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Streik bei TikTok!

In Deutschland ist das ein absolutes Novum: Die Arbeiterinnen und Arbeiter des sozialen Netzwerks und Videodienstes TikTok haben gestern gestreikt, denn bei TikTok Germany in Berlin droht Arbeitsplatzvernichtung. Laut Informationen der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) sollen die gesamte "Trust-and-Safety"-Abteilung sowie ein Teil der sogenannten "Live-Operations"-Abteilung aufgelöst werden.

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Streik bei TikTok!
TikTok will die Mitarbeiter durch "KI" ersetzen - das ist nicht besser, aber billiger. (Bild: Solen Feyissa; Lizenz: Unsplash)

Eine "Künstliche Intelligenz" soll jetzt diese Aufgabe übernehmen, ergänzt durch externe Dienstleister. Darüber sind die Kollegen wohl besonders erbost, denn, so ver.di: "Was als technischer Fortschritt verkauft wird, ist für die Beschäftigten ein doppelter Schlag: Sie haben die KI selbst trainiert – jetzt sollen sie ersetzt werden."

Solidarität ist gefordert

150 Kolleginnen und Kollegen sollen weg. Sie fordern jetzt längere Kündigungsfristen und Abfindungen in Höhe von drei Jahresgehältern. Weil das chinesische Unternehmen Tiktok jede Verhandlung mit Arbeitervertretern ablehne, haben die Betroffenen am Mittwoch gestreikt.

 

Deren Lage ist besonders gefährlich, denn viele der Betroffenen haben keinen deutschen Pass. Das heißt, eine Kündigung würde den Verlust des Aufenthaltsstatus bedeuten. Um so wichtiger, dass die TikTok-Kollegen jetzt um jeden Arbeitsplatz kämpfen! TikTok will mit seiner KI-Lösung nur Geld sparen und nicht etwa die Qualität des Dienstes verbessern!

KI soll künftig eigenverantwortlich zensieren

Die "Live-Operations"-Abteilung sind für die Kommunikation mit Videouploadern zuständig, die "Trust-and-Safety"-Abteilung für Zensur. Kindesmissbrauch, Terror, Tierquälerei, Selbstmorde - wer in dieser Abteilung arbeitet, der bekommt solche Dinge zu sehen. Die Arbeit bedeutet eine große Verantwortung und hohe Belastung, und sie ist notwendig, um solche Inhalte zu identifizieren und zu entfernen.

 

"KI"-Systeme sind dafür denkbar schlecht geeignet, denn sie werden mit allem trainiert, was das Internet zu bieten hat. "Die KI trifft schon heute gefährliche Fehlentscheidungen, weil sie Kontexte nicht versteht", so der Betriebsrat von TikTok Germany. So markierte die TikTok-"KI" wiederholt Beiträge mit Regenbogenfahnen als "kontrovers" oder "Hassrede" und hat sie dann entfernt oder kaum noch beworben. Berlin ist auch der TikTok-Standort, von dem die Förderung der faschistischen AfD-Videos auf der Plattform ausgeht; umso begrüßenswerter und wichtiger ist es, wenn sich dort kämpferische gewerkschaftliche Strukturen bilden.

 

Auf Anfrage des IT-Magazins Heise gab TikTok gestern Abend an, mit dem Betriebsrat "über einen Vorschlag zur Konsolidierung unserer Sicherheitsaktivitäten mit weniger Standorten, um die Arbeitsabläufe zu straffen und die Effizienz zu verbessern" zu sprechen. Kein Wort von einem Sozialtarifvertrag, kein Wort über eine Rücknahme der angedrohten Kündigungen - die Tiktok-Kollegen sollten sich davon in keinem Fall einlullen lassen und ihre Arbeitskampf fortsetzen, bis die Arbeitsplatzvernichtung vom Tisch ist!