Türkei

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Arbeiter bereiten sich auf Streiks vor

Der marxistisch-leninistische Autor Yusuf Köse hat der Roten Fahne Redaktion den folgenden Text zur Verfügung gestellt:

Von Yusuf Köse (Gastbeitrag)
Arbeiter bereiten sich auf Streiks vor
Bild vom Protest (foto: Screenshot)

Die Regierung Erdoğan hält seit sieben Monaten 600.000 öffentliche Angestellte hin. Obwohl die Laufzeit des Tarifvertrags längst abgelaufen ist, bietet sie den Arbeitern eine Lohnerhöhung unterhalb der offiziellen Inflationsrate an. Die Arbeiter lehnen dies ab und haben offen angekündigt, dass sie in den Streik treten werden.

 

Die Arbeiter fordern eine Lohnerhöhung von 50 Prozent für die ersten sechs Monate und 25 Prozent für die zweiten sechs Monate. Die Regierung bietet hingegen eine Lohnerhöhung von 17 Prozent für die ersten sechs Monate und 10 Prozent für die zweiten sechs Monate an. Laut der staatlichen Statistikbehörde (TÜİK) liegt die Inflation bei 35 Prozent, während die von Wissenschaftlern gegründete Inflationsforschungsgruppe (ENAG) die Inflation im Juni 2025 auf 69 Prozent beziffert. Das ist doppelt so viel wie die offizielle Inflationsrate.


Das größte Hindernis für die Arbeiterklasse ist die Organisation regierungsnaher Gewerkschaften in öffentlichen Betrieben. Denn das Erdoğan-Regime hat, ähnlich wie während der Nazizeit in Deutschland, eigene Gewerkschaften gegründet und zwingt Arbeiter, die sich in progressiven und demokratischen Gewerkschaften organisieren, unter Androhung der Entlassung, sich in regierungsnahen Gewerkschaften zu organisieren.

 

Die regierungsnahen Gewerkschaften haben aufgrund der Reaktionen der Arbeiter zwar zahlreiche Protestaktionen durchgeführt, doch diese gingen nicht über eine Ablenkung der Arbeiter hinaus. Diesmal sind die Arbeiter jedoch entschlossen und akzeptieren die von der Regierung vorgeschlagenen Löhne, die auf dem Niveau des Mindestlohns und der Armutsgrenze liegen, nicht. Aus diesem Grund wurde in vielen Betrieben beschlossen, in der ersten Augustwoche in den Streik zu treten.

 

Die Arbeiterklasse hat trotz des Widerstands der gelben Gewerkschaftsführer an vielen Arbeitsplätzen Protestaktionen durchgeführt. Sie haben Warnstreiks organisiert. Sie haben viele Aktionen durchgeführt, wie z. B. Arbeitsverlangsamung, zwei bis drei Stunden späteres Arbeitsantreten und einen Marsch, bei dem sie 500 Meter vor ihrem Arbeitsplatz aus dem Bus ausgestiegen sind. Am 3. Juli haben die Arbeiter vor den Gebäuden der AKP eine Pressekonferenz abgehalten. Darüber hinaus zwangen sie ihre Gewerkschaften dazu, große Massenkundgebungen zu organisieren.

 

Die Arbeiterklasse vertraut den regierungsnahen Gewerkschaften nicht. Deshalb üben sie organisierten Druck auf die Gewerkschaften aus.

 

Die Arbeiter in den Bereichen Eisenbahn und Bergbau haben für die erste Augustwoche einen Streik beschlossen. Sie haben angekündigt, den Streik so lange fortzusetzen, bis ihre Forderungen erfüllt sind. In den Bergwerken, die dem Gewerkschaftsverband Genel Maden İş angehören (insbesondere in Zonguldak), wird am 2. August in allen staatlichen Bergwerken gestreikt, wenn die Regierung nicht zu einer Einigung bereit ist.


Das faschistische Erdoğan-Regime sieht sich sowohl im Inland als auch auf internationaler Ebene mit zahlreichen Krisen konfrontiert. Die politische Krise im Land verschärft sich zunehmend. Die Wut der Arbeiterklasse und der Werktätigen wächst von Tag zu Tag. Die Finanzkrise hat sich zu einer schweren Wirtschaftskrise entwickelt.


Die Arbeiterklasse ist entschlossen, die Politik der „billigen Arbeitskräfte“ und den Druck der imperialistischen türkischen Monopole und internationalen Konzerne nicht zu akzeptieren. Der Widerstand wird sich weiter ausbreiten und eine Tendenz zur politischen Ausrichtung wird sich abzeichnen. Die Arbeiter vertrauen mehr denn je auf ihre eigene Kraft, die aus der Produktion stammt.