Berlin
Rote-Queer Politik auf dem Motzstraßenfest
Die Rote Queer AG der MLPD traf sich am vergangenen Wochenende in Berlin und organisierte einen erfolgreichen Stand auf dem seit 1993 stattfindenden Lesbisch-schwulen Stadtfest Berlin - nach dem Ort auch Motzstraßenfest genannt. Es findet jedes Jahr am Wochenende vor dem Berliner CSD statt und ist das größte Straßenfest der LGBT-Bewegung in ganz Europa.
Die Mitstreiterinnen und Mitstreiter der Roten-Queer-Politik hatten sich bereits am Abend zuvor im "Treff International" getroffen, um das Wochenende zu planen - sie waren aus Berlin, Thüringen und NRW angereist.
Die Veranstalter des Festes machten es politischen Parteien absichtlich schwer: Die Standgebühr für Parteien wurde für beide Tage auf Sage und Schreibe 950 Euro festgelegt! Diese Hürde sollte wohl einer vermeintlichen Vereinnahmung durch politische Parteien dienen. Das war doppelt fehlgeleitet, denn wer das Geld in der Porto-Kasse hat, wie die Bundeswehr, war also auf dem Fest vertreten, egal wofür er steht. Die Armee der Bundesrepublik war dann gleich mit einem vollständigen Anwerber-Bus vor Ort, der schamlos für den Kriegsdienst rekrutierte. Daran störten sich auch Leute an einigen der Stände.
Offene Sympathie für eine wirklich linke Perspektive
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Fests waren so oder so in der Mehrheit hoch politisiert. Das konnten die Aktivisten der AG sofort feststellen, denn die ersten Gäste kamen schon an den Stand, als sie noch mit dem Aufbau beschäftigt waren - an der Ecke *vor* der Motzstraße. Diejenigen, die nur feiern und nichts mit Politik zutun haben wollten, gab es auch, aber sie waren eine Minderheit.
Wir sprachen die Leute mit der Notwendigkeit zur Solidarität gegen faschistische Übergriffe und den Faschismus an sich an, der sich die Queer-Bewegung in all ihren Formen zum Feind erklärt hat. Wir merkten schnell: Besonders das antifaschistische Bewusstsein war deutlich ausgeprägt.
Wir sagten: Weil der Kampf gegen Diskriminierung und Unterdrückung nicht "unpolitisch" sein kann, braucht die Bewegung einen politischen Anspruch. Außerdem: Damit Sexualität und Liebe endlich Privatsache sein können, brauchen wir eine andere Gesellschaft. In dieser wird das niemals möglich sein, sondern immer umkämpft bleiben. Dem stimmte so gut wie jeder zu. So kamen wir mit Menschen aller Altersgruppen und auch aus verschiedenen Ländern - beispielsweise England, Österreich, Palästina und Rumänien - in Kontakt. Viele bedankten sich sogar für das Gespräch und unseren Einsatz. Einige fragten nach den Unterschieden zur Linkspartei, den wir vor allen Dingen mit unserem Ansatz erklärten, mit dem Sozialismus tatsächlich eine neue Gesellschaft frei von Ausbeutung und Unterdrückung aufbauen zu wollen - viele fanden gerade das ansprechend.
Die richtige Sache zur richtigen Zeit am richtigen Ort
Besonders der Ort für den Stand erwies sich als Volltreffer: Fast jeder, der auf das Fest wollte oder vom Fest kam, musste an unserem Stand vorbei. Auf dem Fest selber waren viele Vereine aus der Bewegung vertreten - dort ergaben sich weitere Gelegenheiten für mehrere gute Gespräche.
Besonders groß war das Interesse an allem Material, was wir zur AfD und auch deren Verbot am Stand hatten, ob das nun Broschüren oder Aufkleber waren. Aber auch an anderen Themen wie der Lage der Palästinenser in Gaza waren die Menschen interessiert. Das Flugblatt, mit dem sich die AG vorstellte, wurde gemeinsam mit einem informativen Leporello-Flyer an die 200 Mal verteilt. Ohne, dass wir die Spendensammlung in den Vordergrund gerückt hatten, spendeten mehrere Standbesucherinnen und -besucher von sich aus, so kamen 22 Euro für die weitere Arbeit in die Kasse.
Beim Brunch am Sonntag wurde der Vortag ausgewertet und weitere Aktivitäten diskutiert. Der Auftakt der Roten-Queer-Politik in der Öffentlichkeit jedenfalls war schon ein erster großer Erfolg.
Das richtige Team
Organisiert wird die Arbeitsgemeinschaft von Anna Bartholomé und Nadja Schallenberg. Beide sind schon Jahrzehnte in der Queer- beziehungsweise LGBT-Bewegung aktiv - und Revolutionärinnen.
Als nächste Aktivitäten diskutiert die AG die Teilnahme beim CSD in Erfurt am 6. September und bei den Aktivitäten zum Tag gegen die Gewalt an Frauen am 25. November.