Spremberg in der Lausitz
Ein antifaschistischer Brandbrief
Bürgermeisterin Christine Herntier (parteilos) hat genug: Ihre Stadt, das beschauliche Spremberg in der Lausitz, wird von Neofaschisten regelrecht terrorisiert und vereinnahmt.¹
Das 22.000-Seelen-Städtchen, seit 2013 mit dem Ehrentitel „Perle der Lausitz“ ausgezeichnet, wird vom braunen Unrat der faschistischen Partei „III. Weg" heimgesucht. Und das beschränkt sich nicht auf Sachbeschädigung, Vermüllung, eine „Flut von Schmierereien, verfassungsfeindlichen Symbolen“. Der „III. Weg“ macht sich besonders an die Jugend ran, mit Lagerfeuern, Liederabenden oder einem paramilitärischen „Sportunterricht“ vor dem Bismarckturm in Sichtweite der Kriegsgräberstätten.
Sozialarbeiter Benny Stobinski, selbst Stadtverordneter, pflichtet seiner Bürgermeisterin bei. Auffällig sei, dass sich immer mehr Jüngere angesprochen fühlten. Schon Zwölf-, 13- und 14-Jährige würden sich mit dem „Hitlergruß“ begrüßen.
Bürgermeisterin Christine Herntier entschließt sich zu einem mutigen Schritt. Im Amtsblatt des Städtchens veröffentlicht sie einen offenen Brief an die gesamte Bürgerschaft, aber auch an die Landesregierung in Brandenburg, diese faschistischen Umtriebe entschieden zu stoppen. Den Großteil der Stadtverordneten hat sie dabei auf ihrer Seite. Natürlich nicht die AfD, die sich um ihre braunen Ziehkinder sorgt und diese Umtriebe als „Randerscheinung“ und Streiche „irgendwelcher dummer Jungs“² abtut.
Der AfD-Landtagsabgeordnete und Stadtverordnete Michael Hanko fordert gar die Abwahl der Bürgermeisterin wegen „Imageschadens“ für Spremberg. Es klingt wie ein abgekartetes Spiel, ähnlich den Hitler-Faschisten vor 1933: mit SA-Trupps die Straßen unsicher machen, die Bevölkerung einschüchtern, um dann selbst als Partei für „Recht“, Ordnung und heile Welt aufzutreten.
Dieses Vorgehen verfängt durchaus bei einigen Bürgern, die in die gleiche Kerbe hauen, während andere gegenüber der Bürgermeisterin ihre Wut und Angst über diesen Terror zum Ausdruck bringen und sich bereits fragen, ob ein Wegzug nicht das Richtige wäre. Nicht so Christine Herntier, die in der Stadtverordnetensitzung fragt: „Geht das Problem denn weg, wenn wir es nicht benennen?“ Damit hat sie mehr als recht. Schon vor mehr als zehn Jahren wurden aus Spremberg Attacken faschistischer Gewalttäter bekannt. Gerade Südbrandenburg hat eine ausgeprägte faschistische Szene. Bei der Bundestagswahl im Februar 2025 gingen in Spremberg 32 Prozent der Erststimmen an den AfD’ler Lars Schieske. ³
Schön, dass Brandenburgs Innenminister Rene Wilke (parteilos) der Bürgermeisterin von Spremberg zur Seite springt.¹ Aber ob ihr dabei der Verfassungsschutz helfen kann, den er zu dem Besuch mitgebracht hat, kann bezweifelt werden. Immerhin haben die Agenten des Inlandgeheimdienstes die Lage ja schon mehr als zehn Jahre im Blick. Aber antifaschistischer Besuch täte dieser Stadt gut und eine breite Überzeugungsarbeit und Diskussion unter der Bevölkerung und der Jugend. Mit ihrem Brandbrief zeigt Bürgermeisterin Herntier, wie wichtig eine breite, überparteiliche und entschlossene antifaschistische Einheitsfront geworden ist.
Solidaritätsadressen bitte an: Stadtverwaltung Spremberg, Am Markt 1, 03130 Spremberg z. Hd. von Bürgermeisterin Christine Herntier