IPPNW
Bundesregierung soll Worten Taten folgen lassen
Anlässlich der Ankündigung des israelischen Premierministers Benjamin Netanjahu, den gesamten Gazastreifen einzunehmen und die Militärangriffe auszuweiten, fordert die IPPNW die Bundesregierung auf, ihren kritischen Worten gegenüber der israelischen Politik Taten folgen zu lassen.
Heute tagt dazu das israelische Sicherheitskabinett. Die Ärzt*innenorganisation appelliert in einem Brief an Bundeskanzler Friedrich Merz und Außenminister Johann Wadephul, keine Rüstungsgüter mehr nach Israel zu liefern. Zudem solle sich die Regierung der Forderung anderer europäischer Staaten für eine Aussetzung des EU-Israel Assoziierungsabkommens anschließen, solange Israel den Artikel 2 des Abkommens verletzt. Deutschland solle außerdem dem Beispiel Frankreichs und Großbritanniens folgen, die in Aussicht gestellt haben, Palästina als Staat anerkennen zu wollen.
Die ärztliche Friedensorganisation IPPNW verurteilt die abscheulichen Propagandavideos der Hamas – ebenso wie den Terrorangriff vom 7. Oktober auf Schärfste. Sie sind aber keine Rechtfertigung dafür, die gesamte Zivilbevölkerung des Gazastreifens in Geiselhaft zu nehmen, ihnen Nahrungsmittel, Trinkwasser, medizinische Hilfe und Schutz vorzuenthalten.
Auch die Bundesärztekammer hat sich in einer Erklärung vom 29. Juli 2025 zutiefst besorgt gezeigt über die dramatische Verschärfung der humanitären Lage im Gazastreifen. Die medizinische Infrastruktur stehe kurz vor dem Kollaps. Krankenhäuser seien beschädigt, überfüllt oder vollständig außer Betrieb. Es mangele an sauberem Wasser, Nahrungsmitteln, Medikamenten sowie medizinischer Ausrüstung – mit katastrophalen Folgen für die Versorgung der Zivilbevölkerung. Für die Anschuldigungen der israelischen Regierung, die Hamas habe im großen Stil Hilfsgüter gestohlen, liegen keine Beweise vor, was nun auch hochrangige israelische Militärs bestätigt haben.
Die Bundesregierung solle alle ihre politischen Kanäle nutzen, damit das Rote Kreuz die israelischen Geiseln mit Lebensmitteln und Medikamenten versorgen kann. Zudem müsse der Hilfsorganisation auch der Zugang zu den palästinensischen Gefangenen z.B. im israelischen Militärgefängnis Sde Teiman gewährleistet werden. Städte wie Düsseldorf und Hannover, die sich bereit erklärt haben, Kinder aus dem Gazastreifen und Israel aufnehmen, die schutzbedürftig oder traumatisiert sind, müssten aktiv unterstützt werden. Dabei solle – anders als in der Vergangenheit - gewährleistet werden, dass auch die Begleitpersonen der Kinder einreisen dürfen.
Die Erklärung der Bundesärztekammer finden Sie hier.