Marl

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VIVAWEST will bezahlbaren Wohnraum in Luxuswohnungen verwandeln

In unserer Stadt spitzt sich die Wohnungsfrage immer mehr zu. Am 15. Juli trafen sich bei einem überparteilichen Treffen von Kumpel für AUF (der Bergarbeiterinitiative, Anm. d. Red.) etliche Mieter von VIVAWEST in Marl. Ihr Anliegen teilen sie mit vielen Menschen im Ruhrgebiet und anderen großen Städten, wo das Wohnen mehr und mehr unbezahlbar wird.

Von Kumpel für AUF / Regionalgruppe Im Vest

Ende letzten Jahres gab es bundesweit nur noch rund 1,05 Millionen öffentlich geförderten Wohnraums – etwa 26.000 weniger als im Vorjahr ( Auskunft der Regierung an Die Linke im Bundestag). VIVAWEST baut demnächst mit rund 5,1 Mio. Euro aus Steuergeldern an der Dr.-Klausener-Straße / Marie-Juchacz-Straße einige wenige neue Sozialwohnungen. Gleichzeitig berichten Mieter in bestehenden Sozialwohnungen, dass sie von VIVAWEST „Modernisierungsankündigungen“ erhielten, bei denen die geplanten Maßnahmen zu einem erheblichen Teil mit öffentlichen Geldern gefördert werden und ihre Mieten im Ergebnis um bis zu 50 Prozent steigen sollen.


Die Wohnungen wären dann für sie nicht oder kaum noch zu bezahlen, obwohl sie seit Jahrzehnten darin wohnen. Einzelne Mieter haben von der Stadt bereits eine Absage erhalten, dass die erhöhte Miete dann nicht mehr bezuschusst wird. Das bedeutet für sie, dass sie umziehen müssten.


Bezahlbare Bergbauwohnungen mit Wohnberechtigungsschein fallen durch die geplanten Maßnahmen der VIVAWEST aus der Sozialbindung ganz raus. Die Empörung über diese „Luxussanierung“ ist groß, vor allem gegenüber VIVAWEST, die sich ja so sozial gibt, mit ihrem Slogan „Wohnen, wo das Herz schlägt“. Da fragt sich doch jeder: wessen Herz? Dreist finden die Mieter auch, dass die VIVAWEST sich zum Teil Reparaturen und Instandhaltungsmaßnahmen von den Mietern bezahlen lassen will, getarnt als „Steigerung der Energieeffizienz“. Hier soll z. B. eine fast neue Gas-Zentralheizung durch Anschluss an die Fernwärme aus weniger effizienten Gas-Heizwerken ersetzt und die Kosten sollen auf die Mieter abgewälzt werden. Davon können allein E.ON und VIVAWEST profitieren. Vor allem ehemalige Bergleute sind empört, dass hinter den Kulissen ihr früherer „Arbeitgeber“ gegen die Kumpel vorgeht. Laut Geschäftsbericht 2023 ist die RAG-Stiftung mit 58,2 Prozent (davon 18,2 Prozent über RAG) größter Anteilseigner von VIVAWEST. Die IGBCE ist mit 26,8 Prozent und EVONIK mit 15 Prozent beteiligt. Die betroffenen Mieter von VIVAWEST lassen sich das nicht gefallen und rufen auch andere Mieter auf, sich dem Protest anzuschließen. Die Erfahrung zeigt, dass so etwas früher oder später alle betrifft. Auch bei ähnlichen Problemen wie einem von VIVAWEST verlangten Aufschlag auf den Mietspiegel für Gartennutzung und gleichzeitigem Verbot des Aufstellens von Pools und Trampolinen.