte, weshalb Du bei ihr keinen Fortschritt erkennst. Ich möchte das an einigen Punkten verdeutlichen.

 

Erstens. Bekanntlich spielen unvermittelte Gegensätze mit starken Erregungsprozessen und mangelnder Hemmungsfähigkeit in Pawlows Lehre eine wichtige Rolle. (1) In wissenschaftlichen Experimenten mit Laborhunden hat er ihre Folgen für ihr Nervensystems erforscht, streng materialistisch die Bedingungen untersucht, die es schädigen oder den Zusammenbruch ihrer Funktionen nach sich ziehen. Seine Arbeit war eine herausragende Leistung seiner Zeit; sie führte den Materialismus ein in die bis dahin herrschende religiöse »Seelenlehre«, weshalb er von Lenin auch geschätzt worden ist.

 

Man darf jedoch die Pawlowsche Lehre nicht ohne Weiteres auf Menschen übertragen. Seine Erkenntnisse wurden mit Hunden gewonnen; die Bewusstheit spielte kaum oder keine Rolle. Stefan hat kritisiert, dass – entgegen Deiner ursprünglichen Darlegung – der Widerspruch zwischen kleinbürgerlicher Denkweise und Wirklichkeit i.A. kein unvermittelter Widerspruch ist und auch, dass die Gesellschaft sonst gar nicht funktionieren würde. Du hast hier einfach die Laborergebnisse Pawlows zur Ausgangssynthese gemacht und auf den Menschen übertragen.

 

Der RW 26 »Der Kampf um die Denkweise in der Arbeiterbewegung« führt dazu aus, dass sich die kleinbürgerliche Denkweise in die proletarische verwandeln kann – und umgekehrt. Wäre das nicht so, könnten kleinbürgerliche Intellektuelle nicht Bündnispartner der Arbeiterklasse sein oder auf deren Klassenstandpunkt übergehen. Wenn man das nicht beachtet, sind Dogmatismus und sektiererische Fehler die Folge. Unsere Linie muss die Ausgangssynthese bei der Analyse menschlicher psychischer Erkrankungen sein. ...

 

Hier der komplette Text auf der Webseite des Revolutionären Weg