Kriegerische Auseinandersetzungen zwischen Kambodscha und Thailand
Gefährliches Zündeln in einem Brennpunkt der Weltkriegsgefahr
Zwischen Thailand und Kambodscha ist mittlerweile eine Waffenruhe in Kraft getreten. Die Gefechte der letzten Tage waren die schwersten zwischen beiden Ländern seit Jahrzehnten.
Konkret geht es um den Grenzverlauf an der historischen hinduistischen Tempelanlage Prasat Reah Vihear, die Weltkulturerbe ist. Dieses Gebiet, das Anfang des letzten Jahrhunderts von der französischen Kolonialmacht willkürlich geteilt wurde, ist vom internationalen Gerichtshof in zwei Entscheidungen zu Kambodscha zugehörig erklärt worden. Thailand akzeptiert das nicht ganz.
Der Streit ist auch ein Mittel der Verbreitung nationalistischer Stimmungen auf beiden Seiten zur Stabilisierung der Regierungen, die besonders in Thailand sehr umstritten ist. Die Berichterstattung der bürgerlichen Medien beschränkt sich fast ausschließlich auf diese vordergründige konkrete Seite des Konflikts.
Zum Hintergrund gehört aber, dass Thailand traditionell Verbündeter der USA war, auch im Vietnamkrieg, dass aber inzwischen China der größte Handelspartner und auch Waffenlieferant ist. Thailand unterhält noch einen Luftwaffenstützpunkt der USA, hält aber auch Manöver mit China ab. Thailand, mit einem Bruttoinlandsprodukt von 515 Milliarden Dollar mehr als zwölfmal mehr als Kambodscha, strebt selbst nach einer imperialistischen Rolle, auch mit der geostrategischen Lage am Indischen Ozean und am Südchinesischen Meer. Kambodscha ist Verbündeter Chinas, Unterstützer des Seidenstraßen-Projekts, in dessen Rahmen an der kambodschanischen Küste ein gigantisches chinesisches Hafenprojekt mit strategischer Bedeutung entsteht.
Weder die USA noch China sind gegenwärtig an einem Krieg in Südostasien interessiert, den in diesem Fall wahrscheinlich Thailand gewinnen und für den Versuch, zu einer Regionalmacht zu werden, nutzen würde. Deshalb haben sowohl China als auch die USA an dem Vermittlungstreffen mit den beiden Regierungschefs in Malaysia am 28. Juli teilgenommen, das zum gegenwärtigen Waffenstillstand führte.
Der Vorgang zeigt vor allem die Labilität der Region und die Nervosität der beiden strategischen Rivalen USA und China, deren Interessen vor allem hier aufeinander prallen.