Bochum: Protestkundgebung bei ThyssenKrupp
Intensive Diskussionen
Für heute hatte der Betriebsrat von Thyssenkrupp / Essener Straße in Bochum zur Informationsveranstaltung und zum Protest für die Zeit von 12 Uhr bis 15 Uhr aufgerufen. Zum Ärger vieler Kollegen im Werk – 300 Meter weit vom Tor Süd entfernt! Dort versammelten sich 350 bis 400 Kollegen.
Mit der Extraausgabe der Zeitung von Kollegen für Kollegen, „Stahlkocher“, waren wir seit Montag jeden Tag am Werkstor. Wir mobilisierten die Kollegen, sich für einen unbefristeten Streik stark zu machen: „Auf Erpressung kann es nur eine Antwort geben: Streik!“
Großes Interesse, mit uns zu diskutieren. Und sie wurde immer größer. In den Gesprächen vorm Tor wurde die Stimmung von Tag zu Tag kämpferischer – und für einen Streik. Doch wie organisieren? Die meisten konnten es sich noch nicht vorstellen, selbst die Initiative zu ergreifen – auch wenn sie kampfbereit sind:
- „Unsere Schicht ist erst gestern informiert worden – ich muss erst mal gucken.“
- „Wir werden heute rausgehen, ist doch klar!“
- „Wir müssen kämpfen, dass es ihnen wehtut.“
- „Wir müssten konzernweit streiken, alles dichtmachen. Und wenn es ein wilder Streik ist, da würde ich sofort mitmachen!“
- „Wenn der Betriebsrat eine Infostunde macht – das ist doch dann kein richtiger Streik, vor allem, wenn die Anlagen noch laufen!“
- „Die IG Metall organisiert den Streik gar nicht!“
Einige Kollegen unterschrieben den Aufruf „Das Revier soll leben“.
Für heute hatte die Stahlbetriebsgruppe der MLPD eine Solidaritätserklärung geschrieben. Darin heißt es:
„Die MLPD ist eng mit den Arbeitern verbunden, fördert und unterstützt ihre Kämpfe. Ihr könnt euch sicher sein, dass wir euch mit unserem ganzen Know-how zur Seite stehen! In diesem Sinne wünschen wir euch für eure heutige und die kommenden Streikversammlungen viel Erfolg!“
Kaum ein Kollege nahm sie nicht mit. Sie freuten sich über die Solidarität. Leider wurde uns verwehrt, sie im Werk bei der Versammlung bekanntzumachen.
Um 13 Uhr – pünktlich zur Spätschicht – war die Versammlung beendet. Offenbar sollte die Produktion weiterlaufen. Kollegen, mit denen wir hinterher sprachen, waren enttäuscht und auch sauer darüber, dass der Betriebsrat auf Verhandlungen orientiert. Doch das Bewusstsein wurde gestärkt. Die Diskussion um einen richtigen Streik geht in die nächste Runde. Dass ein konzernweiter, selbständiger Streik nötig ist, darüber wird zunehmend diskutiert.