Daimler Truck
Für 12 Prozent Rendite soll jeder siebte Arbeitsplatz vernichtet werden!
Nach fünf Monaten ist es offiziell: Der Vorstand von Daimler Truck will 5000 Arbeitsplätze vernichten. Das wäre jeder siebte Job der 35 500 Personen starken Belegschaft in Deutschland.
Von wb
Der Rückgang von knapp sieben Prozent verkaufter Fahrzeuge im ersten Halbjahr 2025 gegenüber dem Vorjahreszeitraum hat wohl den Druck erhöht, dass Vorstandschefin Karin Radström jetzt mit diesem Angriff an die Öffentlichkeit ging. Mit dem „Cost Down Europe“-Programm, bei dem jedes Jahr eine Milliarde Euro eingespart werden soll, soll Daimler Truck zur weltweit „besten Firma für Lastwagen und Busse“ werden. Und zwar mit den „besten“ Profitmargen. Die Umsatzrendite soll deshalb von derzeit acht bis neun auf zwölf gesteigert werden. Schon jubilieren die Börsenexperten: „Neue Ziele, Jobabbau – Aktie dreht schnell ins Plus“. Dafür sollen die Existenz von 5000 Stammbeschäftigten und Familien sowie weiterer tausender von Leiharbeitern aufs Spiel gesetzt werden. Wie unmenschlich ist das denn!
Noch Anfang Mai gaben der Gesamtbetriebsrat und die IG Metall zufrieden das Verhandlungsergebnis mit dem Vorstand bekannt. Mit einem „Zukunftstarifvertrag“ würde „unsere Perspektiven in einer Zeit großer Veränderungen“ gesichert sein.¹ Aber bereits darin wurden der Ausschluss betrieblicher Kündigungen bis 2035 und ein „sozialverträglicher“ Personalabbau vereinbart. Zu Lasten der Zukunft der Jugend, der verbleibenden Stammarbeiter und der Leiharbeiter, deren erlaubte Quote auf 18 Prozent erhöht wurde.
Dass der Vorstand jetzt in der Öffentlichkeit die Vernichtung von 5000 Arbeitsplätzen verkündet, ohne auch nur zuvor mit dem Betriebsrat zu sprechen, kritisiert Betriebsratschef Michael Brecht. Sicher ist das dreist. Aber Brecht pocht auf die „Wirtschaftlichkeitsprüfung (um) festzustellen, ob und wie viele Stellen wegfallen oder verlagert werden“.² Doch die Wirtschaftlichkeit, sprich Profitabilität, kann nicht die Messlatte von uns Beschäftigten sein. Wir wissen, was wir leisten, und dass die hohen Profite aus der Ausbeutung unserer Arbeit und der Natur stammen. Uns interessiert unsere Zukunft und die unserer Familien!
„Sozial verträgliche“ Arbeitsplatznichtung?
Jeder Arbeitsplatz, der weg ist, fehlt unserer Jugend und den Menschen in der Region. Auch ist es mehr als fraglich, obwohl so viele Kolleginnen und Kollegen eine Abfindung nehmen, in Zeiten, in denen fast überall Jobs abgebaut werden. Dann heißt es: Leider müssen wir zu Kündigungen übergehen und die Beschäftigungssicherung aufkündigen.
Statt abzuwarten, ist doch gerade jetzt der richtige Zeitpunkt, den Kampf um jeden Arbeitsplatz vorzubereiten und durchzuführen – und zwar offensiv mit dem Ziel der 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich als Konzern- oder Branchenvereinbarung.
Denn ob bei Bosch, Mercedes-Benz, Audi/Porsche/VW oder Ford – überall sollen massenhaft Arbeitsplätze vernichtet werden. Aber bei Trucks „möglichst sozialverträglich“, dass es nicht zum Aufstand der Belegschaften kommt. Das zeigt die Defensive der Konzerne. Immer mehr Rüstungsproduktion
Daimler Trucks ist ein wichtiges Unternehmen im militärisch-industriellen Komplex und baut den Anteil seiner Rüstungsproduktion erheblich aus. Daimler Trucks exportiert Militärfahrzeuge in mehr als 20 Länder – darunter solche „Musterdemokratien“ wie Algerien, Ägypten, die Türkei, die Vereinigten Arabischen Emirate, Katar und Saudi-Arabien. Die Bundeswehr bestellt Hunderte Lkw bei Daimler Trucks. Das ist Kriegsvorbereitung. Während Daimler Trucks so tut, als würde das immerhin Arbeitsplätze sichern, werden trotzdem Tausende Arbeitsplätze vernichtet.
Zeit zu kämpfen!
Der Unmut unter den Kolleginnen und Kollegen ist groß. Die Betriebsgruppen der MLPD treten in der Situation für harte gewerkschaftliche und im Kampf um jeden Arbeitsplatz besonders selbständige Streiks ein.