Redebeitrag auf der Potsdamer Strategiekonferenz

Redebeitrag auf der Potsdamer Strategiekonferenz

Fluten sind keine Überraschung - verhindern und vorbereiten!

Gestern errinnerten wir in einem Artikel auf Rote Fahne News an die Flutkatastrophe im Ahrtal und weiteren Regionen vor vier Jahren. Auf der Umweltstrategiekonferenz in Potsdam hielt ein Umweltgewerkschafter aus Düsseldorf den Redebeitrag "Fluten sind keine Überraschung - verhindern und vorbereiten!" Rote Fahne News dokumentiert ihn.

220 Opfer hatte die Flutkatastrophe 2021 in Deutschland und Belgien mindestens. Weitere Flutkatastrophen allein in Deutschland haben 2023 zahlreiche Gemeinden in Nord- und Ostdeutschland getroffen. Im letzten Jahr stellte unsere Ortsgruppe in Düsseldorf zum zweiten Jahres­tag der Flut fest, dass bisher aus dieser verheerenden Katastrophe keine tiefgreifenden Lehren gezogen wurden.

 

Durch ein Mitglied unserer Umweltgewerkschaftsgruppe und seine Familie wurden wir aufmerksam, dass die Landes- und die Bundesregierung die Geschädigten von 2021 buchstäblich alleine lässt. Versicherungen, Baugewerbe, Sachverständige nützen die Situation zur Geschäftemacherei. Unsäglich bürokratische Anforderungen blockieren die Hilfe für die Betroffenen - eine Verhöhnung der zehntausende Helfer nach der Flut. Daher organisierten wir zum 2. Jahrestag eine Protestkundgebung vor dem Landtag NRW - allerdings ohne Gehör zu finden.

 

Es fehlen Geld und Plan für wirksamen, bundesweiten Hochwasserschutz. Die Masse der Kommunen ist nicht besser vorbereitet, viele Bürger sind nicht besser informiert. Die nächste Flut kommt bestimmt. Viele Betroffene haben Gelder vom Wiederaufbaufonds des Lands NRW nicht gesehen, der zunächst Ende Juni 2024 auslaufen sollte ...

 

Wir brauchen eine Gesellschaftsordnung, in der nicht der Profit regiert. Wir schlagen unter anderem folgende Forderungen vor:

 

  • Sofortige Auszahlung von Spendengeldern und Wiederaufbauhilfen an die Betroffenen – systematische Vereinfachung für die betroffenen Gemeinden und Familien, kleine und mittlere Firmen, Hilfsleistungen von Behörden, Versicherungen und aus Spendenmitteln zu erhalten.
  • Sondersteuern von den industriellen Hauptverursachern wie RWE, die gezielt für den Schutz und Wiederaufbau bei Umweltkatastrophen eingesetzt werden.
  • Umfassende Frühwarn- und Informationssysteme in allen Wohngebieten, aber auch für abgelegen lebende Menschen, die erprobt und geschult werden müssen. Dazu gehören Schulungen der ganzen Bevölkerung wie für Erste Hilfe zur Befähigung, mit Fluten, aber auch Stürmen, Hitze- und Kälteereignissen umzugehen. So sind bei der Katastrophe 2021 Menschen an Stromschlägen gestorben oder hilflos ertrunken, weil sie die Gefahren der Flut im eigenen Keller oder auf Wegen nicht einschätzen konnten. Dass in Deutschland endlich ein Warnsystem über Mobiltelefone eingerichtet wurde, ist zu begrüßen. Das ersetzt aber nicht die Vorbereitung und das Training für solche vorhersehbaren Katastrophensituationen.
  • Eine Pflichtversicherung für alle Gebäude in Deutschland (Elementarschäden), um für die Versicherten in Risikogebieten den Versicherungsschutz zu gewährleisten. Wir müssen uns organisieren, gegen die Ursache der Klimakatastrophe kämpfen und Vorsorge gegen ihre Folgen erstreiten. Die enorme Hilfsbereitschaft von zehntausenden Freiwilligen aus dem ganzen Bundesgebiet über lange Zeit macht deutlich, dass und wie eine systematische Vorbereitung auf solche Umweltkatastrophen durch Selbstorganisation und Selbstorganisationen entwickelt werden kann.