Thyssenkrupp – Proteste in Dortmund und Duisburg
„Uns reicht’s“: Protestkungebungen, Verkehrsblockaden und Warnstreiks
Heute protestierten Stahlarbeiter in Dortmund und Duisburg gegen die Pläne des TKSE-Vorstands zur Vernichtung von 11.000 Arbeitsplätzen und einer rigorosen Kürzung der Einkommen von jährlich 200 Millionen Euro. In Duisburg waren es 1.500, in Dortmund 400 bis 500. In Dortmund standen alle Produktionsanlagen.
In Duisburg streikten die Kollegen im Warmbreitbandwerk und Kaltbandwalzwerk pünktlich zum Beginn der Protestaktion ab 12 Uhr. Die Produktion stand 1,5 bis 2 Stunden lang. In Duisburg und Dortmund wurden Teile des Verkehrs blockiert. Es war eine Kampfaktion an mehreren Standorten im Konzern. Bereits am Vortag hatte die Kollegenzeitung Stahlkocher in einem Extra dazu aufgerufen: „Auf Erpressung kann es nur eine Antwort geben: Streik!“
Aus Duisburg berichtet ein Korrespondent:
Auf die provokante Erpressung des Thyssenkrupp-Vorstands (rf-news berichtete - siehe unten) antworteten heute 1.500 Kolleginnen und Kollegen mit einer kämpferischen Kundgebung am Tor 1. Der Betriebsrat hatte dort zu einer Betriebsrats-Info aufgerufen. An einzelnen Anlagen stand die Produktion, also faktisch Streik. Dazu wurde von der Führungsetage ausgehend gehörig Druck gemacht, die Produktion dürfe auf keinen Fall stehen. Also genau das ist die Stelle, wo ein selbstständiger Streik den Vorstand empfindlich treffen wird!
Mitstreiterinnen des Solidaritäts-Kreises „Keiner schiebt uns weg“ versicherten ihre Solidarität, wurden freundschaftlich begrüßt und sammelten Unterschriften für die Erklärung „Das Revier muss leben“. Die MLPD überbrachte als einzige Partei ebenfalls solidarische Grüße, war unübersehbar und setzte sich mit den Kolleginnen und Kollegen über den notwendigen Weg eines selbständigen Streiks auseinander. Denn die jahrelang gepriesene „Sozialpartnerschaft“ wurde hier von TKSE offen aufgekündigt – mit Lopez und Russwurm an der Spitze. Dreist drohen sie mit Insolvenz und offenen Massenentlassungen, wenn IG Metall und Belegschaft sich ihrem Diktat nicht beugen.
Die Kollegen sind empört und entschlossen, sich diesem Kurs zu widersetzen, halten einen Streik für notwendig. Auf große Zustimmung trifft, dass es um die Zukunft der Jugend geht, gegen den Kahlschlag bei Ausbildungsplätzen und drohende Nichtübernahmen ab 2026, um die Zukunft der „Stadt Montan“ und der ganzen Region. Es gab oft auch Zustimmung, dass die Stahlbelegschaften ein Zeichen setzen können, wohin die Reise in Deutschland geht: offensiver Kampf für Arbeiterinteressen oder reaktionäre Wende der Monopole und ihrer Regierung.
Aber noch immer ist einiges zu klären: „Wir sind da, wenn die IGM ruft – aber es gibt kein Streikrecht“. Auch das gehört als politische Forderung auf die Agenda! Knapp 20 Streikrecht-Broschüren der MLPD wechselten den Besitzer. Und wenn sich die Stahlbelegschaften das Recht zu streiken nehmen, wird das Ruhrgebiet und viele Belegschaften voll hinter ihnen stehen. Das unterstrich auch die selbstständige Blockade der Straßenbahnlinie, die Kollegen eigenständig, gegen das Eingreifen der Polizei, durchsetzten.
Die Betriebsratsspitze zerpflückte anschaulich die „Giftliste“ des Vorstands. Beifall brandete immer auf wenn es hieß: „Das ist mit uns nicht zu machen“ und wenn die fehlende Wertschätzung der Arbeits- und Lebensleistung der Kollegen durch den Vorstand (Stichwort: Streichung Jubiläumsgeld) angeprangert wurde. Aber was dann? Der Vorstand wird sich schwerlich überzeugen lassen, dass die IG Metall den besseren „Business-Plan“ für Stahl hat. Für ihn zählt der Maximalprofit – und Stahl für Aufrüstung. TKSE wird auf Kriegswirtschaft umgestellt, das ist der Kern der Pläne.
