Film-Tipp/Neu mit LINK zum Film

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DEFA 1956: "Thomas Müntzer"

In unserem kommunalen Kino in Mannheim lief der spannende DEFA-Film "Thomas Müntzer" aus dem Jahre 1956.

Korrespondenz

Nach einigen Liedern mit Bezug zum Thema durch zwei regional sehr bekannte Musiker und Aktivisten, wobei auch eine Drehleiher zum Einsatz kam und wir erfahren durften, dass diese ursprünglich ein Kircheninstrument war, bevor sie die Jahrmärkte eroberte, gab es eine kurz und bündige Einleitung.

 

Dann der Film. Spannend gemacht für den damaligen (und auch heutigen) Zuschauer, versucht er nicht nur die ideologischen Fragen der Reformationszeit aufzuzeigen, alle noch in christlich-religiösem Kleid, sondern auch die Beweggründe der verschiedenen Klassen und Schichten, die komplizierte Bündnisfrage und die Schwankungen, ja Verrätereien bestimmter Gruppen und Schichten. Auch die schwierige Entscheidung, wann die Zeit des Losschlagens gekommen ist, was durch Listen und Angriffe der Herren mitbestimmt wird, sowie der Umgang mit der unvermeidlichen Niederlagenstimmung kommen vor.

 

Die DDR hielt damals noch an der Einheit Deutschlands fest, weshalb außer der Buntschuhfahne zweimal die Schwarz-Rot-Gold-Fahne auf Seiten der Bauern erscheint, die im Bauernkrieg noch keine Rolle spielte. Außerdem taucht immer wieder das Ziel der Vereinigung der thüringisch - sächsischen Bauernhaufen um Müntzer mit denen südlich des Mains, die einen kampferfahrenen, beratenden "Bruder" geschickt hatten, auf. Womit der Zuschauer auch die in den 1950er Jahren aktuelle Frage der deutschen Einheit verbinden kann.

 

Interessant war hinterher noch die Diskussion unter einem halben Dutzend Filmbesuchern in der Kneipe zwei Ecken weiter. Von "kitschig und voller Propaganda" bis hin zum totalen Gegenstandpunkt und Hinweisen auf damalige Rahmenbedingungen, z. B. auch das KPD-Verbot zeigten sich die verschiedenen Denkweisen von Menschen, die schon sehr oft Einheit in vielen Demonstrationen gemeinsam gezeigt hatten und so über Jahre untereinander Vertrauen entstanden war. Vielleicht zeigte sich mancher gar überrascht und enttäuscht, wie widersprüchlich der Film bei uns angekommen war.

 

Aber ohne Streit, aber auch ohne Versöhnlertum gingen wir danach auseinander, im Bewusstsein, uns demnächst wieder bei einer Kundgebung oder Demonstration (oder fortschrittlichem Filmschauen) mit vielen anderen zu treffen. Widersprüche bringen die Welt weiter und man kann bei deren Behandlung lernen. Einheit ohne widerspruchsvolle Auseinandersetzung ist meistens oberflächlich, macht schläfrig und dumm, ist illusionäre Grundlage des Daseins. Auch dies lehrte der Film meines Erachtens. Der ganze Film entstand unter Mitwirkung des bekannten Arztes und Schriftstellers Friedrich Wolf und vieler anderer Künstler. Außerdem spielten bei den Massenkampfszenen 2000 Volkspolizisten und Studenten und Studentinnen der Baufachhochschulen Gotha und Erfurt mit.

 

Hinweis der Redaktion:

Den Film kann man sich komplett ansehen auf youtube