Gaza
Ärzte ohne Grenzen: Gemeinsam können wir helfen
Es dauert eine Weile, bis man erkennt, ob eine Bombe in der Nähe oder weiter weg explodiert. Es dauert eine Weile, bis sich der Körper daran gewöhnt hat, sich beruhigt und schließlich wieder entspannen kann.
Mein Name ist Omar Ebeid, ich bin Notfallkoordinator und arbeite seit fast 1 Jahr regelmäßig in Gaza. Das Ausmaß an Gewalt und Zerstörung ist erschütternd. Gleichzeitig führt die mediale Blockade dazu, dass selbst wir nicht wissen, was uns erwartet: Die Bomben sind ohrenbetäubend. Die Drohnen sind hartnäckig und laut. Der Geruch von Abwasser ist fast überall wahrnehmbar.
Trotz der allgegenwärtigen lebensbedrohlichen Situationen haben meine Kolleg*innen in den vergangenen 21 Monaten Unglaubliches geleistet: Sie haben mehr als 1 Million ärztliche Konsultationen und 23.000 Operationen durchgeführt sowie rund 13.200 sichere Geburten begleitet.
Aktuell besteht unser Team in Gaza aus 949 palästinensischen und 34 entsandten Mitarbeiter*innen. In den vergangenen 2 Monaten wurde jede Woche mindestens ein*e Kolleg*in oder eine*r ihrer nahen Verwandten verletzt oder getötet. Die palästinensischen Kolleg*innen gehen daher regelmäßig mitten am Tag, um nachzusehen, ob es ihren Familien gut geht.
Das Argument, dass Israel das Recht habe, sich zu verteidigen, wird als Freibrief für Verbrechen gegen das palästinensische Volk herangezogen. Und humanitäre Helfer*innen wie wir werden ständig angezweifelt: Weil man dem, was wir berichten, einfach nicht glauben will.
Die Bedingungen, unter denen Patient*innen versorgt werden müssen, sind katastrophal – die meisten Krankenhäuser haben weder Strom noch fließendes Wasser. Die Beschränkungen für die Einfuhr von Hilfsgütern durch die israelischen Behörden führen zu einer kritischen Knappheit an Medikamenten, Nahrungsmitteln und Trinkwasser.
Unsere Kolleg*innen sind ununterbrochen im Einsatz. Der Bedarf an Hilfe ist enorm. Es muss etwas passieren – jetzt!