Mindestlohn

Mindestlohn

Artikel zieht keine positiven Schlussfolgerungen

Zu der Rote-Fahne-News-Meldung über die Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI), dass Bürgergeldempfängerinnen und -empfänger weniger Geld zur Verfügung haben als Menschen, die zu Mindestlohn Vollzeit arbeiten, schrieb ein Leser aus Sonneberg eine Kritik, die wir hier dokumentieren.

Leserbrief

Hier der Artikel, auf den sich die Kritik bezieht.

 

Den Artikel Arbeiten lohnt sich nicht? Von wegen! halte ich für oberflächlich. Er stellt die Arbeit mit Mindestlohn als positiv gegenüber dem Bezug von Bürgergeld dar und zieht keine positiven Schlussfolgerungen. Es fehlen die Beiträge zur (gesetzlichen) Krankenversicherung. Ab einem Nettoverdienst von mehr als 556 Euro (2025) im Monat müssen diese selbst bezahlt werden. Bei 1032 Euro im Monat (das entspricht ziemlich den berechneten Ausgaben eines Bürgergeldbeziehers in dem Artikel) macht das ca. 253 Euro aus die abgezogen werden. Wegen dem Zusatzbeitrag kann sich der Beitrag geringfügig ändern – den bezahlt das Jobcenter.

 

Bei erwerbsfähigen Leistungsberechtigten wird auch monatlich ein Beitrag an die Pflegekasse gezahlt – ich weiß nicht wie hoch dieser im Moment ist. Wer vor dem Bezug von Bürgergeld privat krankenversichert war, erhält maximal die Hälfte des Basistarifs der PKV – hier liegt 2025 der Höchstbetrag bei 471,32 Euro im Monat. Für ungefähr 200 Euro mehr im Monat lohnt sich meiner Meinung nach Arbeiten bei Mindestlohn wirklich nicht – dafür als Bäcker um zwei Uhr morgens aufstehen? Genau aus diesem Grund hat eine Bäckerei bei uns für immer dicht gemacht. Beim Fleischer schaut es nicht viel besser aus. Dazu kommt die hohe Inflation und hier auf dem Land kommen noch Kosten für Auto und Sprit dazu, um überhaupt auf die Arbeit zu kommen – was bleibt da dem, der arbeitet, übrig?

 

Dem Bürgergeldempfänger geht es nicht viel besser – im Gegenteil – wenn Kühlschrank und Waschmaschine kaputt gehen, geht das nur über ein Darlehen, was abbezahlt werden muss. Arbeit muss sich endlich wieder lohnen – das ist ein Slogan der AfD – natürlich mit Mindestlohn, aber gegen eine Erhöhung des Mindestlohnes – die 40% der Beschäftigten im Landkreis Sonneberg mit dem ersten AfD-Landrat in Deutschland können ein Lied davon singen, was das jeden Monat heißt.

 

Es gibt eine positive Alternative – deshalb fordern wir: Kampf um jeden Arbeits- und Ausbildungsplatz! Die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich könnte 110 000 Arbeitsplätze in der Autoindustrie retten. Mit einer ökologischen Verkehrswende würden im Sozialismus Zehntausende neue Arbeitsplätze entstehen. 18 Euro Mindestlohn; Arbeitslosengeld I für die Dauer der Arbeitslosigkeit; 1.250 Euro Mindestsicherung.

 

Aber jeder, der arbeiten kann, soll auch arbeiten. Eine Sozialsteuer für Kapitalisten in Höhe von 8 Prozent vom Umsatz. Arbeiter, kleine und mittlere Betriebe würden entlastet. Bezahlen müssten die Monopole! Die Auseinandersetzung ist ganz wichtig – keine Frage – anstatt Spaltung ist es notwendig, sich zusammenzuschließen, sich zu organisieren und selber aktiv zu werden. Nur so ist es möglich, sich gegen die zunehmende Hetze gegen Bürgergeldempfänger, Migranten, Arbeitlose zu wehren.

Antwort der Autorin

Die Kritik ist berechtigt. Ich habe die Argumentation der WSI-Studie unkritisch übernommen, weil sie gegen den Mythos des reichen Bürgergeldempfängers argumentiert. Das gibt es ja nicht so häufig. Aber es bleiben verschiedene Faktoren außen vor, u.a. die Kosten für die Fahrt zur Arbeit. Ohne weitere Forderungen und positive Schlussfolgerungen gegen die Spaltung bleibt das Argument gegen die Hetze unzureichend. Vielen Dank für deine Ausführungen, die ja schon wichtige Schlussfolgerungen ziehen!