Pressemitteilung von "Essen stellt sich quer"

Pressemitteilung von "Essen stellt sich quer"

Cybermobbing gegen Anwohner und Antifaschisten in Essen-Kray

Am 11.07.2025 fand ein sogenannter „Offener Abend" der neonazistischen Partei „Die Heimat", zusammen mit ihrer Jugendorganisation „Heimatjugend"/"Junge Nationalisten" in der Marienstraße 66a in Essen-Kray statt.

Wann immer Rechtsradikale sich treffen, ist auch Sebastian Weber nicht weit. Weber betreibt seit 2021 einen Youtube-Kanal mit dem Namen „Weichreite TV", auf dem er Versammlungen „dokumentiert" und streamt. Erstmalig in Erscheinung getreten ist er 2019, als er für die „Alternative für Deutschland" (AfD) bei den Kommunalwahlen in Sachsen antrat. 2023 sollte er für die AfD in den Jugendhilfeausschuss in Leipzig gewählt werden. Interne Streitereien innerhalb der AfD sorgten aber dafür, dass diese Wahl platzte. Das Portal chronik.LE, das ein äußerst lesenswertes Dossier zu Weber erstellt hat, analysiert: „Weber ist kein kritischer Journalist, sondern versucht, durch seinen Aktivismus extrem rechte Positionen in die Mitte der Gesellschaft zu tragen. Er unterstützt rechte Straßenproteste und die damit verbundenen Akteur*innen."

 

Beim letzten Zusammenkommen von „Die Heimat", „Heimatjugend"/"Junge Nationalisten", sowie „Jung und Stark" und lose organisierten Neonazis in Essen filmte Weber abermals demokratischen Gegenprotest und führte wie so oft Interviews mit Neonazis, wie dem Kader Sven Skoda aus Dortmund, mit dem er sich prächtig verstand. Er filmte aber auch das Haus in der Marienstraße 66. Dessen Hausbewohner*innen hatten das gesamte Haus bunt geschmückt, um ein klares Zeichen zu setzen, dass sie nichts mit den Nazis von „Die Heimat" im Hinterhof des Hauses gemein oder zu tun haben. Zusätzlich war an dem Hauseingang ein Schild angebracht worden, das erklärte, warum das Haus geschmückt war.

 

Weber filmte nicht nur das Schild am Hauseingang, sondern auch die Klingelschilder der Bewohner*innen. Den Stream schauten zu dem Zeitpunkt ca. 4000 Menschen. Kurze Zeit darauf trafen mehrere Lieferdienste in der Marienstraße ein. Alle sollten Lieferungen in die Marienstraße 66 bringen. Von den Bewohner*innen aber hatte niemand etwas bestellt.

 

Diese Form des Cybermobbings nennt man „Pizzabombing". Dabei werden massenhaft Bestellungen bei Lieferdiensten an eine bestimmte Adresse ausgelöst, um die Adressat*innen psychisch fertigzumachen. Das Ganze klingt zunächst wie ein digitaler Klingelstreich, zielt aber darauf ab, die Ziele dieser digitalen Attacken müde zu machen, auszulaugen und aus dem digitalen Raum heraus abzustrafen. Ständiges, ungewolltes Klingeln, andauerndes Rechtfertigenmüssen gegenüber den Lieferant*innen, sowie potentielles Ausbleiben von Belieferungen bei echten Bestellungen wird als digitale Waffe eingesetzt, um Menschen im Privaten mürbe zu machen. ...

 

Das Abfilmen der Klingelschilder durch Weber ist dabei als sogenannte „Dog Whistle", zu deutsch Hundepfeifen-Politik, zu verstehen. Eine Form codierter Sprache, die es erlaubt, verstecke Botschaften in Aussagen einzubetten, die die eigene Anhänger*innenschaft versteht und zum Handeln aufgerufen wird. Die „Dog Whistle" des Abfilmens der Klingelschilder nahmen die rechten Medienkonsument*innen von Weber zum Anlass, zur digitalen Attacke auszuholen, ohne dass Weber explizit dazu aufrufen musste. Von dem selbsternannten „Journalisten", der nichts anderes als ein rechter Medienaktivist ist und seinen digital aufgestachelten Gefolgsleuten geht eine reale Gefahr aus. ...

 

Eine solche Niedertracht ist uns unbegreiflich. Wir stehen solidarisch an der Seite aller Demokrat*innen, die sich gegen Nazis engagieren.