Nach bundesweitem Aktionstag bei ZF
Erster Rückzieher des Vorstands
Rund 20 000 Kolleginnen und Kollegen beteiligten sich am 29. Juli bundesweit an den verschiedensten Standorten von ZF am Aktionstag der IG Metall.
Sie protestierten gegen die geplante Arbeitsplatzvernichtung, die Auslagerung der Getriebefertigung, die Ankündigung von betriebsbedingten Kündigungen und die Streichung aller übertariflichen Zahlungen. Besonders Pläne zur Ausgliederung und zum möglichen Verkauf der Division Elektrifizierte Antriebstechnologien (E) hat die Kolleginnen und Kollegen auf die Straße gebracht. Immerhin sind in Schweinfurt 6000 der 9000 Kolleginnen und Kollegen in dieser Sparte beschäftigt und in Saarbrücken auch die Mehrzahl der 8500.
Am selben Tag traf sich der Aufsichtsrat in Friedrichshafen, um über die Zukunft der Getriebefertigung und das Personalkonzept bis 2032 zu entscheiden. Hier stand eine Anhebung der Zahl der zum Abschuss freigegebenen Arbeitsplätze von 14.000 bis 2028 auf 22.000 bis 2032 im Raum.
Die Protestaktionen zeigten erste Wirkung: Der Aufsichtsrat hat sich nicht getraut, am 29. Juli einen Beschluss über eine Verlagerung, Ausgliederung oder einen Verkauf der Getriebefertigung zu fassen. Aber bis zum 30. September soll eine endgültige Entscheidung getroffen werden.
Zeit nutzen, einen konzernweiten selbständigen Streik vorzubereiten
Wenn es nach den Kolleginnen und Kollegen geht, sind sie nicht bereit, ihre Arbeits- und Ausbildungsplätze und ihre Löhne kampflos aufzugeben. Sie sind stinksauer und teilweise richtig wütend. Daran konnte auch der strömende Regen in Friedrichshafen nichts ändern.
Aus Schweinfurt berichtet ein Korrespondent: „Es war eine beeindruckende Demonstration der (4500) Kolleginnen und Kollegen aus dem Hauptwerk in den Hafen zum Werk Süd, in dem sich (300) Schaeffler Kollegen einreihten. … Auch Delegationen aus der Rhön und von der SKF waren mit dabei.“ Und weiter heißt es: „Die Kolleginnen und Kollegen haben gezeigt: Sie sind kampfbereit, auch wenn einige die Frage aufwerfen, ob es nicht schon zu spät ist. Zum Teil sagen andere aber auch: 'Ich habe nichts zu verlieren, wenn es so ist – kann nur gewinnen‘. Das zeigt: Im Denken ist was in Bewegung geraten. Die Genossen der MLPD berichteten von vielen intensiven Gesprächen, auch über die Frage, wie ein Streik zu führen ist. … Die Teilnehmer der Kundgebung waren sich aber einig: Wer unsere Arbeitsplätze angreift, erntet Widerstand. Die Belegschaft hat schon genug Opfer gebracht: 'Wir zahlen für eure Krisen nicht - Kampf um jeden Arbeitsplatz‘. In den Diskussionen zeigten sich aber noch viele Unsicherheiten. Vor allem darüber, wer dabei das Heft in der Hand führen muss, dass jeder und jede dazu herausgefordert ist, wenn es darum geht, den Kampf selbständig in die Hand zu nehmen.“ Hier ist die MLPD mit ihrem Know-how der richtige Ansprechpartner. Die MLPD hat als revolutionäre Arbeiterpartei eine wesentliche Rolle bei allen großen selbständigen Streiks der letzten Jahrzehnte gespielt, auf sie Verlass.
Zwischen Friedrichshafen und Schweinfurt gab es eine Live-Schaltung als Symbol eines konzernweiten Kampfes gegen die Vorstandspläne. Dazu heißt es aus Schweinfurt: „Hier entwickeln sich Chancen und die Notwendigkeit, dass sich der Kampf der Region mit dem konzernweiten Kampf bei ZF durchdringt. Für beides ist es dringend notwendig, sich noch besser zu organisieren. Stärkt die IG Metall als Kampforganisation, unterstützt die Internationale Automobilarbeiterkonferenz und macht mit bei den Betriebsgruppen der MLPD! Lasst uns gemeinsam den Weg der Arbeiteroffensive gehen.“ (Hier gibt es den kompletten Bericht aus Schweinfurt.)
Bei ZF in Witten fand leider keine Aktion statt.
Für den Erhalt der Arbeitsplätze und gegen die Kriegsvorbereitung – zwei Seiten einer Medaille
ZF hat schon länger eine kleinere Sparte zur Produktion von militärischen Getrieben. Allerdings macht der Rüstungsanteil im Augenblick nur ein bis zwei Prozent aus. Doch der Vorstand versucht, wie auch die anderen Zulieferer, ein Stück vom Kuchen der unbegrenzten Rüstungsausgaben abzuhaben. Sind doch Rüstungsaufträge eine sichere Bank und versprechen satte Extraprofite. Das ist kein Ausweg für die Arbeiterklasse, denn letztlich sind die Waffen da, um Krieg zu führen, oder wie Boris Pistorius, der Verteidigungsminister, es nennt, „kriegstüchtig“ zu werden. Heute sollen wir für die „Wettbewerbsfähigkeit“ Opfer bringen und morgen für die Profit- und Machtinteressen der Monopole in den Krieg ziehen. Es wird Zeit, dass wir diesem Spuk ein Ende setzen!