Wasserkrise im Iran

Wasserkrise im Iran

Die „Wasser-Mafia“ hat den Karun-Fluss und sein Land getötet

Die Redaktion erreichte die folgende Korrespondenz aus dem Iran:

Von einer Korrespondentin
Die „Wasser-Mafia“ hat den Karun-Fluss und sein Land getötet
Der Karun bei Ahvaz im Jahr 2011 (foto: Ahura21 (CC BY-SA 3.0))

Die „Wasser-Mafia“ hat den Karun-Fluss und sein Land getötet und das Wasser des Karkheh und Jarahi gestohlen. Die „Staudamm-Mafia“ hat ihnen die Luft zum Atmen genommen, und die „Öl- und Petrochemie-Mafia“ hat sie zu Armut, Hunger, Arbeitslosigkeit und Migration verurteilt. Die „Sicherheits-Mafia“ hat mit dem Segen der „Wilayat al-Faqih“ und der Unterstützung „Allahs“ ihre Körper mit Kugeln durchsiebt. Die Antwort auf diese schamlose Unterdrückung und reine Grausamkeit konnte nichts anderes sein als „Aufstand“ – ein Aufstand, dessen Legitimität und absolute Notwendigkeit schnell bestätigt und von Menschen im ganzen Land unterstützt wurden.

 

Die Flammen des Zorns in Chuzestan loderten in Ahvaz, Hamidieh, Mahschahr (Ma’shur), Susangerd (Khafajiyeh), Fallahiyeh (Shadegan) und Shush-Danial und breiteten sich aus. Die Solidarität wuchs und erreichte Aligudarz, Karadsch, Bojnurd, Täbris und Saqqez. Die Parolen „Nieder mit Chamenei!“ „Nieder mit der Islamischen Republik!“, und „Das Volk will den Sturz des Regimes!“ wurden im ganzen Land gerufen. Damit wurde ein Wendepunkt im Kampf für den Sturz des faschistischen Regimes der Islamischen Republik markiert.

 

Wir sprechen von „Mafia“, doch wenn es nur eine Mafia wäre, hätte sie nicht die Macht für solche Zerstörung und solches Blutvergießen. Es handelt sich um die herrschende Klasse der Kapitalisten im Iran, deren Herrschaftsmethoden und Prinzipien die des „religiösen Faschismus“ sind.

 

Der Funke des Aufstands wurde durch die plötzliche Unterbrechung der Wasserzufuhr zu einem Teil des „Hur al-Azim-Feuchtgebiets" entfacht. Millionen Fische verendeten, und Hunderte Dörfer versanken inmitten extremer Hitze in Durst. Das Schicksal dieses Feuchtgebiets ist ein Spiegelbild der reaktionären Herrscher im Nahen Osten und ihrer Feindschaft gegenüber der Bevölkerung.¹

 

„Der Tod dieses Feuchtgebiets ist eine menschliche Katastrophe“² und wird mit dem Sterben des Amazonas-Regenwaldes verglichen. Denn es verstärkt die Regenfronten, die vom Mittelmeer kommen, und seine Feuchtigkeit mildert das Klima nicht nur in Chuzestan, sondern in allen angrenzenden Regionen.

 

Heute ist vom einst üppigen Hur al-Azim nur noch ein schlammiger Streifen übrig. Die Büffel gebären nicht mehr, weil die Föten im Mutterleib an der Hitze sterben. Aus dem Lebensraum für Fische, Schildkröten, Enten und Vögel ist ein Friedhof geworden. Von den Dattelpalmen sind nur noch Stümpfe übrig. Zwischen Susangerd (Khafajiyeh) und Bustan ist vom Salbe-Fluss nichts mehr vorhanden.

 

Die Jugend, der schon immer eine Anstellung in der Ölindustrie verwehrt worden war - denn diese stellt nur „Nicht-Einheimische“ ein, hatte ihre Hoffnung auf Landwirtschaft und Viehzucht gesetzt – doch auch das wurde zerstört. Ahvaz hat nach Maschhad die größte Slum-Bevölkerung. Viele arabische Jugendliche mussten in die Industriegebiete von Yazd und Kerman migrieren, die vom Karun-Wasser profitieren, während ihre Heimat verdurstet. Die Führer des iranischen Regimes behaupten, die Wasserkrise in Chuzestan sei eine Folge der globalen Erwärmung, die auch die Überschwemmungen in Europa verursacht habe, sowie des „Wasserkriegs“ im Nahen Osten. Ebenso schieben sie die weitverbreitete Jugendarbeitslosigkeit in Chuzestan auf die US-Sanktionen gegen den Iran und die Corona-Pandemie. Doch die Realität sieht anders aus.