ZF-Aktionstag Schweinfurt
Kampf um Arbeitsplätze rückt regional und Konzernweit in den Mittelpunkt
Am vergangenen Dienstag beteiligten sich ca. 20.000 Kolleginnen und Kollegen am konzernweiten Aktionstag von ZF. Allein in Schweinfurt waren es 4500 Kolleginnen und Kollegen. In alter Tradition beteiligten sich gut 300 Kolleginnen und Kollegen von Schaeffler. Auch Delegationen aus der Rhön und von der SKF waren mit dabei.
Es war eine beeindruckende Demonstration der Kollegen aus dem Hauptwerk in den Hafen zum Werk Süd, in dem sich die Schaeffler-Kollegen einreihten. Die öffentliche Kundgebung auf dem LKW-Parkplatz von ZF wurde als Betriebsversammlung (Fortsetzung) durchgeführt. Es gab eine Liveschaltung zu der Kundgebung nach Friedrichshafen, wo sich Tausende Kollegen bei strömendem Regen an der Protestkundgebung zur Aufsichtsratssitzung bei ZF, bei der über die „Zukunft“ der E-Mobilität entschieden werden soll, beteiligten (mehr dazu hier).
In Schweinfurt sind 6000 von ca. 9000 Beschäftigten in der E-Mobilität beschäftigt. Der Betriebsrat geht von bis zu 4000 gefährdeten Arbeitsplätzen aus, allerdings bei Verkauf oder Ähnlichem wohl eher alle. Die Kolleginnen und Kollegen haben gezeigt, sie sind kampfbereit, auch wenn einige die Frage aufwerfen, ob es nicht schon zu spät ist. Zum Teil sagen andere aber auch: „Ich habe nichts zu verlieren, wenn es so ist – kann man nur gewinnen.“ Das zeigt: Im Denken ist etwas in Bewegung geraten.
Die Genossen der MLPD berichteten von vielen intensiven Gesprächen, auch über die Frage, wie ein Streik zu führen ist. Ihr Flugblatt wurde gern genommen. Der IG-Metall-Ortsvorstand stellte das fehlende Streikrecht außerhalb der Tarifrunden richtig dar. Aber nicht, um die Forderung nach einem allseitigen und vollständigen und gesetzlichen Streikrecht zu verankern, sondern um auf die Möglichkeit des Kampfes um einen „Zukunfts- und Sozialtarifvertrag“ zu orientieren. Dabei schwang immer auch die Illusion mit, die Geschäftsführung würde wieder zur „vertrauensvollen Zusammenarbeit" mit dem Betriebsrat zurückfinden.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Kundgebung waren sich aber einig: Wer unsere Arbeitsplätze angreift, erntet Widerstand! Die Belegschaft hat schon genug Opfer gebracht: „Wir zahlen für eure Krisen nicht – Kampf um jeden Arbeitsplatz!“.
In den Diskussionen zeigten sich aber noch viele Unsicherheiten. Vor allem darüber, wer dabei das Heft in der Hand führen muss, dass jeder und jede dazu herausgefordert ist, wenn es darum geht, den Kampf selbstständig in die Hand zu nehmen. Auf viel Interesse stieß dabei die Initiative zur Internationale Automobilarbeiterkonferenz, die in vielen Gesprächen bekannt gemacht wurde. Auch weil in Pune alle drei Großbetriebe (ZF, SKF und Schaeffler) Werke haben. Einige wollten auch spenden, hatten aber kein Bargeld dabei, weil in den Betrieben nur noch mit Karten bezahlt wird. Es kamen trotzdem an diesem Tag ca. 20 Euro zusammen.
Bewusst am selben Tag fand auch bei SKF später noch eine weitere Protestkundgebung statt, an der sich gut 1000 Kolleginnen und Kollegen beteiligten. Sie grüßte die vorbeiziehenden ZFler mit viel Applaus. Auch bei SKF geht es um die Arbeitsplätze. Bei SKF wurden die letzten ca. zehn Jahre rund 1500 Arbeitsplätze trotz Beschäftigungssicherung über Altersteilzeit vernichtet. Jetzt stehen weitere Angriffe im Raum: Im Angestelltenbereich sollen zeitnah weitere 150 vernichtet werden und durch die geplante Zusammenlegung zweier Produktionswerke sollen noch mal 1000 Arbeitsplätze vernichtet werden. Inzwischen wird damit gedroht, zu Kündigungen überzugehen. Auch hier ist die Klassenzusammenarbeit letztlich gescheitert.
Auf der letzten Betriebsversammlung wurde die Forderung aufgestellt, dass die Belegschaft nicht unter 3000 Arbeitsplätze sinken darf. Das bedeutet, ab sofort ernst zu machen mit dem „Kampf um jeden Arbeitsplatz“, den die Betriebsgruppe der MLPD schon seit Jahren propagiert und fördert.
Hier entwickeln sich Chancen und die Notwendigkeit, dass sich der Kampf der Region mit dem konzernweiten Kampf bei ZF durchdringt. Für beides ist es dringend notwendig, sich noch besser zu organisieren: Stärkt die IG Metall als Kampforganisation, unterstützt die Internationale Automobilarbeiterkonferenz oder macht mit bei den Betriebsguppen der MLPD! Lasst uns gemeinsam den Weg der Arbeiteroffensive gehen.