Von der Klimakatastrophe in den Finanzcrash

Von der Klimakatastrophe in den Finanzcrash

Im Krisenstrudel des Imperialismus

"Der Finanzsektor, wie wir ihn kennen, hört auf zu funktionieren. Und damit wird auch der Kapitalismus, wie wir ihn kennen, untragbar."¹ Diese Aussage kommt aus berufenem Munde, doch nicht von einem Revolutionär. Günther Thallinger, einer der Spitzenmanager des internationalen Finanzkapitals und im Vorstand des Versicherungsriesen Allianz, gab diese Prognose im März 2025 auf der Internetplattform LinkedIn. Was ihm Sorgen bereitet, sind die Rückwirkungen der voranschreitenden globalen Klimakatastrophe auf das Finanzsystem.

Korrespondenz aus Düsseldorf

Mehr als 150 "noch nie dagewesene Klima-Desaster" rund um den Planeten hat die UNO in 2024 erfasst. Hunderttausende Tote und die Zerstörung von Billionenwerten in den letzten Jahrzehnten sind die Folgen. Aber Günther Thallinger treibt noch etwas anderes um: "Wir nähern uns rasant Temperaturwerten, bei denen Versicherer viele dieser Risiken nicht mehr abdecken können. ... Der wirtschaftliche Wert ganzer Regionen - Küstengebiete, Trockenzonen, Waldbrandregionen - wird von der Bildfläche verschwinden."


Die Versicherungskonzerne treiben die Policen hoch oder flüchten aus Risikogebieten. Laut "Versicherungsmagazin" liegen die Kosten für eine Elementarschadensversicherung im Ahrtal inzwischen jährlich bei etwa 2700 Euro, dreimal so viel wie vor der Flutkatastrophe. Zudem fordern viele Versicherer horrende Selbstbeteiligungen. In Kalifornien sind sieben von zwölf Topversicherern komplett aus dem Geschäft mit Gebäudeneuversicherungen ausgestiegen, nach dem verheerenden Feuersturm zu Jahresbeginn.


Viele Hausbesitzer haben Mühe, überhaupt noch eine Versicherung zu finden. Wer abbrennt oder absäuft, steht alleine da. Günther Thallinger sieht düstere Sturmwolken über dem Finanzsystem: "Ein Haus, das nicht versichert werden kann, lässt sich nicht finanzieren. Keine Bank vergibt Kredite für unversicherbare Immobilien. Die Kreditmärkte frieren ein. Das ist eine vom Klima verursachte Kreditklemme." Mit dieser Befürchtung steht Thallinger nicht alleine.

 

Selbst der dem Faschisten Trump hörige US-Senat warnte im Dezember 2024: "Der Klimawandel ist nicht länger nur ein Umweltproblem. Er ist eine heraufziehende ökonomische Bedrohung". Es drohe "ein Kollaps der Immobilienwerte ... eine Finanzkrise ... wie den großen Crash von 2008 ...". Nicht nur Versicherungskonzerne, auch große Banken könnten mitgerissen werden. In den USA ist die Unversicherbarkeit von Immobilien längst ein systemisches Risiko. Laut "Wall Street Journal" sind große Teile Floridas durch explodierende Versicherungskosten zum Immobiliendesaster geworden. Die Policen sind bereits teurer als die Hypothekenraten. Die Hausbesitzer verkaufen und verschwinden.


Millionen Menschen erleben, wie der Wert ihrer Häuser auf Dauer unter den Wert des Kaufpreises sinken. Staatliche Hilfe wie 2008 ist nicht zu erwarten. Denn die Immobilien sind nicht nur finanziell verdorben, sondern physikalisch toxisch geworden. Allianz-Vorstandsmitglied Thallinger warnt, dass mehrere zeitnah verlaufende Höchstschadensereignisse, die die Klimavorhersagen erwarten lassen, keine Regierung und keine Versicherung realistisch schultern können wird. Das bedeutet: keine Hypotheken mehr, keine neuen Immobilienprojekte, keine langfristigen Investments, keine finanzielle Sicherheit. Die Staaten versagen in der Aufgabe, existenzielle Risiken aufzufangen. Der Kapitalismus wird untragbar, das hat Thallinger richtig erkannt. Aber was folgt daraus - oder danach? Illusionen in einen Kapitalismus, den wir noch nicht kennen? Die Perspektive aus dem menschheitsgefährdenden Kriegs- und Krisenstrudel des Imperialismus heraus liegt in der Überwindung des Imperialismus, im Kampf für den echten Sozialismus in den vereinigten sozialistischen Staaten der Welt.