Eine offene Kapitulation vor den Konzernplänen, wie sie IGM-Bezirksleiter Giesler anbahnt („so traurig es ist: tkSE ist zum Sanierungsfall geworden“) will sie aber auch nicht akzeptieren. So kündigte der erste Bevollmächtigte der Duisburger IGM an: wir verhandeln, was möglich ist – am Ende müsse dann die Belegschaft, jeder Einzelne entscheiden, ob man einem solchen Vertrag dann zustimmen kann. Die Alternative sei aber auch: betriebsbedingte Kündigungen zum 1.4.2026.
Einknicken vor den Erpressern? Das kommt für Arbeiter nicht infrage! Bangemachen gilt nicht. Eine tatsächliche Alternative ist: Kampf – und das heißt selbständiger Streik – um jeden Arbeits- und Ausbildungsplatz! Abbruch der Verhandlungen – mit Erpressern verhandelt man nicht! Kein Verzicht – das rettet keinen Arbeitsplatz, sondern bringt uns in die Defensive! Ein Zeichen setzen für die Jugend, für das ganze Revier – dafür lohnt es sich, „ins Risiko zu gehen“. Diese zwei Wege werden den Kollegen zunehmend bewusst, auch dass die MLPD und die klassenkämpferische Richtung in der IG Metall konsequent für diesen Kurs stehen. Sie zu stärken und gemeinsam die Initiative für Streik und den Weg der Arbeiteroffensive zu ergreifen, ist das Gebot der Stunde! Das war heute Gegenstand vieler Diskussionen und darauf wird es in den nächsten Tagen ankommen.
Und aus Dortmund wird berichtet:
Pünktlich um 11:30 Uhr standen alle Produktionsanlagen im Werk Dortmund. Auch die Anlagen, die bei der letzten Aktion noch weiter produziert haben. 400 bis 500 Kolleginnen und Kollegen aller Schichten waren zur Betriebsversammlung vor Tor 4 gekommen. Auch die Auszubildenden waren vollzählig da.
Die Kolleginnen und Kollegen blockierten für eineinhalb Stunden den Kreisverkehr und damit die Zufahrt zum Werk. Die Kolleginnen und Kollegen sehen den Ernst der Lage und sie fühlen sich durch die Kampfansage des Vorstands herausgefordert. Sie sind kampfbereit und widerlegten die von einigen Betriebsräten vertretene gegenteilige Meinung.
Sowohl ein Sprecher der VKL als auch eine Kollegin forderte die Kolleginnen und Kollegen auf, selber aktiv zu werden: Nur mit einem selbständigen Streik sind die Vorstandspläne vom Tisch zu bekommen! Der Sprecher der VKL forderte, „über den Tellerrand zu schauen“ und ging auf die Hintergründe der Konzernpläne ein. Sie sind untrennbar mit der Umstellung des Konzerns auf die Aufrüstung und Kriegsvorbereitung verbunden! „Die erzählen uns, dass sie kein Geld haben. Denen geht es besser, als sie uns vormachen. Seit Wochen steigen die Aktien von Thyssenkrupp", spricht ein Kollege aus. Viele erwarteten, dass Betriebsrat oder Gewerkschaftsgremien dazu aufrufen - was ihnen nach herrschender Rechtsprechung und Gesetzen aber verboten ist. Es gab viele Diskussionen über einen konzernweiten selbstständigen Streik.
Der Vorstand will noch in dieser Woche eine Zustimmung der IG Metall erpressen zu seinen Plänen zum Umbau des Konzerns und der rigorosen Vernichtung von 11 000 Arbeitsplätzen und Lohnraub von 200 Mio. Euro jährlich. Während eine ganze Riege von SPD-Politikern, wie der Oberbürgermeister oder eine Vertreterin der Grünen, förmlich ihre Solidarität überbringen durften, wurde dies der MLPD verwehrt. Dafür überbrachte die MLPD den Kollegen persönlich ihre Solidarität und wurden ihre Flugblätter zahlreich unter den Kolleginnen und Kollegen verteilt und es gab viele tiefgehende Gespräche.
Am Schluss forderte eine Kollegin ihre Kolleginnen und Kollegen auf, länger zu bleiben. Das wurde diesmal noch nicht aufgegriffen, aber viele hätten das gut gefunden. Jedenfalls: Noch ist das letzte Wort nicht gesprochen. Die Belegschaftsversammlung wurde nicht beendet - sie wurde nur unterbrochen.
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