Buchbesprechung

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Gegen Hochrüstung und Kriegstüchtigkeit

Ole Nymoen, 27 jähriger Podcaster, hat mit seinem im März 2025 erschienen Buch „Warum ich niemals für mein Land kämpfen würde“ (1) für eine heftige Polarisierung in der Öffentlichkeit gesorgt.

Von wb

Während die einen seine mutige Gegenposition zur psychologischen Kriegsvorbereitung der Herrschenden unter der Losung der „Kriegstüchtigkeit“ begrüßen, wird sein Buch von anderen in der Kritik regelrecht zerrissen.

 

Im ersten Teil erklärt Nymoen, warum Kriege von den Staaten zum Machterhalt geführt werden, bei dem sie ihre Bevölkerung opfern. Er zerpflückt dabei gängige Lebenslügen dieses kapitalistischen Systems, dass zum Beispiel Aufrüstung und Krieg dem Frieden oder der Verteidigung der Freiheit dienten. Vor allem lehnt Nymoen ab, sich mit dem (deutschen) Staat zu identifizieren und für diesen in den Krieg zu ziehen. "Wer ernsthaft glaubt, zum Beispiel als Deutscher, ihn trenne, von einem französischen, russischen, polnischen Soldaten mehr als von seinem Vermieter, Friedrich Merz oder dem Rekrutierungsbeauftragten der Bundeswehr, dem möchte ich sagen: Das stimmt nicht. Euch trennt von diesen Leuten überhaupt nichts, auf die ihr da schießt im Kampf. Außer eure Nationalität", sagt Nymoen. (2) "Die Arbeiter haben kein Vaterland" – diese Losung aus dem "Kommunistischen Manifest" ist auch seine. (S.114)

 

Auf den Vorwurf, dass er hier in Freiheit leben könne, aber für ihre Verteidigung nicht kämpfen wolle, antwortet Nymoen: „Ich würde gern Teil einer Gesellschaft sein (und dafür kämpfen), in der das Marx'sche Diktum gilt: „Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen!“ (S.127) Er outet sich damit als Anhänger des Sozialismus. Allerdings des kleinbürgerlichen Sozialismus. Denn Nymoen spricht nicht darüber, dass dazu die Arbeiterklasse im Bündnis mit den anderen Volksschichten auf revolutionärem Weg die Macht ergreifen und den Sozialismus aufbauen muss. Nach seiner Meinung braucht es nur den „Protest für mehr kollektive Selbstbestimmung“ gegen den Kriegskurs.

 

Im Buch greift Nymoen deshalb auch Lenins berühmtes Werk „Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus“ an. „Das Finanzkapital erscheint bei ihm (Lenin) als allmächtiger Akteur, der den Staat in der Tasche hat und dem Rest der Welt seine ökonomischen Interessen aufzwingt. Damit weitere Profite gemacht werden können, verlangt das (Finanz-) Kapital nach kriegerischer Expansion!“

 

Nymoen behauptet, diese Thesen von der Herrschaft des Finanzkapitals seien eingängig, aber "mehr als schief. Denn der Staat taucht hier überhaupt nicht mehr als eigenständiger Akteur auf, der über selbst gesteckte politische Ziele verfügt, sondern bloß als stummer Diener des Geldes.“ (S.50/51). Tatsächlich haben sich auch in Deutschland die Monopole den Staat untergeordnet, sind auf vielfältige Weise mit ihm verschmolzen und bedienen sich seiner als Dienstleister. So wächst die Ablehnung der aktuellen Hochrüstung und Weltkriegsvorbereitung unter den Leuten ja gerade deshalb, weil deutlich wird: Es sind Monopole wie Rheinstahl, bei denen die todsicheren Profite durch die Decke gehen. Und weil offensichtlicher wird, dass die Regierung im Interesse des Finanzkapitals Kurs auf eine Kriegswirtschaft nimmt, bei denen wir bezahlen sollen – und zwar morgen auch mit dem Leben.

 

Weil Nymoen die marxistisch-leninistische politische Ökonomie ablehnt, ist er leider nicht in der Lage, einen überzeugenden Weg für den aktiven Widerstand gegen den Kriegskurs und für seine Vision einer kommunistischen Welt ohne Ausbeutung, Unterdrückung und Kriege aufzuzeigen.