Leserbrief

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Arm trotz Abfindung?

Zur Korrespondenz „Hohe Abfindungsangebote trotz massiver Sparprogramme?“, die am 3. Juli auf Rote Fahne News erschienen ist, erreichte die Redaktion der folgende Leserbrief aus Köln:

Korrespondenz aus Köln

So wie beschrieben ging es uns KollegInnen des hundertprozentigen BP/ARAL-Tochterunternehmens TSG Tankstellensupport GmbH in Köln. Als Ursache für  Jobabbau und Betriebsauslagerungen wurden die Havarie der Ölplattform „Deepwater Horizon“ und die darauffolgenden Strafzahlungen von mehr als 21 Milliarden US-Dollar¹ genannt. 


Die Strafzahlungen an die USA rissen auch ein Milliardenloch in die britische Rentenversicherung, sodass sich die Regierung in London zu Rentenreformen genötigt sah. Der britische Steuerzahler und die britischen Rentnerinnen bzw. Rentner wurden infolgedessen auch zu Opfern des finanzimperialistischen Beutezuges der US-Regierung.

 

Zur Zeit des Unfalls der Ölplattform war BP kein britisches Unternehmen mehr. Der CEO/Vorsitzende von BP war ein US-Amerikaner, und BP war zu großen Anteilen Eigentum US-amerikanischer Finanzgesellschaften. Trotzdem wurden die Strafzahlungen England in Rechnung gestellt. Infolge dieses Geschehens verloren also viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von ARAL/BP ihre Stellung. 


Wir bekamen damals eine mit Gewerkschaft und Konzern abgestimmte scheinbar hohe Abfindung. Wer Glück hatte, fand relativ schnell wieder einen gut bezahlten Job. Etliche fanden nur prekäre Beschäftigung, andere blieben bis ins Renteneintrittsalter ohne neuen Job. 


Wem so die Stunde schlug, hatte ein böses Erwachen. Bevor überhaupt eine Zahlung aus der Arbeitslosenhilfe gewährt wurde, mussten sämtliche Rücklagen aus der Abfindung und von eventuell Erspartem erst aufgebraucht werden. Und das ging schnell: Allein 100 Euro musste der-/diejenige pro Monat an Krankenversicherung aus eigener Tasche zahlen, dazu Miete, Lebensunterhalt, Versicherungen und so weiter. Am Ende war die-/derjenige arm wie eine Kirchenmaus und blieb das in der anschließenden Rentenzeit bis zum Tod. Was droht also im schlimmsten Fall den Kolleginnen und Kollegen, die jetzt mit scheinbar hohen Abfindungen rausgepresst werden? Im schlimmsten Fall droht den Kolleginnen und Kollegen lebenslange bittere Armut.