Gedenkveranstaltung zum 9. Jahrestag des faschistischen Mordanschlags in München
Wir trauern nicht – wir kämpfen
Am 22.7. gedachten mehrere Hundert Menschen in einer Gedenkveranstaltung zum 9. Jahrestag des faschistischen Mordanschlags in München den ermordeten neun jungen Menschen. Der Attentäter war gezielt am Jahrestag des Anschlags von Utøya/Norwegen und mit der gleichen Waffe in eine McDonalds-Filiale gegangen und hatte 9 junge Menschen gezielt ermordet, mehrere wurden verletzt.
Es ist dem beharrlichen Kampf der Angehörigen zu verdanken, dass der Täter nicht mehr als „psychisch kranker Einzeltäter“ eingeordnet wird. Sondern die Tat als rassistisches Massaker bezeichnet werden kann. Und dass die faschistische Gesinnung offengelegt ist. Allerdings kritisierten mehrere Angehörige mit deutlichen Worten die bisher nicht eingelösten Versprechen der Stadtregierung nach Gedenkstelen auf dem Friedhof und Gedenkorten. Und dass immer noch keine Entschuldigung der Staatsregierung wegen der unwürdigen Behandlung der Angehörigen erfolgte.
In vielen Beiträgen berichteten die Angehörigen, viele davon Mütter, über ihren immer noch andauernden Schmerz über den Verlust ihrer Kinder, ihrer Geschwister, in einem Fall der Ehefrau. Mehrere Angehörige betonten, sie hätten kein Vertrauen mehr in die Polizei. Und sie kämpfen weiter um die lückenlose Aufklärung, auch über Mittäter und über Netzwerke.
Die Initiative der Angehörigen und ein Freundeskreis haben inzwischen Kontakt zu den Angehörigen anderer Attentate, nach Hanau, nach Düsseldorf, nach Dortmund. Es wurde eine Video-Botschaft aus Oslo vorgetragen von einer Betroffenen des Anschlags in Utøya. Auch der Gutachter, der die Tat bereits 2017 als rassistisch und faschistisch motiviert einordnete, stellte seine Erkenntnisse dar, kritisierte aber auch die Regierung, die zum Beispiel die digitale Vernetzung solcher Täter nicht ernst nimmt. Und betonte, dass Solidarität hilft. Er warnte vor dem Erstarken der Rechten.
Eine vom Verlust ihres Sohnes in Hanau betroffene Mutter klagte an: Die Polizei und die Behörden sollten endlich ihre Pflicht tun. Sie beklagte, alle Angehörigen der Ermordeten seien weit von echter Gerechtigkeit entfernt. Und gegen Rassismus müsse entschlossen vorgegangen werden. „Auf was wartet ihr?“ – mit diesen Worten endete sie.
Der Abend machte mehr als nachdenklich, die Beiträge vor allem der Angehörigen oder Freunde erhielten großen Beifall, Tränen standen vielen im Gesicht. Besonderen Beifall bekamen die Aufforderungen, niemand zu vergessen und diese Tat als Ansporn zu verstehen, entschlossen gegen Rassismus und Faschismus vorzugehen. Wobei meist der verharmlosende Begriff „Rechtsradikalismus“ verwendet worden ist.
Gefordert wurde, die McDonalds-Filiale, den Tatort, zu schließen und daraus einen Gedenk- und Bildungsort gegen Rassismus und für eine solidarische Gesellschaft zu machen.