REVOLUTIONÄRER WEG 39

REVOLUTIONÄRER WEG 39

„Jetzt kommt der Kulturbeitrag!“

"Jetzt kommt der Kulturbeitrag!“, sagt gelegentlich ein Moderator, um ein Lied oder Gedicht anzukündigen. Will er damit zum Ausdruck bringen, dass die gehaltene Rede kulturlos war? Oder ist das Buffet nicht schmackhaft? Tatsächlich sind nicht alle Reden kulturvoll.

Von Karl Nümmes, Berlin

Nein, Kultur ist nicht begrenzt auf Kunst, Musik, Theater, Literatur. Das Buch „Die Krise der bürgerlichen Gesellschaftswissenschaften, der Religion und der Kultur“ von Stefan Engel und Monika Gärtner-Engel - auch erschienen als Ausgabe 39 der Reihe REVOLUTIONÄRER WEG - macht das deutlich. Der Begriff Agrikultur zum Beispiel lenkt die Aufmerksamkeit darauf, dass die Produktions-, Reproduktions- und die Lebensweise dazu gehören.


Reden sind oft das Zentrale einer Veranstaltung und die Kultur dient dazu, sie aufzulockern. Richtig wäre, das Ganze als Teil unserer Kultur zu sehen mit dem Ziel, die Massen zu erreichen und eine Veränderung im Denken anzustoßen.


Nicht die Rede vermittelt den Inhalt und die Kultur eine schöne Form. Rede und Lied sollten beides haben: guten Inhalt und schöne Form.
In der dialektischen Einheit und dem Gegensatz von Natur und Kultur ist die Natur nach dem altgriechischen Wort das aus sich heraus Gewordene, Gewachsene.
Die Kultur ist der von Menschen bearbeitete, geschaffene Teil der Natur. Was aber ist die innere Triebkraft der Entwicklung der Kulturen? Könnte man das kurz so zusammenfassen: Verfeinerung und Schärfung der menschlichen Sinne mit dem Drang, das Leben und Arbeiten bewusster und besser zu gestalten?


Das würde den Prozess betonen. „Das Leben besser gestalten“ betont den fortschrittlichen Drang, der jeweils von den unterdrückten Klassen ausgeht während die herrschenden Klassen in der Regel diesen Prozess aufhalten wollen bis zur kulturellen Barbarei, wie sie ekelerregend vom Neofaschismus vorgeführt wird.
Die Anregung für diesen Diskussionsbeitrag gab mir das folgende Zitat: „Die Fähigkeiten der menschlichen Sinne sind sowohl an natürliche als auch an gesellschaftliche Voraussetzungen und deren Entwicklung gebunden. Marx bezeichnete deshalb das menschliche Wesen als ‚Ensemble der gesellschaftlichen Verhältnisse‘ und betonte seine sich mit der Gesellschaft entwickelnden Fähigkeiten, kulturelles Empfinden herauszubilden: „Erst durch den gegenständlich entfalteten Reichtum des menschlichen Wesens wird der Reichtum der subjektiven menschlichen Sinnlichkeit, wird ein musikalisches Ohr, ein Auge für die Schönheit der Form, kurz, werden erst menschlicher Genüsse fähige Sinne, Sinne, welche als menschliche Wesenskräfte sich bestätigen, teils erst ausgebildet, teils erst erzeugt.“ (Karl Marx „Ökonomisch-philosophische Manuskripte“, MEW Bd. 40, S. 541)

 

Die kulturellen Aktivitäten schärfen also auch die menschliche Sinnlichkeit. Daraus ergibt sich die allgemeine Bedeutung der Kultur für die Entwicklung der Menschheit. Friedrich Engels sah mit der industriellen Großproduktion wesentliche materielle Voraussetzungen revolutionärer Veränderungen, damit die Massen am kulturellen Erbe der Menschheit teilhaben können. (Krise der bürgerlichen Gesellschaftswissenschaften, der Religion und der Kultur S. 114)

Die Krise der bürgerlichen Gesellschaftswissenschaften, der Religion und der Kultur

202 Seiten

19 €

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