Berlin
120 Tagessätze für humanitären Einsatz
Frau Yasemin Acar wurde zu 120 Tagessätzen verurteilt, unter anderem wegen angeblicher Beamtenbeleidigung.
Für die Losung "From the river to the sea, palestine will be free" wurde sie nicht belangt. Sie war Teilnehmerin der Freedom Flotilla mit Greta Thunberg im Juni, wurde von Israel verschleppt und in Berlin vor Gericht gestellt.
In ihrer Rede vor Gericht führte sie aus: "2021 gründete ich Berlin Arrival Support. Als der Krieg in der Ukraine begann, organisierten wir Hilfe, weil der Staat überfordert war. Ich stand an den Grenzen, habe Mütter und Kinder in Sicherheit gebracht. Solange ich mich auf 'die richtigen Geflüchteten' konzentrierte, wurde ich für mein Engagement gefeiert. Doch als ich dieselben Prinzipien auf Palästina anwandte - gegen Besatzung, gegen Völkermord, für die Entrechteten -, wurde mein Engagement plötzlich kriminalisiert. Auch von den Medien, die mich einst lobten und mich nun seit zwei Jahren diffamieren."
Sie schildert, was sie seither erlebte. Eine Hetzkampagne, in der die Bildzeitung sie als Judenhasserin diffamierte. "Diese Artikel, diese Hetzkampagnen, werden mir in Form von Morddrohungen per Post geschickt. Ausdrucke dieser Zeitungsartikel, mit Drohungen versehen, liegen in meinem Briefkasten. Undendlich viele Hassnachrichten, in denen gesagt wird, ich solle vergewaltigt, erschossen, erstochen werden. Ich werde auf der Straße angegriffen, meine Wohnung wird gestürmt, ich werde von Polizeikräften auf Demonstrationen brutal herausgezogen. Ich weiß, dass mein Engagement unbequem ist, aber genau darin liegt die Aufgabe einer Aktivistin: Unbequeme Wahrheiten auszusprechen, bestehende Strukturen zu hinterfragen, und den Mut zu haben, gegen Unrecht aufzustehen."
Sie erklärte, dass sie sich nicht brechen lasse und weitermache, bis das Unrecht endet. Der Richter kam nicht umhin, seine Hochachtung für ihren Einsatz auszudrücken.